Frage des Quartals: Überraschung

Die Corona-Krise hat das Land nach wie vor fest im Griff. Jetzt droht eine dritte Welle. Und dann ein dritter Lockdown? "Bloß nicht", schallt es aus diversen Wirtschaftskreisen. Doch wenn die Prognosen des Robert-Koch-Instituts eintreten, drohen an Ostern neue Rekordwerte bei den Inzidenzzahlen. Zudem macht sich zunehmend Unmut in der Bevölkerung breit. Das drückt auch die Stimmung in der Wirtschaft. Aber ist die Lage tatsächlich so katastrophal wie gerade geschildert? Oder überlagern die schlechten Nachrichten einfach die guten? Die aktuellen Zahlen des VerkehrsRundschau-Index deuten darauf hin, dass die Lage bei den Transportdienstleistern zumindest nicht so schlecht ist, wie man angesichts der Stimmung vermuten könnte. Fast zwei Drittel der bei der Befragung teilnehmenden Unternehmen haben 2020 eine positive Umsatzrendite erwirtschaftet (64,3 Prozent). 18,7 Prozent haben rote Zahlen geschrieben, 16,9 Prozent wollten sich nicht zur Ergebnisentwicklung im letzten Jahr äußern. Interessant ist der Vergleich zum Jahr davor, also vor Corona: Denn 2019 hatten nur 59,5 Prozent der Logistikdienstleister angegeben, dass sie einen Gewinn erzielt haben - weniger also als 2020. Allerdings haben 2019 mit 14,4 Prozent auch nicht so viele Unternehmen einen Verlust erwirtschaftet wie 2020. Zudem haben sich 2019 mit 26,1 Prozent deutlich mehr Dienstleister nicht zu ihrer Umsatzrendite geäußert wie bei der Befragung für das Jahr 2020. Somit lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, dass die Umsatzrenditen 2020 tatsächlich besser ausgefallen sind. Aber die Zahlen deuten darauf hin, dass die Ertragslage nicht so viel schlechter war als 2019. Angesichts der Corona-Pandemie sicherlich eine Überraschung. Lkw sind nach wie vor viel unterwegs Doch andererseits muss man festhalten: Wenn fast jeder fünfte Transportdienstleister im letzten Jahr Verluste geschrieben hat, ist das eine hohe Zahl und keinesfalls ein Grund zum Jubeln. Zudem war schon 2019 ein schwieriges Jahr. Im Vergleich mit dem Boomjahr 2018 fallen die Renditen 2020 deutlich schlechter aus (siehe Grafik unten). Dass aber die Logistikdienstleister nicht so stark unter den Folgen der Corona-Pandemie gelitten haben wie beispielsweise die gesamte Wirtschaft in Deutschland, zeigt die Mautstatistik des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG) für das Jahr 2020. Denn um nur 1,3 Prozent waren die Fahrleistungen gegenüber dem Vorjahr rückläufig. Auf Autobahnen betrug der Rückgang sogar nur 0,9 Prozent, auf den Bundesstraßen 3,3 Prozent. Noch besser aus deutscher Brille betrachtet fällt die Bilanz aus bei Betrachtung der Zahlen nach den Zulassungsstaaten der mautpflichtigen Lkw. Bei den Ausländern stellte das BAG für 2020 Einbußen in Höhe von 2,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr fest. Bei den deutschen Lkw betrug das Minus 2020 hingegen nur 0,9 Prozent. Auch wenn die Mautstatistik nicht den kompletten Transportmarkt abbildet, zeigen diese Daten, dass zumindest bei den gefahrenen Kilometern die Rückgänge bei den deutschen Anbietern überschaubar waren. Auch hier also wie bei den Zahlen zu der Renditeentwicklung ein überraschend gutes Ergebnis, das man angesichts der Corona-Lage so eher nicht erwartet hätte. Auch die Verlader sind zur Entwicklung im Jahr 2020 befragt worden. Da sie jedoch nicht Renditen im Transport berechnen, hat die VerkehrsRundschau nach der Entwicklung des Auftragsvolumens für Transportdienstleistungen in Umsatzgrößen gefragt. Fast die Hälfte der Verlader gibt an, dass das Volumen 2020 gegenüber dem Vorjahr gesunken ist (48,4 Prozent). 32,3Prozent haben keine Veränderung festgestellt. Bei 19,3 Prozent hingegen ist das Volumen trotz Corona-Krise gestiegen. Bei denjenigen Verladern, die eine Steigerung festgestellt haben, bewegt sich die Zunahme zwischen einem und zehn Prozent, wobei eine deutliche Mehrheit ein Plus zwischen einem und fünf Prozent vermeldet. Anders hingegen bei den Unternehmen, bei denen das Auftragsvolumen gesunken ist: Hier geht die Bandbreite von einem bis über 20 Prozent rückläufiges Transportvolumen und verteilen sich die Angaben der Verlader relativ gleich auf die einzelnen Verlusthöhen. Wie geht es aber nun 2021 weiter? Gelingt es den Dienstleistern, ihre Renditen im laufenden Jahr zu verbessern? Hilft ihnen dabei eine anziehende Nachfrage nach Transportleistungen? Der Ausblick auf 2021 Auch dazu haben sich die Teilnehmer der Umfrage geäußert. 62,7 Prozent der Dienstleister sind optimistisch und gehen von einer positiven Umsatzrendite für 2021 aus. 25,4 Prozent sind skeptisch und sagen, dass sie keinen Gewinn und keinen Verlust machen werden. Mit einer negativen Umsatzrendite rechnen nur 3,4 Prozent der Befragten. Der letzte Wert ist zwar sehr niedrig, aber nicht ungewöhnlich. Denn letztlich wollen die Unternehmen selbstverständlich einen Gewinn machen und spiegeln die Ergebnisse mehr eine Vorgabe wider als eine Analyse der tatsächlichen Erwartungen. Aber: Vor einem Jahr ist das Ergebnis schlechter ausgefallen. Zwar sagten damals mit 62,3 Prozent nahezu gleich viele Unternehmer einen Gewinn voraus. Aber nur 18,8 Prozent gingen von einer Rendite nahe null aus, während 8,7 Prozent einen Verlust vorhergesagt hatten. Zum damaligen Zeitpunkt der Umfrage nahm die Corona-Krise gerade ihren Lauf. Geschäfte mussten aber noch nicht schließen, jedoch wurden Großveranstaltungen bereits abgesagt. Optimismus für das laufende Jahr strahlt die verladende Wirtschaft aus. Immerhin rechnen 54,8 Prozent der Unternehmen aus Industrie und Handel mit einem zunehmenden Auftragsvolumen. Ein gleichbleibendes Volumen sagen 22,6 Prozent voraus, während allerdings auch 19,4 Prozent sich skeptisch zeigen und mit einer rückläufigen Auftragsmenge rechnen. Der Jahresauftakt 2021 lässt darauf schließen, dass es durchaus zu einem Mengenwachstum kommen kann. So hat sich der Lkw-Mautfahrleistungsindex seit Jahresbeginn positiv entwickelt. Zwar ist der Index, der gemeinsam vom BAG und vom Statistischen Bundesamt (Destatis) berechnet wird, im Februar gegenüber dem Januar mit minus 2,1 Prozent leicht rückläufig gewesen. Aber das hing vor allem mit dem starken Wintereinbruch Mitte Februar zusammen. In diesen Tagen ist der Index spürbar eingebrochen. Vorkrisenniveau bereits wieder erreicht Seitdem geht der Trend wieder nach oben und steigen die Fahrleistungen. Nimmt man den Jahresdurchschnitt vor der Krise (März 2019 bis Februar 2020) als Maßstab, so wurden im Februar 2021 sogar schon wieder die Vor-Corona-Werte erreicht - trotz Winterchaos. Mit welcher Entwicklung der Auftragslage die Unternehmen im zweiten Quartal und für die kommenden zwölf Monate rechnen und weitere Infos unter anderem zur Preisentwicklung erhalten Sie in der VR-Ausgabe 7/2021 (siehe Kasten Seite 21). Mehr zum Thema finden Sie unter #FragedesQuartals www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Fast zwei Drittel der befragten Transportdienstleister haben 2020 trotz Corona eine positive Umsatzrendite erwirtschaftet. Das ist nur ein Ergebnis einer aktuellen Exklusiv-Umfrage der VerkehrsRundschau. Die Frage des Quartals Jedes Quartal befragt die Verkehrs-Rundschau Unternehmen zu aktuellen Themen aus der Logistikbranche. In diesem Quartal haben 99 Fach- und Führungskräfte von Logistikdienstleistern und Verladern an der vom Marktforschungsinstitut Kleffmann durchgeführten Untersuchung teilgenommen.

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