2. Forum Automobillogistik

2. Forum Automobillogistik Eine Frage der Einbindung Wie lassen sich die immer komplexeren Logistikketten in der Automobilbranche noch effizienter gestalten? Darüber diskutierten Logistikentscheider auf dem 2. Forum Automobillogistik von VDA und BVL. Komplexität, hohe Kundenerwartungen und steigender Kostendruck – das sind derzeit die zentralen Herausforderungen in der automobilen Logistik. Das zeigte das gemeinsam veranstaltete „Forum Automobillogistik“ des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) und der Bundesvereinigung Logistik (BVL) letzte Woche in Frankfurt/Main. Insbesondere die Rede von Susanna Webber, Vice President für Einkauf und Supply Chain Management bei dem US-Automobilkonzern General Motors, sorgte unter den rund 530 Besuchern für Aufsehen. So kündigte die Managerin an, GM wolle künftig bei Neuanläufen Lieferanten und Logistikdienstleister früher als bisher in die Suche nach optimalen Konzepten mit einbeziehen. Hintergrund ist: Der Konzern will mit veränderten Strategien in der Produktion, der Supply Chain und im Produktprogramm seine Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Kern ist das „Total Enterprise Cost“-Prinzip. Sprich: General Motors wendet sich von der isolierten Optimierung einzelner Funktionen wie Produktion, Einkauf oder Logistik ab und versucht durch gesamtheitliches Denken und Handeln Kosten weiter zu senken. Und eben in diesem Kontext fiel die besagte Aussage der GM-Managerin. Der Stellenwert der Logistik Rolf Schnellecke, Aufsichtsratsvorsitzender und Inhaber des Wolfsburger Logistikdienstleisters Schnellecke, reagierte prompt auf Webbers Ankündigung: „Wir sind als Partner nur dann effektiv, wenn wir integriert sind und Auftraggeber uns frühzeitig in die Gestaltung von Prozessen einbeziehen“, führte er in Frankfurt aus. Auch andere Logistikunternehmen beklagten am Rande des Forums: Als Dienstleister bekomme man von seinen Auftraggebern in der Regel ein fertiges Konzept vorgelegt, das man noch umsetzen, aber nicht gestalten könne. Dabei sei doch gerade die Logistik ihre Kernkompetenz. Je früher ein Kunde seine Logistikpartner einbeziehe, desto besser ließen sich Prozesse gestalten und damit Kosten sparen, so die Dienstleister. Karl May, Leiter Fahrzeugdistribution und VDC von BMW, bezweifelte indes gegenüber der VerkehrsRundschau, dass sich dies in Automobilunternehmen so durchsetzen lasse, wie von den Logistikdienstleistern erhofft. May wörtlich: „Die Logistik hat bei den OEM nicht den Stellenwert.“ Auch die Logistik erfahre bestimmte Dinge nicht immer als Erstes, führte er aus. Vor diesem Hintergrund, so der BMW-Mann, sehe er „nur begrenzt Möglichkeiten, Logistikdienstleister früher zu informieren.“ Ebenfalls für rege Diskussionen sorgten die Ausführungen von Manfred Gundler, CEO des Augsburger Automationsunternehmens Kuka Robot. Er zeigte Szenarien auf, wie sich in der Automobilindustrie die Zusammenarbeit von Mensch und Roboter sinnvoll gestalten lässt. So ist heute die Tätigkeit zwischen Mensch und Roboter klar definiert und insbesondere aus Gründen der Arbeitssicherheit klar getrennt: Der Mensch ist durch einen Schutzzaun vom Roboter getrennt, es gibt im Betrieb des Roboters also keinerlei Kontakt zwischen beiden Seiten. Schrittweise aber, so der Kuka-Chef, ließen sich dank des Einsatzes von mobiler Robotik im Zusammenspiel mit einer intelligenten Sensorik diese bisher starren Grenzen erweitern: In einem ersten Schritt könnte man durch Aufenthaltserkennung des Roboters auf den Schutzzaun verzichten. Im nächsten Schritt – zum Beispiel bei Bandstillstand – sei ein kurzer Aufenthalt des Roboters in dem Arbeitsumfeld des Menschen denkbar. Und in den folgenden Schritten könnte der Roboter permanent in dem Arbeitsgebiet des Menschen arbeiten, natürlich mit klar definierten Eingriffszonen, bis hin zu einem unbeschränkten Kontakt und einer veritablen Zusammenarbeit mit dem Menschen. Logistikpreis an Bosch Ein weiterer Höhepunkt des Forums war die Vergabe des VDA-Logistikpreises, der in diesem Jahr dem Unternehmen Robert Bosch „für die vollständige Digitalisierung von physischen Warenströmen“ verliehen wurde. „Die Vision der Datendurchlässigkeit in der industriellen Lieferkette wird so Realität“, sagte Stefan Asenkerschbaumer, stellvertretender Vorsitzender der Bosch-Geschäftsführung. „Damit entstehen effiziente, flexible und ressourcenschonende Produktions- und Logistiknetzwerke.“❙❚■ Eva Hassa, Björn Helmke „Wir sind als Partner nur effektiv, wenn Kunden uns frühzeitig in die Prozessgestaltung einbeziehen“ Rolf Schnellecke, Aufsichtsratschef und Inhaber der Schnellecke Group