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AusbildungDer Kampf um junge TalenteAuch in diesem Jahr bleiben wohl wieder viele Ausbildungsplätze in der Logistikbranche unbesetzt, obwohl die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe hoch ist. Die gute Nachricht: Die Unternehmen sind aktiver denn je – Beispiel Employer Branding.Stephan Gustke, Geschäftsführer der Heinrich Gustke Spedition in Rostock, hat es geschafft: „Alle neun Ausbildungsplätze, die wir in diesem Jahr angeboten haben, sind nun besetzt – sowohl im gewerblichen als auch im kaufmännischen Bereich“, erzählt er stolz. „Das war viel Arbeit“, sagt er. Immer wieder sei es zum Beispiel vorgekommen, dass Jugendliche erst gar nicht zum Vorstellungsgespräch gekommen seien oder ihm kurzfristig letztlich doch noch abgesagt haben. Anstrengungen lohnen sich „Werte wie Zuverlässigkeit oder Pünktlichkeit scheinen zunehmend vielen jungen Leute egal zu sein, obwohl diese Tugenden gerade im Speditionsgeschäft so wichtig sind“, bedauert der Mittelständler. Auf eines ist er aber wirklich stolz: auf die Menge der eingegangenen Bewerbungen. „Unsere Anstrengungen als Unternehmen in der Öffentlichkeit sichtbarer aufzutreten, haben sich offenbar ausgezahlt“, sagt er. Medienwirksame Aktionen So veranstaltete die Spedition Gustke erst im letzten Jahr die medienwirksame „Taufe“ eines neuen Hybrid-LKW auf dem Rostocker Marktplatz im Beisein des Wirtschaftsministers von Mecklenburg-Vorpommern. Außerdem engagiert sich das Unternehmen in Schulen mit der Aktion „Blickpunkt LKW – raus aus dem toten Winkel“, gar nicht zu reden von den vielfältigen Aktivitäten, die Gustke für seine Beschäftigten veranstaltet, wie das alljährliche Sommerfest. „So etwas spricht sich unter den Leuten rum – auch das hilft bei der Suche nach Auszubildenden“, weiß der Unternehmer. „Vielerorts in Deutschland genügt aber selbst diese Mund-zu-Mund-Propaganda nicht mehr, um an qualifizierte Auszubildende zu gelangen“, weiß Elke Schneider, Referentin für Aus- und Weiterbildung beim Deutschen Speditions- und Logistikverband. „Der berühmte demografische Wandel trifft längst nicht nur mehr die neuen Bundesländer, sondern ist auch in Westdeutschland angekommen.“ So weiß Schneider von Betrieben, insbesondere in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg, die liebend gerne Ausbildungsstellen besetzt hätten, aber bislang nicht fündig wurden. „Die Transport-, Speditions- und Logistikbranche hat zwar in den letzten Jahren viel getan, um das Branchenimage zu verbessern“, sagt sie. „Im Ringen um die besten Köpfe konkurrieren sie aber mit anderen Branchen wie etwa Automobil und Finanzdienstleistung, die für viele junge Leuten attraktiver sind als die Speditionsbranche.“ 2012 ein starkes AusbildungsjahrUnterm Strich ist die DSLV-Referentin mit der anhaltend hohen Ausbildungsbereitschaft der Speditionen sehr zufrieden. „Die meisten Betriebe haben erkannt, wie wichtig das Thema Ausbildung ist, um sich für den weiter verstärkenden Fachkräftemangel zu rüsten“, sagt Schneider. Insbesondere im Fahrerbereich dürfte diese Ausbildungsbereitschaft nochmals gestiegen sein, vermutet sie. Noch liegen der Referentin allerdings nicht die endgültigen Zahlen vor. Aus Gesprächen mit Unternehmen ist Schneider aber sicher: „2012 wird die Speditions- und Logistikbranche ähnlich stark ausbilden wie im Jahr 2011, wenn nicht sogar noch stärker.“ Und 2011 sei ein gutes Jahr gewesen. Immerhin wurden im letzten Jahr laut dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) deutschlandweit insgesamt 13.977 angehende Kaufleute für Speditions- und Logistikdienstleistung ausgebildet, 6314 Berufskraftfahrer sowie 23.424 Fachkräfte für Lagerlogistik. Der Weg zum Azubi ist steinigWas diese Zahlen nicht zeigen, ist allerdings der oft mühselige Weg, den viele Unternehmen gehen müssen, bis sie den passenden Auszubildenden gefunden haben. Und da ist die Speditionsbranche wirklich rege, weiß Simon Grupe, Ausbildungsexperte beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in Berlin. Viele Betriebe würden beispielsweise bereits eng mit Schulen und Hochschulen kooperieren und Praktika zur Verfügung stellen, um bei den jungen Leuten frühzeitig Interesse zu wecken, so Grupe. Außerdem sei die Logistikbranche überdurchschnittlich aktiv, was etwa Angebote für lernschwächere Bewerber angeht, aber auch in puncto Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Trotz dieser Bemühungen werden aber, schätzt der DIHK-Mann, auch in diesem Jahr etliche angebotene Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben, vor allem für angehende Berufskraftfahrer.Enorme BesetzungsschwierigkeitenAllerdings liegen laut Grupe bislang keine offiziellen Zahlen darüber vor, wie groß der Stellenüberhang tatsächlich sein wird. „Der Ausbildungsmarkt ist in vielen Regionen und Branchen zu einem Bewerbermarkt geworden“, so der Ausbildungsexperte. Jugendliche könnten also häufig zwischen mehreren Ausbildungsoptionen auswählen. Das zeigt auch eine aktuelle Online-Umfrage des DIHK, in der ein Fünftel der Unternehmen Besetzungsschwierigkeiten meldet. Als Hauptgrund führen die Betriebe an, dass meist keine geeigneten Bewerbungen vorliegen, oder aber, dass die abgeschlossenen Ausbildungsverhältnisse immer häufiger von Jugendlichen dann doch nicht angetreten werden.Kurz: Transport- und Speditionsbetriebe müssen sich inzwischen viel einfallen lassen, um sich im Kampf um die jungen Talente erfolgreich zu positionieren, bestätigt auch Hans-Werner Krohn, Vice President Human Resources und Corporate Communications bei Havi Global Logistics in Duisburg. Nicht nur, weil in den letzten Jahren die Qualität der jungen Leute insgesamt schlechter geworden sei, wie der Personalmanager beobachtet, sondern auch, weil die Logistikbranche nach wie vor im Kampf um gute Köpfe gegenüber der Industrie oft das Nachsehen habe.Havi Logistics‘ gezielte MarkenbildungKein Wunder, dass er und Haluk Ilkdemirci, Präsident von Havi Logistics Europa (siehe Interview Seite 31) stolz darauf sind, dass ihr Unternehmen im Juli als erster Logistikdienstleister mit dem Gütesiegel „Authentischer Arbeitgeber“ der Deutschen Employer Branding Akademie und der GfK Gruppe ausgezeichnet wurde. Beide Institute hatten die Arbeitgeberattraktivität und -qualität von Firmen bei langjährigen und neuen Mitarbeitern sowie externen Young Professionals, Studierenden und Azubis abgefragt. Kriterien waren die Wahrnehmung und das Profil des einzelnen Unternehmens, Identifikationsgrad und die Glaubwürdigkeit. Und Havi Logistics überzeugte hier letztlich die Juroren. Und das Beste ist, freut sich Krohn: „Diese Imagearbeit hat sich für uns ausgezahlt. Wir konnten in diesem Jahr 18 Auszubildende einstellen.“Möglich sei dies aber nur gewesen, sagt Ilkdemirci, weil sich das Unternehmen schon seit 2008 mit dem Thema Arbeitgebermarke (Employer Branding) aktiv auseinandergesetzt habe. Wichtigstes Ziel dabei sei es stets gewesen „keine Hochglanz-Marketing-Parolen zu kommunizieren, sondern authentische und realistische Botschaften“, betont Krohn. Azubis – in letzter SekundeIn allen Imagebroschüren, beim eigenen Internet-Auftritt, in Stellenanzeigen und Social-Media-Auftritten (Xing, Facebook, Linkedin) des Unternehmens trete Havi Logistics daher selbst eher in den Hintergrund; im Vordergrund stehen dagegen konkrete Beispiele von Mitarbeitern, ihre Tätigkeiten, Karrierewege und Erfahrungen bei dem Logistikdienstleister. „Sucht das Unternehmen neue Beschäftigte, ist in der Stellenanzeige also stets der Mitarbeiter abgebildet, der für sich einen neuen Kollegen sucht“, führt Krohn ein Beispiel an. „Denn unsere Mitarbeitern verkörpern unsere Botschaften am besten. Sie kommen authentischer rüber als professionelle Models“, weiß er.Und was können Speditionsbetriebe jetzt noch tun, um quasi auf den letzten Drücker an Azubis zu kommen? Ein Patentrezept dazu hat auch DSLV-Referentin Schneider nicht. Hilfreich sei es sicher, im ersten Schritt die Agentur für Arbeit vor Ort zu kontaktieren. Hilfestellung könnten aber auch die regionalen Branchenverbände geben. ❙❚■ Eva HassaZum Leidwesen vieler Arbeitgeber: Jugendliche werden immer mehr zur Mangelware AusbildungDie Firmenkultur gezielt kommunizierenWarum die Arbeitgebermarke im Kampf um Bewerber wichtig ist, sagt Haluk Ilkdemirci, Geschäftsführer von Havi Global Logistics. Glückwunsch! Ihr Unternehmen ist soeben von der Employer Branding Akademie mit dem Gütesiegel „Authentischer Arbeitgeber“ ausgezeichnet worden. Wie wichtig ist Ihnen diese Auszeichnung?Haluk Ilkdemirci: Ein authentischer Firmenauftritt ist heute wichtiger denn je. Nicht nur, um sich von Wettbewerbern erfolgreich abzugrenzen, sondern vor allem um für potenzielle Mitarbeiter interessant zu sein. Das Gütesiegel zeigt uns, dass wir mit unserer Imagearbeit auf gutem Weg sind. Darauf sind wir natürlich sehr stolz.Inwiefern hilft Ihnen Ihre starke Arbeitgebermarke im Kampf um junge Talente?Ein Arbeitsplatz-Beginn oder -Wechsel ist für beide Seiten immer aufregend: zum einen für den Bewerber, weil er sich mit dem Unternehmen, dessen Kultur und Mitarbeitern vertraut machen muss. Zum anderen für den Arbeitgeber, weil er Zeit und Arbeit in den neuen Mitarbeiter investieren möchte, bevor dieser wirklich „läuft“. Deshalb ist für uns das Employer Branding, unsere Arbeitgebermarke, so wichtig. Wenn wir dadurch unsere Firmenkultur klar kommunizieren können, hilft das den Mitarbeitern und uns, unliebsame Überraschungen zu vermeiden. Weiterer Vorteil ist, dass wir uns mit einem starken ,Brand‘ von Wettbewerbern abgrenzen können.Was haben Sie konkret dafür getan, um zu einer starken Marke zu werden?Im Zuge unserer Employer-Branding-Strategie haben wir zunächst unsere eigenen Arbeitgeber-Merkmale analysiert und darauf aufbauend unsere Arbeitgeber-Qualitäten formuliert. Und als Attribute sahen wir: Havi Logistics ist sowohl selbstbewusst als auch humorvoll. Wir sind ehrgeizig und großherzig, aber auch praktisch und aufgeschlossen. Diese Qualitäten haben wir in unseren „Big Six Fits“ veröffentlicht. Zudem haben wir uns überlegt, für welche zentrale Botschaft Havi stehen soll – sowohl bei unseren Mitarbeitern als auch bei Bewerbern und Kunden. Schlussendlich haben wir uns hier für den Claim: „Havi Logistics: Your reliable fellow“ entschieden. Dieser bringt aus unserer Sicht unsere Arbeitgebermarke am besten auf den Punkt. ehInterviewHaluk IlkdemirciAusbildungAusbildung

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