Interview: Alles was Nutzfahrzeuge betrifft, kommt ins Portfolio

Wieso war die Neuordnung des Ersatzteilgeschäftes geboten? Der Umsatz unseres ET-Geschäftes ist in den letzten sechs Jahren von 12 auf 40 Millionen Euro gestiegen. Das war auf Dauer mit unseren alten Strukturen nicht mehr zu bewältigen. Zudem versenden wir rund 50 Prozent der Ersatzteile europaweit im Nachtsprung. Das erfordert eine moderne Logistik. Wir sehen zudem, dass unsere Kunden eine hohe Affinität zur Online-Bestellung haben und bereits eine Million Euro Umsatz pro Monat im Online-Shop machen. Und die Kunden bestellen selbst Teile, die 13,6 Meter lang und 50 Kilo schwer sind. Um das realisieren zu können, mussten wir neu denken. Das Ergebnis ist unser neues Zentrallager in Herzlake. Bei der ET-Versorgung geht es meist um die Schnelligkeit. Wie schnell ist Krone mit dem neuen Lager? Ich erläutere das mal an einem Beispiel: Wir haben einen großen Flottenbetreiber in der Kundschaft, der bis zu 10.000 Trailer von Krone im Einsatz hat und selbst repariert. Nach unseren Analysen beträgt die durchschnittliche Zustellzeit 2,9 Tage. Das mag für sich betrachtet mehr sein als die propagierte 24-Stunden-Lieferung. Aber wir sprechen da vom Durchschnitt aller Teile. Und das unabhängig von der Varianz und Destination in Europa. Das neue Zentrallager ist aber nicht Krones einziges ET-Lager? Nein, wir verfügen über sechs Hubs in Europa für die lokale Belieferung. Aktuell planen wir die Vernetzung - inklusive des ET-Lagers in der Türkei. Dann weiter sind geplant England - trotz Brexit - und Spanien. Geschwindigkeit ist eines - bringt aber wohl nur etwas, wenn der Kunde auch das richtige Teil bekommt? Völlig richtig. Aber da haben wir zur IAA 2016 unser OR-Code-System eingeführt. Über das Scannen des QR-Codes mit dem Smartphone lassen sich jedes Fahrzeug und die darin verbauten Bauteile ganz exakt identifizieren. Die Nutzer können über ihre Login-Daten alle wichtigen Infos abrufen. Aktuell haben wir bereits etwa 250.000 Trailer hinterlegt. Einiges müssen wir noch nachhalten und ein paar ältere Modelle manuell einpflegen. Aber ich gehe davon aus, dass wir zeitnah alle etwa 350.000 Anhänger und Auflieger, die sich auf Europas Straßen befinden, im System haben werden. Was sind denn die gängigsten Ersatzteile? Wir verkaufen pro Monat 400 (!) Profiliner-Türen. Für Großkunden bevorraten wir sogar Komponenten in passenden Farben. Genau genommen könnte man aus den ET-Paketen, die wir für einige große Flottenbetreiber bevorraten, zwei komplette Trailer bauen. Das mag sich übertrieben anhören - ist es aber nicht. Geben Sie uns doch noch ein paar Eckdaten zum neuen Zentrallager. Wir haben aktuell 10.000 Artikel im Lager, die Kunden können über unseren Online-Shop rund 50.000 Artikel bestellen. Am Lager haben wir aktuell alleine 600 Türen und wir arbeiten pro Monat rund 5000 Aufträge ab. Dabei haben wir mit 1,5 Prozent einen sehr kleinen Anteil an Retouren. Und auf dem Gelände hätten wir Platz, um unsere 105 Meter lange Halle noch mal zu spiegeln und weitere 8000 Quadratmeter Lagerfläche zu realisieren. Klingt nach großen Plänen: Die haben wir auch! Wir wollen uns abseits der Ersatzteile für unsere Lafetten, Trailer und Wechselbrücken zu einem großen Ersatzteilhändler entwickeln. Alles was Bezug zum Nutzfahrzeug hat, etwa Bremsbeläge, Reifen, Stoßdämpfer, wollen wir über kurz oder lang ins Portfolio nehmen. Nur ein Beispiel: Krone verkauft alleine 5000 Reifen unserer Eigenmarke pro Jahr. Über alle Teile gehen aktuell 70 Prozent unserer Lieferungen ins Ausland. Gestern hatten wir die erste Lieferung nach Südkorea. Auch Chile war schon dabei. Da ist also noch Luft nach oben.