TUI-Chef Michael Frenzel ist mit seinem Kurs zum Umbau des Reise- und Schifffahrtskonzerns auf ungewöhnlich scharfe Kritik bei den Aktionären gestoßen. Im Mittelpunkt der Vorwürfe stand bei der Hauptversammlung am Mittwoch in Hannover der Zwei-Milliarden-Euro-Kauf der britisch-kanadischen Container-Reederei CP Ships im vergangenen Jahr. Dies sei „überaus riskant und wirtschaftlich unausgewogen“, kritisierten die Anteilseigner. Der Preis sei zu hoch und der Zeitpunkt falsch gewesen. Frenzel verteidigte seine Strategie, die darauf ausgelegt sei, „Grundsteine für die Zukunft zu legen“. Nach Eingliederung von CP Ships in den Konzern werde die Sparte Schifffahrt die Ertragskraft des Konzerns deutlich steigern und zu höheren Gewinnen beitragen, sagte Frenzel. Bis 2008 werde sie ihr Ergebnis von 318 auf 650 Millionen Euro mehr als verdoppeln. Angesichts der wachsenden Unsicherheiten im Reisegeschäft betonte Frenzel: „Auf zwei Beinen steht man sicherer als auf einem.“ Dagegen kritisierten Aktionäre, das TUI-Management habe sich bei der Bewertung des Schifffahrtsmarktes verschätzt und Überkapazitäten und sinkende Frachtraten nicht erkannt. Statt die Anfälligkeit für Schwankungen zu reduzieren, erhöhe der Zusammenschluss das Risiko. Andere Anteilseigner kritisierten, sie würden immer wieder vertröstet. „Der Aufschwung an den Aktienmärkten ist an der TUI vollständig vorübergegangen“ sagte ein Fondsmanager. Das TUI-Papier habe bereits seit fünf Jahren insgesamt 40 Prozent verloren. Das sei eine „verheerende Bilanz“, lauteten Vorwürfe. Unter anderem wegen Verwässerungseffekten aus einer Kapitalerhöhung zur Finanzierung der Übernahme von CP Ships war der Aktienkurs im vergangenen Jahr deutlich gesunken. Auch zu den von Frenzel erwarteten Synergieeffekten bei dem Zusammenschluss äußerten sich Aktionäre skeptisch. Tourismus und Schifffahrt hätten nicht viel miteinander zu tun und wären in zwei Unternehmen besser aufgehoben, hieß es. Frenzel will in beiden Geschäftsfeldern bis 2008 deutlich höhere Gewinne einfahren. „Zwei starke Säulen – Touristik und Schifffahrt – stehen für steigende Ergebnisse, eine stabile Dividende und nachhaltiges Wachstum“, sagte der Konzernchef. Er wies auch den Vorwurf der Aktionäre zurück, dass die Übernahme von CP Ships mit rund 2 Milliarden Euro zu teuer gewesen und zum falschen Zeitpunkt erfolgt sei. „Der Erwerbszeitpunkt war durch den harten Wettbewerb vorgegeben und wir haben dennoch keine unvertretbaren strategischen Prämien gezahlt“, sagte Frenzel. Die Integration von CP Ships werde schneller vor sich gehen als erwartet. Sie werde „im wesentlichen“ bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Durch den Zusammenschluss würden Synergieeffekte von 220 Millionen Euro erzielt und damit 40 Millionen mehr als erwartet. Dies ergebe sich etwa zur Hälfte aus Personal- und Sachkosteneinsparungen. Im Reisegeschäft würden unter anderem Kosteneinsparungen und Effizienzsteigerungen von 210 Millionen Euro zum Anstieg des Ergebnisses von 365 Millionen 2005 auf 700 Millionen bis 2008 beitragen, betonte Frenzel. Im Hotelbereich sollen über 25.000 neue Betten sowie ein Ausbau des Geschäfts der Agenturen in den Zielgebieten bis zu 40 Millionen Euro zusätzlichen Ertrag bringen. Frenzel räumte ein, dass 2006 noch ein Jahr voller Unsicherheiten sei. Es würden aber die Grundlagen gelegt für durchschlagende Ergebnisverbesserungen in den Folgejahren. In der Schifffahrt werde wegen der Eingliederungskosten von CP Ships von insgesamt rund 100 Millionen Euro das Vorjahresergebnis voraussichtlich nicht wieder erreicht werden können. Für die Zukunft äußerte er sich aber optimistisch. Beim Rückgang der Frachtraten zeichne sich bereits eine „Kehrtwende“ ab. Und ein Mengenwachstum von 13 Prozent gebe Rückenwind für die Durchsetzung von Preissteigerungen. (dpa/wb)
TUI: Wächst zusammen, was zusammen gehört?
Frenzel erwartet mehr Gewinn – Harsche Kritik der Aktionäre