Zweite Chance auf dem Arbeitsmarkt

Wer ältere Langzeitarbeitslose einstellt, den unterstützt der Staat nicht nur finanziell, er übernimmt auch die Weiterbildung Zweite Chance auf dem ArbeitsmarktDass Mitarbeiter mit 50 noch lange nicht zum alten Eisen gehören, ist eigentlich eine Binsenweisheit. Mit mehreren Förderprogrammen macht der Staat die Einstellung älterer Arbeitnehmer zusätzlich schmackhaft.Ingo Grunwald ist Wiederholungstäter: Bereits zum vierten Mal hat er über das Projekt "Reife Leistung – Süderelbe packt an" (vormals "Logistik 50+") einen neuen Mitarbeiter für sein Unternehmen rekrutiert. Dass dieser bereits 49 Jahre ist und ein Jahr Arbeitslosigkeit hinter sich hat, spielt für den Niederlassungsleiter der Unilok Logistik GmbH in Hamburg keine Rolle. Ausschlaggebend sind lediglich Leistung und Teamgeist."Klaus Langenbeck ist seit 1. März 2008 in unserem Unternehmen und für die Warenausgangskontrolle zuständig. Für diesen Bereich suchte ich einen Mitarbeiter und habe Michael Schmidt, Integrationsmanager des Projektes ,Reife Leistung – Süderelbe packt an' kontaktiert", erzählt Grunwald. Besagtes Projekt ist einer von insgesamt 62 bundesweit regionalen Beschäftigungspakten, um ältere Langzeitarbeitslose beruflich wieder einzugliedern. Dafür übernimmt der Staat deren Weiterbildung und unterstützt mitunter die Unternehmen finanziell (siehe Kasten auf S. 38).Der Neue muss gut ins Team passenNach der Kontaktaufnahme mit dem Projektmanager folgte ein persönliches Gespräch. Darin klärten Unternehmer und Projektmanager das genaue Stellenprofil sowie die dafür notwendige Qualifikation. "Aber auch menschlich muss der neue Mitarbeiter gut ins Team passen", betont Ingo Grunwald ausdrücklich. "Bereits nach kurzer Zeit hatte Herr Schmidt zwei bis drei Vorschläge parat. Für einen der Kandidaten vereinbarten wir dann gleich ein zweiwöchiges Praktikum." Alter zählt nur am RandeEben dieser Kandidat war Klaus Langenbeck, 49 Jahre alt und seit einem Jahr arbeitslos. "Ich hatte mich für das Projekt gemeldet, um aus dem Sog Arbeitslosigkeit und eventuell Hartz IV rauszukommen", erzählt der ehemalige Lagerarbeiter. Und bei Klaus Langenbeck stimmte alles: Qualifikation, Engagement und Chemie. Das Alter sieht Unternehmer Grunwald mittlerweile als marginal: "Natürlich war das anfangs eine Überlegung. Ich hatte etwas Bedenken wegen der Leistungsfähigkeit und Einsatzbereitschaft. Schließlich finden viele unserer Jobs im Freien bei Wind und Wetter statt. Aber wir haben ja auch andere ältere Mitarbeiter und da gab es bis jetzt nie Probleme. Im Gegenteil, ältere Mitarbeiter arbeiten oft genauer und konzentrierter und sind verantwortungsbewusster gegenüber ih-rer Jobsituation."Der passende BewerberIn der Regel bietet und finanziert der Beschäftigungspakt entsprechende Weiterbildungsmaßnahmen, um den Bewerber für die Stelle genau passend zu machen. Klaus Langenbeck dagegen konnte nach seinem Praktikum und einer anschließenden kurzen Einarbeitungszeit ohne zusätzliche Schulungsmaßnahmen übernommen werden. Lediglich eine Weiterbildung für den Bereich Gefahrgut steht demnächst an. Die Kosten dafür übernimmt "Reife Leistung – Süderelbe packt an". Ebenso bieten die meisten der regionalen Beschäftigungspakte den Unternehmen einen Lohnkostenzuschuss (maximal 50 Prozent) für höchstens ein Jahr, was in etwa auch der Förderungsdauer entspricht. Denn der neue Mitarbeiter muss für mindestens ein Jahr angestellt werden. "Wir nutzen zwar die finanzielle Förderung des Projektes – Übernahme der Weiterbildungskosten sowie den Lohnkostenzuschuss –, dennoch war das für uns nicht ausschlaggebend", erklärt Niederlassungsleiter Grunwald. "Für uns ist wichtig, nach kurzer Zeit einen qualifizierten Mitarbeiter einstellen zu können. Wir sparen uns eine Menge lästigen Bewerbungsaufwand. Unsere Partner treffen in Absprache mit uns eine Vorauswahl. Und das in einer sehr angenehmen Zeitspanne von wenigen Wochen. Und gerade bei dem Fachkräftemangel, auf den wir zusteuern, finde ich das eine sehr Erfolg versprechende Art der Mitarbeiterrekrutierung. Ich habe auf diese Art sicher nicht das letzte Mal eine vakante Stelle in meinem Unternehmen besetzt", resümiert der Hamburger Logistikdienstleister.❙❚■ Ursula Zimmermann, freie Journalistin

Zweite Chance auf dem Arbeitsmarkt

Aufkommensentwicklung Quartal 1/2022 bis Quartal 4/2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum

Entsenderegeln in Europa 2022

MEISTGELESEN

Verlängerte Mautbefreiung und digitale Lkw-Maut für 2026 beschlossen

Mindestlohnrichtlinie: EU darf keine Vorgaben zur Höhe von Löhnen machen

Samsara schließt Partnerschaft mit Aumovio

NEWSLETTER