Baden-Württemberg will Neckar-Schleusen ausbauen

30.11.2006 09:31 Uhr

Wasserstraßen den modernen Anforderungen anpassen: Investition von 150 Millionen Euro in Verlängerung der Schleusenkammern auf 140 Meter

Stuttgart. Politik und Wirtschaft sind sich einig: Der Neckar muss für die Binnenschifffahrt durchgängiger gemacht werden. Dies bedeutet nach den Worten des baden-württembergischen Verkehrsstaatssekretärs Rudolf Köberle, die insgesamt 27 Schleusen von derzeit 110 Meter auf 140 Meter zu verlängern. Nur so könnten auch 135 Meter lange Schiffe, die auf dem Rhein Standard seien, den Fluss von der Mündung bis nach Plochingen befahren. „Dieses Ziel werden wir nun gemeinsam weiterverfolgen, nachdem der Bund das Bauvorhaben in seinen Investitionsrahmenplan aufgenommen hat“, sagte Köberle. Allerdings gebe es noch keine konkreten Daten zum Baubeginn und zur Bauzeit, hieß es im Innenministerium. Die Kosten für den Ausbau der Schleusen werden auf 150 Millionen Euro beziffert. Der Neckar ist bisher von Mannheim bis Plochingen auf einer Strecke von 203 Kilometern nur für Güterschiffe mit einer Länge von maximal 105 Metern und einer Tragfähigkeit von 2400 Tonnen befahrbar. Im Jahr 2005 wurden auf dem Fluss rund 8,6 Millionen Tonnen Güter transportiert. Bereits 1996 hatte das Land unter Beteiligung der Wirtschaft das „Forum Binnenschifffahrt“ gegründet. Mit dem Schleusenausbau will man dem zunehmenden Containerverkehr auf dem Wasser gerecht werden. Köberle wies auch auf Entlastungen der Umwelt und der Straßen hin. Im Südwesten würden jährlich 33 Millionen Tonnen auf Rhein, Neckar und Main transportiert. Mit dem Lastwagen würde diese Menge rund 1,65 Millionen Fahrten ausmachen. Nach einer Studie zur Wirtschaftlichkeit ist der Nutzen der Schleusenverlängerung doppelt so hoch wie die Investitionen dafür. Nach Angaben des Wasser- und Schifffahrtsamtes Stuttgart kann mit dem Ausbau 2012 begonnen werden, vorausgesetzt die politischen und rechtlichen Bedingungen seien erfüllt. Die Bauzeit dürfte zehn bis zwölf Jahre betragen. Die Neckarschleusen sind mit einer Ausnahme Doppelschleusen, von denen jeweils nur eine Kammer verlängert werden soll. Dies bedeutet, der Schiffsverkehr würde durch die zweite Schleuse ungehindert weiter laufen. Zudem werden beim Bau nahezu keine Flächen etwa am Ufer oder den Kaianlagen benötigt, da meist im Wasser gearbeitet wird. Es sollen aber zeitgleich Antriebe und Technik der Schleusen sowie deren Kammern und Tore in Stand gesetzt werden. Die Schifffahrtsämter Stuttgart und Heidelberg wollen auch in den Flussbereichen zwischen den Schleusen Wende- und Engstellen verringern, bei denen sich die längeren Schiffe in Flusswindungen nicht begegnen könnten und darum ein Einbahnverkehr nötig wäre. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart plädiert ebenfalls für den Ausbau. „Der Fortschritt in der Binnenschifffahrt darf im Interesse der Wirtschaft nicht am Neckar vorbeigehen“, betonte IHK-Hauptgeschäftsführer Andreas Richter. Ohne den Schleusenausbau sei die Neckarschifffahrt langfristig in ihrer Existenz bedroht. Auch die Rhenus AG & Co. KG, ein logistischer Dienstleister mit 11.000 Mitarbeitern, die unter anderem an den Binnenhafenstandorten Heilbronn und Mannheim aktiv ist, begrüßte ausdrücklich den Plan zum Ausbau der Neckarschleusen. So werde die Wettbewerbssituation in den Neckarhäfen deutlich verbessert, zumal die Containerschifffahrt an Bedeutung gewinne. (dpa/sb)

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