Ausgeträumt: Der Traum

Ausgeträumt: Der Traum vom NetzZu marode, nicht integrierbar – die Gerüchte um die TTS Spedition rissen nicht ab, nachdem die Fiege Gruppe die Firma gekauft hatte. Letzte Woche verkündete Fiege nun das Aus von sechs Standorten des TTS-Transportnetzes. Fiege-CEO Carsten Taucke erläutert die Gründe.Noch vor 18 Monaten war die Liebe Ihres Unternehmens zur TTS so groß, dass Fiege die Spedition aufkaufte. Nun schließen Sie das TTS-Transportnetz. Warum dieser plötzliche Sinneswandel?Carsten Taucke: Erstens schließen wir nur sechs von 13 Standorten des Transportnetzes. Zweitens macht der Transportbereich der TTS nur einen Teil dieses Unternehmens aus. Natürlich ist für die Fiege Gruppe dieser Schritt einschneidend. Wir mussten diese Entscheidung aber fällen, weil diese Transportplattformen schlichtweg unrentabel waren und keinerlei Aussicht auf Besserung bestand. Zumal Ihnen unlängst der Handelsriese Metro MGL als Kunde abgesprungen ist. Das war für manche TTS-Standorte betriebswirtschaftlich das Aus. Einige machten 40 Prozent ihres Sendungsvolumens mit Metro MGL. Das war sehr einseitig. Wenn Mengen in einer solchen Größenordnung wegbrechen, stellt sich immer schnell die Frage der Wirtschaftlichkeit. Zumal wir auch bei etlichen anderen Kunden feststellen mussten, dass wir mit diesen keine Erträge erwirtschafteten und uns folglich von diesen trennen mussten. Das Transportnetz der TTS soll aber auch strukturelle Problemen gehabt haben. Das ist richtig. TTS hatte mit nur 13 Stützpunkten nie die effiziente Netzstruktur unserer großen Mitbewerber in Deutschland. Um unsere Kunden adäquat ver- und entsorgen zu können, mussten wir zum Beispiel eine hohe Anzahl von Vor- und Nachlaufkilometern leisten. Das war richtig teuer, zumal TTS je nach Standort meist entweder sehr hohe Ausgangs- oder Eingangsmengen hatte. Paarige Verkehre hatten wir jedoch sehr selten.Ist der Traum vom eigenen Landverkehrsnetz bei Fiege also vorerst ausgeträumt?Unsere jetzige Entscheidung ist tatsächlich eine Abkehr von den bisherigen Plänen. Das heißt, die Fiege Gruppe wird kein eigenes Landverkehrsnetz in Deutschland aufbauen. Das ist ein klarer Strategieschwenk und zwar zurück zur ursprünglichen Ausrichtung der Fiege Gruppe. Fiege besinnt sich wieder auf seine Kernkompetenz als Kontraktlogistiker. Die verbliebenen 450 LKW der Fiege Gruppe werden wir künftig nur mehr zur Ver- und Entsorgung unserer Läger im Rahmen unserer Kontraktlogistikaktivitäten nutzen.Hand aufs Herz: Was kostete Fiege dieser Ausflug in den eigenen Landverkehr?Ich glaube nicht, dass wir diese Zahl veröffentlichen müssen und wollen. So viel kann ich Ihnen aber sagen, dass das positive Ergebnis der Fiege-Kontraktlogistik im letzten Jahr durch die Probleme im TTS-Transportnetz im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich belastet war. Durch die nun erfolgte Restrukturierung dürfte dies jetzt bereinigt sein. Zusätzlich rechnen wir mit weiteren Kosten im zweistelligen Millionen-Euro-Betrag durch die Schließung der genannten Standorte, da wir das Ganze sozialvertraglich vernünftig regeln wollen.Wie viele Mitarbeiter an welchen Standorten werden konkret von der Schließung betroffen sein?Insgesamt mussten wir 500 Kündigungen aussprechen. Und zwar an den Standorten Nürnberg, Stuttgart, München, Bottrop, Bielefeld und Zeulenroda. Bielefeld und Stuttgart haben wir bereits im letzten Jahr geschlossen. Die übrigen genannten Stützpunkte werden wir zum 31. Januar abgewickelt haben. Zu diesem Zeitpunkt endet im Übrigen auch unsere Zusammenarbeit mit der Metro MGL. Positiv ist, dass wir alle Auszubildenden an den betroffenen Standorten an Fiege-eigene Niederlassungen vermitteln konnten. Sie können deshalb ihre Ausbildung bei uns zu Ende führen. Außerdem hat die Fiege Gruppe eine interne Stellenbörse im Internet eingerichtet. Wir sind deshalb zuversichtlich, dass wir eine hohe Anzahl von den betroffenen Mitarbeitern innerhalb unseres Unternehmens weiter vermitteln können. Wir haben aber auch sehr offensiv mit Wettbewerbern gesprochen, um unseren ehemaligen Mitarbeitern eine Stelle zu ermöglichen. Uns geht es darum, Arbeitsplätze zu vermitteln und nicht darum, Abfindungen zu zahlen. Schluss-endlich haben wir eine Transfer-Gesellschaft gegründet, die die betroffenen Mitarbeiter aufnimmt. Damit verdoppelt sich deren Kündigungsfrist und außerdem vermittelt und qualifiziert diese Gesellschaft die Mitarbeiter für weitere Arbeitgeber. Über welche Unternehmen wird die Fiege Gruppe künftig ihre Transporte abwickeln?Dazu nur so viel: Als Ersatz für das bisherige TTS-Transportnetz arbeiten wir ab 31. Januar mit der Dialog Gruppe, Profresh und Thiel Fashion zusammen, und zwar in den Bereichen Teil- und Komplettladung sowie Stückgut. Ansonsten vergeben wir in der Kontraktlogistik natürlich unsere Transporte an viele Dienstleister. Wir haben viel von TTS gesprochen. Welches Projekt steht als Nächstes an?Wir planen gerade eine neue Logistikanlage mit 80.000 m2 Gesamtfläche in Neuss. Das ist das größte Projekt in der Fiege-Geschichte. Die gute Nachricht ist: Hier brauchen wir 700 neue Mitarbeiter. Fiege investiert also weiter in die Zukunft.❙❚■ Eva HassaCarsten Taucke, seit August 2007 CEO von Fiege Deutschland

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