VerkehrsRundschau-Index

VerkehrsRundschau-IndexAuf den ersten Blick eine ÜberraschungIm zweiten Quartal 2012 sind die Frachtraten im Straßengüter-verkehr wieder leicht gestiegen. Das geht aus den neuen Zahlen des VerkehrsRundschau-Index hervor, der von der Unternehmensberatung Bearing Point unterstützt wird. Das ist schon eine Überraschung: Die Preise im Straßengüterverkehr sind im zweiten Quartal 2012 wieder leicht gestiegen. Das geht aus den neuesten Zahlen zum VerkehrsRundschau-Index (VR-Index) hervor. Demnach haben sich die Frachtraten um 0,51 Prozent verteuert. Der Index legte von 118,06 Punkten (erstes Quartal 2012) auf 118,66 Punkte (zweites Quartal 2012) zu.Verteuerung kommt überraschendMit einem Anziehen der Preise war nicht unbedingt zu rechnen. Denn während man für das erste Quartal noch positive Signale aus der deutschen Wirtschaft vernehmen konnte, trübten sich die Indikatoren für das zweite Quartal doch zunehmend ein. So ist der Ifo-Index, bei dem monatlich 7000 Firmen zur wirtschaftlichen Entwicklung befragt werden und der als der beste Indikator für die wirtschaftliche Entwicklung gilt, im Mai und Juni gesunken.Auch der Verlauf des ebenfalls monatlich erscheinenden Einkaufsmanager-Index deutet darauf hin, dass die Konjunktur sich allenfalls seit-, wenn nicht sogar abwärts bewegt. Im Mai war dieser Frühindikator zum dritten Mal im Folge gesunken und unter der Grenze von 50 Punkten geblieben, ab der ein Wachstum signalisiert wird.Der Preisindex für den Straßengüterverkehr, der von Transporeon und Cap Gemini herausgegeben wird, deutete ebenfalls eher darauf hin, dass Gütertransporte zuletzt günstiger zu haben waren. Im ersten Quartal 2012 ist dieser Index gesunken (Daten für das zweite Quartal liegen noch nicht vor). Allerdings muss man hierbei berücksichtigen, dass es sich ausschließlich um Preise einer Logistikplattform handelt, die nicht repräsentativ sind für die Entwicklung im Gesamtmarkt. Nicht zuletzt waren aber auch aus dem Markt von den Transportdienstleistern vermehrt Stimmen zu hören, nach denen die Preise unter Druck gekommen seien. Wie sich der Preisanstieg erklären lässtAndererseits sind solche Aussagen mit einer gewissen Vorsicht zu genießen: Denn Preissteigerungen werden häufig gerade angesichts steigender Kosten als selbstverständlich hingenommen. Muss ein Unternehmen hingegen Preisabschläge verkraften, überdecken diese Zugeständnisse häufig, dass es bei anderen Kunden durchaus gelungen ist, Anhebungen durchzusetzen.Zudem ist zu berücksichtigen, dass der Index-Anstieg von 0,51 Prozent minimal ist. Und ganz so überraschend kommt der Anstieg auch deshalb nicht, weil das erste Quartal eines Jahres generell als ein schwaches gilt. So ist der VR-Index seit seinem Bestehen immer im zweiten Quartal gestiegen, sieht man von dem Krisenjahr 2009 ab.Ein Grund für diese Entwicklung ist darin zu sehen, dass die Zeit von April bis Juni in der Regel eine nachfragestarke Zeit ist. Dieser größere Bedarf führt dann dazu, dass die Entgelte eher steigen. Und in der Tat: Fast 40 Prozent der befragten Verlader geben an, dass ihr Sendungsaufkommen in den letzten drei Monaten gestiegen ist. 37,6 Prozent haben keine Veränderung im zweiten Quartal registriert und 22,5 Prozent von ihnen haben ihr Volumen verringert. Ähnlich das Bild bei den Transportunternehmen: 42,3 Prozent geben an, dass ihr Auftragsvolumen im zweiten Quartal 2012 gestiegen ist. Bei einem Drittel gab es in den letzten drei Monaten keine Veränderung, während mit 24,4 Prozent fast jeder vierte Transportdienstleister ein sinkendes Aufkommen verkraften musste. Vor einem Quartal, als die Preise leicht gesunken waren, war das Verhältnis zwischen den Unternehmen, deren Mengen gestiegen sind, und denjenigen, bei denen sie gesunken waren, noch genau umgekehrt gewesen. Da also sowohl bei den Verladern als auch bei den Transportdienstleistern die Zahl derjenigen überwiegt, die steigende Transportmengen verzeichnen, ist vor diesem Hintergrund ein Anstieg der Frachtraten durchaus plausibel.Preisniveau nicht ausreichendIm Vergleich zum Vorjahresquartal ist der VR-Index um 0,38 Prozent gesunken (von 119,11 Punkten auf 118,66). Das ist aus Sicht der Transportdienstleister eine besorgniserregende Entwicklung, weil die Unternehmen im gleichen Zeitraum mit steigenden Kosten zu kämpfen hatten. Ein Beispiel sind die Dieselpreise, die im Mai 2012 um 4,8 Prozent höher waren im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresmonat. Und immerhin machen die Kraftstoffkosten im Fernverkehr ein Viertel aller Gesamtkosten aus. Aber auch andere Kosten wie die für das Personal oder für Reifen sind über das Jahr gestiegen. Daher sind dann auch nach Berechnungen des Bundesverbandes Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) die Gesamtkosten im nationalen Fernverkehr zwischen Mai 2011 und Mai 2012 um 2,47 Prozent gestiegen. Wenn dann keine Preiserhöhung gelingt, verwundert es nicht, dass die Insolvenzquote im Transportgewerbe außerordentlich hoch ist (siehe VR 24/2012, Seite 22). Angesichts der Kosten- und Preisentwicklung in den letzten zwölf Monaten lässt sich also ein gewisser Nachholbedarf bei den Frachtraten seitens der Transportdienstleister nicht leugnen. Womöglich ist es ja doch einigen von ihnen gelungen, diesen Nachholbedarf zu befriedigen und das ist ein Grund für den Anstieg des Index. Allen Akteuren im Markt ist gemein, dass sie verunsichert sind, wie sich die wirtschaftliche Situation 2012 weiter entwickelt. So wollte sich beispielsweise der Präsident des Deutschen Speditions- und Logistikverbandes (DSLV), Mathias Krage, letzte Woche nicht zu einer Prognose für seine Branche für das laufende Jahr äußern. Er zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass zumindest der Umsatz aus dem Vorjahr auch 2012 wieder erreicht wird.Bezeichnend auch die Prognose des Ifo-Instituts für das laufende Jahr. Die Wissenschaftler rechnen mit einem Wirtschaftswachstum von 0,7 Prozent. Doch geben sie ein 67-Prozent-Unsicherheitsintervall von 0,1 bis 1,3 Prozent für die Entwicklung des realen Bruttoinlandsproduktes an. Von Stagnation bis hin zu einem durchaus beachtlichen Wachstum von über einem Prozent scheint also alles möglich.Und wie schätzen die Verlader und die Transportdienstleister die künftige Entwicklung ein? Auch dazu sind die Teilnehmer des VR-Index befragt worden. Die meisten (fast zwei Drittel) gehen davon aus, dass in den kommenden drei Monaten das Aufkommen konstant bleibt. Bei den Transportdienstleistern sind es 61,0 Prozent, die mit stagnierenden Mengen rechnen. Immerhin jeder vierte Dienstleister geht von steigenden Mengen aus (25,3 Prozent). Und 13,7 Prozent befürchten, dass im kommenden Quartal weniger zu tun ist für sie.Die Verlader sind etwas zuversichtlicher, was die Erwartungen für die kommenden drei Monate betrifft. Mit 25,6 Prozent kalkulieren ebenso viele wie bei den Dienstleistern mit steigenden Mengen. 68,6 Prozent erwarten keine Änderungen gegenüber dem zweiten Quartal. Aber nur 5,8 Prozent der befragten Verlader gehen von sinkenden Mengen aus, sodass der Anteil der Pessimisten unter ihnen doch deutlich geringer ist als bei den Dienstleistern.Positiver fallen die Prognosen für die kommenden zwölf Monate aus. Bei den Transportdienstleistern rechnen 38,6 Prozent der Befragten mit steigenden Mengen. 51,2 Prozent gehen von einer konstanten Entwicklung aus, während 10,2 Prozent sich auf ein geringeres Volumen einstellen.Bei den Verladern sagen 42,9 Prozent der Befragten steigende Mengen für die kommenden zwölf Monate voraus. Jeder Zweite (50,0 Prozent) ist der Auffassung, dass sich nicht viel verändern wird. 7,1 Prozent sind skeptisch und befürchten, dass das Aufkommen sinken wird.Der Ausblick: leichter PreisanstiegEin Vergleich mit den Ergebnissen von vor drei Monaten zeigt jedoch, dass sich die Erwartungen zunehmend eintrüben. Denn waren vor drei Monaten noch 36,4 Prozent aller Befragten der Meinung, dass die Mengen in den kommenden drei Monaten steigen, so ist dieser Wert im zweiten Quartal auf 25,4 Prozent gesunken. Eine ähnliche Entwicklung ist bei den Ergebnissen für die Prognose der kommenden zwölf Monate zu beobachten: Waren es im ersten Quartal noch 49,5 Prozent, die von steigenden Mengen ausgingen, ist dieser Wert jetzt auf 40,7 Prozent abgesackt. Bleibt die Frage, wie es weitergeht mit den Frachtraten. Die Kraftstoffpreise sinken derzeit, sodass von dieser Seite keine inflationären Einflüsse zu erwarten sind. Andererseits scheint es bei den Dienstleistern nach wie vor einen gewissen Nachholbedarf zu geben. Das sehen offenbar auch die Verlader so, weshalb die Zeichen weiterhin auf eine Verteuerung der Transporte stehen (siehe mittlere Grafik Seite 21). ❙❚■ Michael CordesEtabliert und aktuellBereits seit 2005 lässt die VerkehrsRundschau (VR) von einem unabhängigen Marktforschungsinstitut die Frachtraten im Straßengüterverkehr erheben. Damit ist der VR-Index der älteste Preisindex für LKW-Transporte in Deutschland. Kein anderer Preisindex ist auch so aktuell wie der VR-Index. Unterstützt wird der Index von der Unternehmensberatung Bearing Point. cdVR-IndexVeränderungen desVerkehrsRundschau-Index(1. Quartal 2005: Index = 100 Punkte)4/101/112/113/114/11*1/122/12Pkte.120115110VerkehrsRundschau-IndexVR-IndexDie wichtigsten ErgebnisseZukünftige PreisentwicklungDer Trend gilt nach wie vor: Zumindest auf lange Sicht müssen sich die Verlader darauf einstellen, dass sich Frachtraum verteuert. Das geht aus den Einschätzungen der Verlader und Dienstleister hervor, die im Rahmen der VR-Index-Erhebung befragt wurden. Für die kommenden zwölf Monate rechnen 47,5 Prozent der Teilnehmer mit steigenden Transportpreisen. Ebenso viele gehen von stagnierenden Entgelten aus, während verhältnismäßig wenige (5,1 Prozent) die Ansicht äußern, dass für Transporte weniger gezahlt werden muss. Damit hat sich trotz zunehmender Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung wenig an den Preisprognosen verändert im Vergleich zu den Erhebungen des ersten Quartals. Damals prognostizierten 48,5 Prozent steigende Frachtraten, 43,1 Prozent eine Stagnation und 8,4 Prozent ein Absinken des Preisniveaus.Bei den Preisprognosen gibt es einen fundamentalen Unterschied zwischen den Dienstleistern und den Verladern zu beobachten. Während bei den Dienstleistern nur 38,5 Prozent der Befragten die Hoffnung haben, mehr Geld für die Transporte zu bekommen, stellen sich 57,0 Prozent der Verlader darauf ein, dass sie künftig für den Frachtraum tiefer in die Tasche greifen müssen. Das sind bei den Verladern sogar mehr als noch vor einem Quartal (56,6 Prozent). Offenbar gibt es bei den Verladern zumindest die Einsicht, dass eine Preisanpassung in den kommenden zwölf Monaten notwendig ist. Die zunehmende Unsicherheit bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung spiegelt sich vor allem in den Einschätzungen der Unternehmen für die kommenden drei Monate wieder. 76,8 Prozent der Befragten sagen stagnierende Preise voraus – oder trauen sich einfach keine Aussage darüber zu machen, wohin sich die Frachtraten in den kommenden drei Monaten bewegen. Ein solch hoher Wert wurde bislang nur drei Mal seit Bestehen des Index registriert. Mit einem Rückgang des Preisniveaus rechnen aber nur sehr wenige (3,9 Prozent). Im ersten Quartal waren es mit 8,1 Prozent überraschend viele gewesen. cd% > -12-12 bis -9-9 bis -6 -6 bis -3 -3 bis 000 - 33 - 66 - 99 - 12> 12%706050403020100Erwartete Preisentwicklung in drei beziehungsweise zwölf Monaten (Umfrage 2. Quartal 2012, befragt: Dienstleister und Verlader) Ausprägung desPreisanstiegs(in Prozent)Ausprägung derPreissenkung(in Prozent)VR-Index nach EntfernungsklassenWas für den Gesamtindex gilt, trifft auch für die Preisentwicklung in den einzelnen Entfernungsklassen zu: Nach einem schwächeren ersten Quartal, in dem über alle Entfernungsklassen die Preisindizes gesunken sind, war im zweiten Quartal auf allen Stufen ein Anstieg zu beobachten. Insgesamt ist das Bild relativ uneinheitlich. So gab es über 400 Kilometer den geringsten Anstieg der Frachtraten mit kaum wahrnehmbaren plus 0,1 Prozent. Über 600 Kilometer hingegen stiegen die Transportpreise um immerhin 0,63 Prozent. Stärkere Anstiege bei den Frachtentgelten gab es auf den mittleren Distanzen über 150 und 200 Kilometer zu beobachten. Dort stiegen die Indizes um 0,61 Prozent (150 Kilometer) beziehungsweise um 1,1 Prozent (200 Kilometer).Nach wie vor befindet sich der Index auf den langen Entfernungen auf einem deutlich geringeren Niveau als auf den kürzeren Distanzen. Hier macht sich die mit geringeren Kosten agierende Konkurrenz aus dem Ausland bemerkbar, die in der Regel im Nahverkehr keine Rolle spielt, aber im Fernverkehr das Preisniveau drückt. cdLeichter Preisanstieg über alle Entfernungenkm 507510015020040060013012011010090Preisentwicklung nach EntfernungsklassenPkte.VerkehrsRundschau-IndexEinmalige Benchmark-Auswertung für die Teilnehmer am VR-Index Sie sind Logistikdienstleister oder Verlader und wollen gerne mitmachen beim VR-Index? Dazu sind Sie herzlich eingeladen. Sie brauchen sich dazu nur an das unabhängige Meinungsforschungsinstitut Kleffmann Group, Christina Gronowski (Tel.: 02591/9188-303), wenden. Das Mitmachen bei der Online-Befragung wird mit einer Benchmark-Auswertung und einem Geschenk belohnt, das umso größer ausfällt, je regelmäßiger Sie teilnehmen. Mehr dazu finden Sie im Internet auf der Website der VerkehrsRundschau unter dem Link www.verkehrsrundschau.de/index. cdIndex Für TeilmärkteEntwicklung der Indexwertein den Teilmärkten(1. Quartal 2005: Index = 100 Punkte)4/101/112/113/114/11*1/12 2/12Pkte.120115110105Mehr Infos zu TransportpreisenMehr Informationen rund um das Thema Transportpreise gibt es im Internet unter www.verkehrsrundschau.de unter „Transport + Logistik“. Dort finden Sie die wichtigsten Ergebnisse im Überblick, Nachrichten zu den Einflussgrößen der Frachtraten und Meldungen zu dem Verlauf anderer Indizes und zu Marktumfragen. Außerdem erfahren Sie, unter welchen Rahmenbedingungen Sie mitmachen können beim VR-Index. Mehr unter: www.verkehrsrundschau.de/index. Und kostenlos für Premium- und Online-Abonnenten finden Sie den großen Vergleich der Preis- und Marktindizes im Transportgewerbe unter www.verkehrsrundschau.de/marktuebersichten. cdErhebungsmethodikWas man zur Methodik des VerkehrsRundschau-Index wissen muss Wer wurde befragt? Im zweiten Quartal 2012 haben 181 Unternehmen bei der Befragung mitgemacht, jeweils etwa zur Hälfte Logistikdienstleister und Verlader. Die Dienstleister sind in der Mehrheit typische Mittelständler. 54,7 Prozent haben bis zu 50 Mitarbeiter. 86,3 Prozent besitzen einen eigenen Fuhrpark. 16,8 Prozent der Dienstleister fahren ausschließlich im Selbsteintritt, beauftragen also keine Subunternehmen. Im Gegensatz zu der Unternehmensstruktur bei den Logistikdienstleistern hat die Mehrzahl der befragten Verlader (73,3 Prozent) mehr als 100 Mitarbeiter – doch spiegelt dieses Kräfteverhältnis die Marktgegebenheiten wider. Die Betriebe der verladenden Wirtschaft sind in der Regel deutlich größer als die klein- und mittelständischen Firmen, die das Bild der Transportwirtschaft prägen. Der überwiegende Anteil der Verlader stammt aus der Lebensmittelindustrie, Metall verarbeitenden Industrie, der Chemieindustrie/Pharma, dem Handel, dem Maschinenbau und der Fahrzeugbauindustrie. Welche Transportleistungen wurden abgefragt? Die zugrunde gelegten Aufträge beziehen sich auf unspezifische, palettierbare Güter, die keine besondere Handhabung verlangen. Folgende Faktoren nehmen Einfluss auf die Preisgestaltung:EntfernungenSendungsgrößenQuell- und Zielraum – Transporte innerhalb und zwischen BallungsgebietenArt des Vertragsverhältnisses zwischen Verlader und Transporteur – keine langfristigen KontraktePreisbildung der Aufträge ohne Annahme einer RückfrachtWie häufig erscheint der Index?Die Daten werden vierteljährlich vom Meinungsforschungsinstitut Kleffmann erhoben. Der nächste Index zum dritten Quartal 2012 erscheint im September 2012 (VR 39/2012). cdVerkehrsRundschau-Index

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