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Externe Dienstleister: "Noch bewegen sich die Möbler langsam"Auf fremden SchulternImmer mehr Möbelhersteller übergeben ihre Distributionslogistik an externe Dienst- leister. Für Möbellogistiker eine Chance – wenn sie den stetig steigenden Anfor-derungen der Produzenten Rechnung tragen können.Eigene LKW in Firmenfarbe mit Logo darauf – das gehörte für viele Möbelhersteller lange Zeit zum guten Image. Der Küchenspezialist Alno hat sich von diesem Statussymbol verabschiedet: Sobald Schränke, Kochinseln und Arbeitsplatten die Fabrik im baden-württembergischen Pfullendorf verlassen, übernimmt der Dienstleister Logismo die Kontrolle. Das Unternehmen organisiert für Alno die komplette Distributionslogistik: Es steuert eine Flotte von Frachtführern, die die Möbel zu den Händlern bringen und im Lager des Empfängers auf so genannte Corletten oder Möbelhunde kommissionieren. Damit gehört Logismo zu einer neuen Art von Dienstleister, der mehr macht, als Ware von A nach B zu transportieren. Klaus Borst, Kaufmännischer Leiter am Alno-Stammsitz, fasst die Rolle des Externen so zusammen: "Logismo ma-nagt die gesamte Beziehung auf dem Weg von unserer Rampe bis in das Lager unserer Kunden."Komplettauslagerung macht SchuleDiese Art der Komplettauslagerung macht unter Möbelherstellern zunehmend Schule: "Der Werksfuhrpark ist ein Auslaufmodell", meint Johannes Röhr, Geschäftsführer der Anton Röhr Möbellogistik, Rietberg. Das Unternehmen betreibt einen Fuhrpark von 150 LKW und hat sich auf den Transport von Neumöbeln von der Fabrik zum Großhandel spezialisiert. Dass immer mehr Hersteller auf die Dienste von Unternehmern wie Röhr zurückgreifen, hat zwei Gründe: Zum einen entstehen teure Leerfahrten, wenn die Möbelhersteller Ware mit eigenen Fahrzeugen ausliefern. Zum anderen müssen vor allem kleine Produzenten oft hunderte von Kilometern fahren, nur um eine Handvoll Entladestellen anzusteuern. "Hier kann ein Dienstleister Bündelungseffekte erzielen", wirbt Transportunternehmer Röhr. Ein Massenmarkt ist Neumöbellogistik freilich nicht – vor allem, weil Einrichtungsgegenstände ein besonders anspruchsvolles Transportgut sind: 95 Prozent der Ware wird nicht auf Paletten verladen, sondern lose in den Fahrzeugen verstaut. Auf einem LKW befinden sich so bis zu 500 verschiedene Teile, die per Hand ein- und ausgeladen werden. "Hier ist eine strenge Ladereihenfolge und extreme Stauraumoptimierung gefragt", betont Thorsten Heier, Gründer und Geschäftsführer von Logismo.Wertschöpfungskette übernommenDoch Spezialdienstleister organisieren längst nicht mehr nur den Transport, sondern haben alle Teile der Wertschöpfung übernommen, die außerhalb der Fabrik stattfinden: Sie holen die Ware am Band ab, verpacken, kommissionieren, betreiben das Lager. Vor allem in der Lagerei müssen sie dabei hohe Ansprüche erfüllen: Die Möbelhersteller erwarten, dass sie über EDV direkten Einblick in das Lager des Dienstleisters haben. Einige Logistiker statten mittlerweile sogar ihre Fahrzeuge mit GPS aus, damit die Kunden sehen können, wo sich die Tour mit ihrer Ware gerade befindet.Außerdem managen die Dienstleister Retouren und Fehlteile. Vor allem Letztere sind ein großes Problem in der Branche, schließlich herrscht bei einem Händler schnell Alarmstufe Rot, wenn bei der angelieferten Luxusküche der Sockel fehlt. Derzeit melden die Fahrer Fehlteile noch per Handy an die Zentrale, doch dieses Verfahren dürfte bald der Vergangenheit angehören. "Wir arbeiten daran, diese Meldungen komplett elektronisch abzuwickeln und zum Hersteller weiterzuleiten", berichtet Röhr.Detaillierte Auskünfte müssen die Dienstleister auch bei Beschädigungen geben, allein schon deshalb, weil bei Premium-Möbeln bereits kleine Kratzer schnell vierstellige Summen nach sich ziehen können. Die Möbelhersteller erwarten detaillierte elektronische Reports darüber, wo, wann und von wem ein Teil beschädigt wurde. Hoher Aufwand für kleine SpeditionenAngesicht des hohen Technikaufwands – und der dafür nötigen Investitionen – stellt sich die Frage, ob sich für kleine Spediteure der Einstieg in den Neumöbelmarkt überhaupt lohnt. Hier gehen die Meinungen auseinander: "Kleine Frachtführer haben als Nischenanbieter oder als Subunternehmer, der Teil eines Netzwerkes ist, eine Chance", meint Georg Hüls, Geschäftsführer von SLC, Stadtlohn, ein Logistikdienstleister, der unter anderem für bekannte Marken wie Hülsta oder Rolf Benz arbeitet. Klaus Borst von Alno dagegen sieht selbst für neu gegründete Dienstleister noch Möglichkeiten: "Fangen Sie klein an, spezialisieren Sie sich auf einen Kunden", rät er. Dienstleister, die sich auf den Umgang mit der nötigen EDV verstünden, könnten sich so schnell eine lukrative Nische erkämpfen, meint Borst und gibt zu denken: "Je komplexer Ihre Dienstleistung ist, desto weniger schnell können Sie ausgetauscht werden, wenn Sie wirklich gut sind." Es lockt ein völlig neuer MarktUnd die Dienstleistung der Externen wird wahrscheinlich noch komplexer. Derzeit wächst die deutsche Möbelbranche nämlich verstärkt im Ausland, was wiederum anspruchsvollere Logistik bedeutet und den Druck erhöht, Leerfahrten zu reduzieren. Keine unmögliche Aufgabe, findet SLC-Chef Hülst: "Es sind noch längst nicht alle Synergien gehoben." Er erwartet, dass sich die Möbellogistiker, ähnlich wie Stückguttransporteure, stärker zu Netzwerken zusammenschließen werden.Darüber hinaus lockt mit der Beschaffungslogistik in der Branche ein völlig neuer Markt: Viele Hersteller überlassen die Steuerung der eingehenden Verkeh-re noch ihren Lieferanten, die sie mit Rohmaterial versorgen. "Hier bewegen sich die Möbler langsam", beobachtet Logismo-Chef Heier. Sein Unternehmen hat sich das Geschäftsfeld bereits erschlossen: Für Alno steuert der Dienstleister eingehende Verkehre aus Fernost, betreibt Produktionspufferläger und versorgt die Montagewerke mit dem nötigen Ma-terial. ❙❚■ Constantin Gillies, freier Journalist

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