Ausbildungsmarkt

Ausbildungsmarkt„Schlimmer als 2009 wird es wohl nicht“Letztes Jahr brachen die Ausbildungszahlen in der Speditions- und Logistik-branche krisenbedingt zum Teil dramatisch ein. Sorgt der momentane wirtschaftliche Aufschwung in diesem Jahr für eine Trendwende im Ausbildungsmarkt? Anfang August war die Welt in Ordnung. Damals zeigte sich Hans Heinrich Driftmann, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), zuversichtlich: „Der Ausbildungsmarkt zeigt sich kurz vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres in robuster Verfassung. Bis Ende Juli haben die Unternehmen in Industrie, Handel und Dienstleistungen 227.760 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen“, freute sich Driftmann. Allein in Westdeutschland sind das 0,6 Prozent mehr als im Vorjahr. In Ostdeutschland ging die Zahl der Ausbildungsverträge dagegen um 3,7 Prozent zurück, allerdings sank dort in diesem Jahr die Zahl der Schulabgänger um 13 Prozent im Vergleich zu 2009.Trotzt der Krise: Kraftfahrer-AusbildungFast hat es also den Anschein, dass die Aufhellung der Konjunktur nicht nur für mehr Umsatz, sondern auch für mehr Ausbildungsplätze in den Unternehmen sorgt. Was für eine Kehrtwende zum Jahr 2009! Noch im letzten Jahr wurden deutschlandweit 8,2 Prozent und damit 50.338 weniger Ausbildungsverträge geschlossen, in Ostdeutschland sogar 13 Prozent weniger, weiß Irmgard Frank, Leiterin der Abteilung 4 „Ordnung der Berufsbildung“ am Bundesinstitut für Berufsbildung (Bibb) in Bonn. Und in der Speditions- und Logistikbranche waren die Rückgänge in 2009 noch stärker. 27 Prozent weniger angehende Speditions- und Logistik-kaufleute bildeten die Unternehmen in 2009 aus, weiß Elke Schneider, Aus- und Weiterbildungsreferentin des Deutschen Speditions- und Logistikverbandes (DSLV) in Bonn. Nur bei den Lagerberufen sei die Ausbildungssituation in 2009 stabil geblieben, sagt Schneider. Und im Berufskraftfahrer-Bereich seien sogar so viele Jugendliche wie nie zuvor ausgebildet worden.Inzwischen sprudeln die Umsätze wieder üppiger und die Betriebe blicken zuversichtlicher in die Zukunft. Von einer Trendwende im Ausbildungsmarkt zum jetzigen Zeitpunkt zu sprechen, hält die DSLV-Referentin allerdings für verfrüht, zumal erst im Dezember die definitiven Zahlen vorliegen dürften. Eine erste Trendprognose wagt Schneider dann aber doch: „Schlimmer als in 2009 wird es wohl nicht werden. Wir werden aber auch nicht die hohen Ausbildungszahlen von 2008 bekommen.“ Zumindest beim Berufsbild Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistung. Sie räumt aber ein, dass sie „von der verhaltenen Entwicklung im Ausbildungsmarkt ebenfalls überrascht“ sei, sie habe mit einer stärkeren Belebung gerechnet. Allerdings sei das letzte Wort noch nicht gesprochen. „Im Moment schließen noch etliche Betriebe Verträge ab, obwohl das Ausbildungsjahr vielerorts seit 1. August 2010 läuft.“ Zudem müsse man sehen, dass die Zahl der Ausbildungsplätze auch gesunken sei, weil in 2009 viele Branchenbetriebe ausgeschieden seien oder ihre Aktivitäten mit anderen Firmen zusammen gelegt haben. Schlussendlich kenne sie Betriebe, die gerne ausgebildet hätten, aber die Qualifikationen der jungen Leute hätten ihren Ansprüchen nicht genügt. Mit anderen Worten: Es gibt viele Gründe, warum zwar vielerorts die Wirtschaft anzieht, aber sich die Ausbildungssituation im Gewerbe schwierig gestaltet. Zumal auch die Bibb-Bildungsexpertin Frank betont: „Generell reagieren sowohl der Job- als auch der Ausbildungsmarkt immer zeitversetzt.“ Und was sagen die betroffenen Betriebe selbst? Bilden sie in diesem Jahr wieder verstärkt junge Leute aus oder trauen sie der Nachhaltigkeit des Aufschwungs noch nicht? Diverse Anfragen bei Unternehmen zeigen eines ganz klar: Der Ausbildungswille ist da, aber es fehlt an qualifizierten Bewerbern. Das bestätigt auch Klaus Kornisch, Prokurist der Hegelmann Transporte in Karlsdorf bei Bruchsal (90 Mitarbeiter, 350 eigene LKW, vier ausländische Niederlassungen). „Fast 30 Vorstellungsgespräche habe ich in den letzten Monaten geführt“, erzählt er. Drei Ausbildungsplätze für angehende Speditions- und Logistikkaufleute bietet die Firma, die sich vor allem auf Teil- und Komplettladungen von und nach Russ-land, bis hin zur chinesischen Grenze und speziell Westeuropa spezialisiert hat. Doch gefunden hat Kornisch bisher keinen einzigen Azubi. „Die Qualifikationen der Bewerber werden immer schlechter“, beklagt er. „Gerade in Mathematik, Fremdsprachenkenntnissen, Deutsch und bei den sozialen Fähigkeiten haben die meisten Defizite“, sagt er. Der Prokurist gibt aber nicht auf: „Wenn ein Bewerber noch kurzfristig Interesse hat, kann er sich gerne melden.“Von Ausbildungsmüdigkeit ist auch bei Hellmann Worldwide Logistics in Osna-brück nichts zu spüren. Im Gegenteil: 47 angehende Speditions- und Logistikkaufleute fangen deutschlandweit im Herbst ihre Ausbildung an. „Wir haben seit Jahren eine Ausbildungsquote von sieben Prozent – selbst im Jahr der Wirtschaftskrise“, betont Personalleiter Claudio Gerring. „Das Thema Ausbildung ist für uns sehr wichtig. Wir müssen aber viel dafür tun, junge Leute zu gewinnen“, erzählt er. Ob gezielte Anzeigen- und Artikelschaltung in der Lokalpresse, Teilnahme an Jobmessen oder Schulaktionen – Hellmann nutzt laut Gerring „jede Gelegenheit, um sich bei potenziellen Bewerbern bekannt zu machen“. Schließlich konkurriere man bei jungen Talenten mit namhaften Wettbewerbern. „Und dieser Kampf wird in unserer Branche größer werden“, sagt er. „Spätestens in 2013“, schätzt Gerring. Noch würden die Unternehmen davon profitieren, dass das Gymnasium von 13 auf 12 Jahre vielerorts verkürzt wird und damit letztlich zwei Abiturienten-Jahrgänge auf den Markt drängen. Fazit: Für eine endgültige Aussage zum Ausbildungsmarkt in der Speditionsbranche ist es noch zu früh. Es zeichnet sich aber ab: Der Wille zur dualen Ausbildung ist da, allerdings wird es schwieriger, qualifizierte Bewerber zu finden. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Schulabgänger – insbesondere in den neuen Bundesländern. Abgefedert wird alles nur durch die Verkürzung der gymnasialen Ausbildung von 13 auf 12 Jahre. ❙❚■ Eva HassaDer Ausbildungsmarkt zeigt sich laut DIHK-Präsident Driftmann dieses Jahr „in robuster Verfassung“Suchen noch Auszubildende (von links): Siegfried Hegelmann (Prokurist Hegelmann-Express), Mit-Firmen-gründer Waldemar Hegelmann und Prokurist Klaus Kornisch (beide Hegelmann Transporte)AusbildungsmarktStart frei für Deutschlands größten Wissenstest für Speditions- und Logistik-Azubis Heute, am 3. September ist es soweit! Deutschlands größter Wissenswettbewerb für angehende Speditions- und Logistikkaufleute „Best Azubi 2011“ der VerkehrsRundschau, Schunck Group und Euro-Leasing/MAN Rental startet. Acht Fragebögen mit zehn kniffligen Wissensfragen – jeweils im Zwei-Wochen-Rhythmus – warten dann auf clevere Azubis. Sowohl in der VerkehrsRundschau als auch online unter www.best-azubi.de.Neben Mit-Initiator Schunck Group und Sponsor Euro-Leasing/MAN Rental unterstützen den Wissenstest „Best Azubi“ in diesem Jahr renommierte Chefs namhafter Unternehmen aus der Transport- und Logistikbranche: Sandra Bugiel (Online Systemlogistik), Ralf Faust (Euro-Leasing), Hans-Georg Geis (Geis-Gruppe), Cees van Gent (Lehnkering Holding), Nikolaus Külps (Schnellecke Gruppe), Gerhard Müller (Schunck Group), Hansjörg Rodi (Schenker Deutschland) und Hermann Ude (Deutsche Post DHL). Erstmals zeigen die Chefs namhafter Branchenverbände und -institutionen bei „Best Azubi“ Flagge und haben sich knifflige Fragen überlegt. Angefangen bei Hans Heinrich Driftmann (Deutscher Industrie- und Handelskammertag), Thomas Hailer (Verkehrsforum), Sabine Kudzielka (Berufsgenossenschaft Transport und Verkehrswirtschaft), Christian Labrot (Bundesverband Wirtschaft, Verkehr und Logistik), Heiner Rogge (Deutscher Speditions- und Logistikverband), Karlheinz Schmidt (Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung) und Thomas Wimmer (Bundesvereinigung für Logistik). Sie alle machen mit und sorgen so für zusätzliche Spannung. Gar nicht zu reden von den vielen Verbänden, die Deutschlands großen Wissenstest unterstützen. Allein im letzten Jahr knobelten über 1600 angehende Speditions- und Logistikkaufleute beim großen Wissenstest „Best Azubi“ mit und diskutierten oft wochenlang im Forum. Preis der Mühe: Auf die Sieger warten insgesamt 10.000 Euro Preisgeld! Und in diesem Jahr wird es noch spannender. Alle 14 Tage gibt es jetzt die große Video-Sofortgewinnfrage unter www.best-azubi.de, mit der Azubis sofort 250 Euro gewinnen können!Einsendeschluss für alle Fragebögen ist der 21. Dezember 2010. Im Frühjahr 2011 werden die Gewinner wieder zur feierlichen VR-Gala mit der großen Preisverleihung eingeladen.Alle Azubis sollten also gleich den ersten Fragebogen in diesem Heft auf den Seiten 34 bis 36 oder unter www.best-azubi.de ausfüllen. Die Registrierung für das Best-Azubi-Forum – den zentralen Dreh- und Angelpunkt, um sich mit anderen Azubis auszutauschen und direkt mit dem Team zu diskutieren – ist seit Freitag 27. August eröffnet! Jeder Interessierte kann sich unter www.best-azubi.de/forum für die Teilnahme anmelden und von Anfang an mit dabei sein. ehWissenswettbewerb „Best Azubi 2011“Ausbildungsmarkt„Spediteure müssen Flagge zeigen“Wie sich die Ausbildungszahlen im Speditions- und Logistikgewerbe in diesem Jahr entwickeln, sagt DSLV-Referentin Elke Schneider. 2009 brach der Ausbildungsmarkt in der Transport- und Logistikbranche ein. Stellen Sie aufgrund des Wirtschaftsaufschwungs nun eine Trendwende fest?Elke Schneider: Wir haben noch keine konkreten Zahlen vorliegen. Es zeichnet sich aber ab, dass wir sicher mehr Ausbildungsplätze in der Speditionsbranche als in 2009 haben werden, aber weniger als in 2008, wobei insbesondere die Ausbildungssituation im Lager- und Berufskraftfahrerbereich recht stabil ist.Das klingt recht verhalten. Woran liegt das?Fakt ist, dass durch das Krisenjahr etliche Betriebe aus dem Markt geschieden sind. Außerdem spüren gerade unsere Mitgliedsbetriebe in Ostdeutschland den demographischen Wandel. Zusätzlich wird vielerorts die Qualifikation der Jugendlichen moniert. Alles das schlägt sich naturgemäß negativ auf die Zahl der Ausbildungsplätze nieder.Andererseits wurde ja vielerorts die gymnasiale Ausbildung von 13 auf 12 Jahren verkürzt. Das heißt, in diesem Jahr drängen zwei Bewerber-Jahrgänge auf den Markt. Das hilft nur bedingt. Denn die Branche hat nach wie vor ein Imageproblem. Vor allem im Ausbildungsbereich. Interessanterweise haben die Logistik-Studiengänge ein besseres Image. Es gibt etliche Abiturienten, die Logistik studieren wollen, aber zu wenig junge Leute, die eine Ausbildung in der Branche absolvieren wollen. Was raten Sie den Firmen?Die Branche hat ein Problem: Logistik findet im Verborgenen statt. Spediteure müssen also Flagge zeigen. Sie müssen sich in der Öffentlichkeit zeigen: in Schulen, auf Stadtfesten oder Sportveranstaltungen. Das hilft. ehInterviewElke Schneider, DSLV

Ausbildungsmarkt

Preisveränderung nach Paletten, Teil- und Komplettladungen

Erwartete Preisentwicklung für das kommende halbe Jahr

MEISTGELESEN

Nutzfahrzeughersteller: Volvo Trucks hat 5000 Elektro-Lkw verkauft

Logistik: DB schließt Schenker-Verkauf an DSV ab

Möglicher Ersatzneubau für Carolabrücke

WEITERLESEN

NEWSLETTER