Autoindustrie schaltet einen Gang hoch

27.09.2006 15:17 Uhr

Neue Modell und vorgezogene Autokäufe vor der Mehrwertsteuererhöhung sollen Markt beleben – Jahr 2007 als schwierig eingeschätzt

Paris/Frankfurt. Die deutsche Autoindustrie will bis Jahresende einen Gang hochschalten. Dank neuer Modelle und vorgezogener Autokäufe vor der Mehrwertsteuererhöhung Anfang 2007 werde sich der deutsche Markt beleben. „Es wird aber kein Sturm ausgelöst“, sagte der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Bernd Gottschalk, vor Beginn des Internationalen Automobilsalons in Paris der dpa. „Die Welle wird nur ein Wellchen sein.“ Im Gegensatz zu vielen weit optimistischeren Branchenexperten rechnet der Verband nur mit einem Vorzieheffekt von rund 50.000 Autokäufen vor der Steueranhebung. 2007 werde dagegen der Start ins Jahr schwierig. Der VDA hatte im Sommer seine Prognose leicht angehoben und erwartet für 2006 rund 3,4 Millionen Neuzulassungen in Deutschland. Das wäre leicht mehr als im Vorjahr mit einem Absatz von 3,34 Millionen. „2006 wird ein besseres Jahr, aber kein gutes Jahr“, sagte Gottschalk. Nach vier Jahren Flaute hatte der Automarkt 2004 zum ersten Mal wieder leicht angezogen. In Paris werden vom 30. September bis 15. Oktober rund 1,5 Millionen Besucher zur „Mondial de l'Automobile» erwartet. 2007 werde die deutsche Autoindustrie unfreiwillig gebremst. Der Verbandspräsident spricht von „Sorgenfalten“ auf der Stirn. „Die Mehrwertsteuererhöhung wird wie eine psychologische Bremse wirken – zusätzlich zu dem Kaufkraftentzug wegen der Benzinverteuerung an der Zapfsäule. Das alles summiert sich im Kopf und im Bauch der Konsumenten.“ Auf eine Prognose für 2007 wollte sich Gottschalk noch nicht festlegen. Derzeit ist die Autoindustrie für die nächsten Monate optimistisch, weil im August erstmals seit langer Zeit die Käufe von Privatkunden wieder zugenommen haben - und nicht nur die der gewerblichen Kunden. Der Export bleibt weiterhin ein wichtiger Motor und soll im Gesamtjahr ein neues Rekordniveau von mehr als 3,8 Millionen erreichen. Die Nachfrage aus Ländern außerhalb Europas nehme zu, wie Russland, China, USA und Südafrika. „Ertragsmäßig müsste uns der Export aber noch mehr Freude machen“, sagte Gottschalk. Wichtig sei ein stärkerer Inlandsmarkt. Die Autoindustrie laufe ganz gut, während die Nutzfahrzeuge der wahre Konjunkturtreiber seien. Sorgen bereiten dem Verbandspräsident weiterhin die hohen Rabatte, die von Branchenexperten auf rund 15 Prozent geschätzt werden und die Margen der Hersteller belasten. „Wir sehen noch keine Trendwende.“ Auf dem deutschen Markt herrschten aber nicht solche „besorgniserregenden Verhältnisse“ wie in den USA. (dpa/tz)

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