Logistik-Apps: Das Lego-Prinzip

Bei der Digitalisierung von Prozessen standen Unternehmen bislang vor der Frage: selbst nach Gusto eine Anwendungssoftware programmieren oder eine Standardsoftware einkaufen, die dann - hoffentlich - die eigenen Prozesse so gut wie möglich abdeckt? Einen in der Softwarelandschaft noch recht jungen Ansatz verfolgen sogenannte No-Code-Plattformen, die es ermöglichen, über grafische Benutzeroberflächen und im Baukastensystem punktgenau diejenigen Lösungen zusammenzustellen, die man braucht - und das ohne großen Zeitaufwand oder ein eigenes, kostspieliges Entwicklerteam. Selbstständig Prozesse verbessern Auch Kontraktlogistiker Honold geht neuerdings diesen Weg - mit dem App-Baukasten des Unternehmens SmapOne, das die so entstehenden Anwendungen als "Smarte Business-Apps", kurz: Smaps, bezeichnet. "Der größte Vorteil ist, dass das Zusammenstellen einer App binnen Minuten ganz einfach per Drag-and-Drop geht - wie Legosteine zusammenstecken", bringt Moritz Hesse, Technical Consultant bei SmapOne, das Prinzip auf den Punkt. So können sich auch diejenigen als App-Entwickler betätigen, die wohl am besten wissen, welche Prozesse sich auf welche Weise optimieren lassen: die eigenen Mitarbeitenden. Bei der Einführung des App-Baukastens sei es weniger um ein konkretes Projekt oder ein akutes Problem gegangen, berichtet Manuel Schneider, Leiter Integrierte Managementsysteme bei Honold Contract Logistics. "Wir wollten unseren Mitarbeitenden ein Werkzeug an die Hand geben, mit dem sie spielerisch und selbstständig ihre eigenen Prozesse verbessern und digitalisieren können", so Schneider. Die selbst kreierten Apps werden demnach sowohl in der Lagerlogistik als auch im Transport bei Standorten mit eigenem Fuhrpark eingesetzt. "Insofern Smaps in operative Prozesse eingebunden sind, erhalten die jeweiligen Mitarbeiter ein I-Pad oder I-Phone", sagt Schneider. Für Aufgaben, die zwar regelmäßig, aber nur einmal wöchentlich oder monatlich ausgeführt werden, etwa Begehungen, Kontrollen und Erfassungen, stünden Endgeräte an zentrale Stellen zur Verfügung. Apps für Lagerpersonal und Fahrer Damit werden beispielsweise erfasste Mängel bei der Anlieferung im Wareneingang protokolliert. Dazu werden Daten zum betroffenen Artikel, Anlieferer, Schadenart, beschädigte Menge et cetera erfasst und der Schaden fotografiert. Der Bericht wird dann automatisch per Mail an den Kunden versendet. "Aufwendige administrative Nacharbeiten sind dadurch nicht mehr notwendig", so Schneider. Auch die Durchführung und Protokollierung der Abfahrtskontrolle am Lkw wird per Smap abgewickelt - die Lkw-Fahrer haben ohnehin bereits Tablets im Einsatz. "Bei erfassten Schäden wird der Leitstand automatisch informiert und die gesammelten Daten können direkt an die Werkstatt weitergeleitet werden", sagt Schneider. Der App-Baukasten sei bei den Mitarbeitenden mittlerweile zur Normalität geworden - "sie denken quasi in Smaps", sagt Schneider. Die Einführung einer App läuft im Unternehmen so ab: Anhand vorhandener Fähigkeiten, Kenntnisse und Interessen werden sogenannte App-Creatoren ausgewählt, die Vorschläge von Mitarbeitenden umsetzen. "In der Regel werden die Vorschläge zunächst in Creatoren-Runden, gegebenenfalls mit der Standortleitung, bewertet und dann entschieden, welche Smaps umgesetzt werden sollen", so Schneider. In regelmäßig stattfindenden Workshops mit allen Standorten werden neue Smaps vorgestellt. "Die Teilnehmer inspirieren sich dadurch gegenseitig", erklärt Schneider. Insofern Smaps von mehreren Standorten genutzt werden sollen, würden diese als Unternehmensvorlage eingestellt. "Des Weiteren erstellen wir auch aus der Zentrale regelmäßig Smaps, welche standortübergreifend zum Einsatz kommen." Die Bilanz 18 Monate nach Einführung des App-Baukastens kann sich sehen lassen: Knapp 50 aktive Apps wurden in verschiedenste Unternehmensprozesse integriert. Unkomplizierte Implementierung "Die Stärke von No-Code-Anwendungen ist, dass man die Ergebnisse sofort benutzen kann, während bei Standardsoftware auch kleine Änderungen einen großen Programmieraufwand erzeugen können", beschreibt Hesse von SmapOne die Vorteile bei Entwicklung und Implementierung. Der Ablauf ist simpel: Über den SmapOne-Designer erstellen Anwender eigene Apps per Drag-and-drop aus fertigen App-Bausteinen. Im SmapOne-Portal werden die Smaps konfiguriert, Nutzergruppen erstellt, Aufgaben verwaltet und erfasste Daten strukturiert abgelegt. Das Portal fungiert somit als "Steuerzentrale" für die Apps. "SmapOne ist prinzipiell zur Digitalisierung fast aller Prozesse in einem Unternehmen geeignet", betont Thomas Hoffmann, Customer Success Manager bei SmapOne. Das Abrechnungsmodell sieht folgendermaßen aus: Der Kunde zahlt eine monatliche Grundgebühr und dann pro Nutzer eine Lizenzgebühr. "Dabei können unendlich viele Apps mit SmapOne gebaut werden, auch die Anzahl der damit verschickten Datensätze ist unbegrenzt", so Hoffmann. Genutzt werden kann SmapOne auf Endgeräten mit den Betriebssystemen Apple iOS (ab Version 12), Google Android (ab Version 7) und Microsoft Windows 10 (ab Version 1803), also auch auf entsprechend kompatiblen MDE. Wer Drittsysteme anbinden will, kann das über eine Programmierschnittstelle tun, über die Daten aus den Smaps rein- und rausgespielt werden. "Über unsere API können also beliebige Quell- und Zielsysteme integriert werden", so Hesse abschließend. Mehr zum Thema finden Sie unter #Apps www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Durch das No-Code-Prinzip können auch IT-Amateure bei der Digitalisierung ihres Unternehmens aktiv mitarbeiten. Das macht sich auch Kontraktlogistiker Honold zunutze und hat mit einem App-Baukasten unter direkter Beteiligung der Mitarbeitenden bereits zig Prozesse digitalisiert und optimiert.

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