Stabil versus mobil

Welches Telematik-System passt zu meinem Unternehmen, sodass es sich rechnet? Das ist die zentrale Frage der Telematik-Kaufberatung auf der IAA Nutzfahrzeuge 2014 in Hannover gewesen, die die VerkehrsRundschau gemeinsam mit dem Verband der Automobilindustrie (VDA) veranstaltet hat. Geschäftsführer, Fuhrparkleiter und IT-Verantwortliche von Speditions- und Transportunternehmen und Entscheider aus Industrie und Handel konnten sich dort ein Bild von den Lösungen im Markt machen. "Noch immer schrecken einige Firmen vor der Anschaffung eines Telematik-Systems zurück", erklärte Serge Voigt, Redakteur der VerkehrsRundschau und Moderator der Veranstaltung eingangs. Zu unübersichtlich seien die große Anzahl von Anbietern, die Vielfalt der Systemfunktionen und die Kosten für Investition und Betrieb. Der Trend geht zum Telematik-Tablet Vier Experten versuchten deshalb, den 65 Teilnehmern des IAA-Symposiums eine Orientierungshilfe zu geben. Kontrovers diskutiert wurde vor allem die Frage, ob sich ein fest im Fahrzeug eingebauter Bordcomputer oder ein handelsübliches Tablet beziehungsweise Smartphone besser in der Praxis bewährt. "Beide Systeme haben ihre Vorund Nachteile", erläuterte Voigt. Die Debatte über das passende Telematik-Gerät eröffnete Didier Nulens vom belgischen Telematikanbieter Transics. "Der raue Speditionsalltag erfordert robuste Geräte, die sich einfach bedienen lassen", sagte der Chief Commercial & Operations Officer. Transics bietet Lösungen für Zugmaschinen und Trailer an. Vor allem beim Auftragsmanagement von Subunternehmern seien mobile Geräte zunehmend gefragt, auf denen eine Telematik-App läuft, berichtete Nulens. Ein Spediteur könne dadurch zum Beispiel ohne großen Ausrüstungsaufwand dafür sorgen, dass alle Subunternehmer auf ihren Touren mit einem einheitlichen System unterwegs sind und so seine Prozesse optimieren. Eine weitere Stärke von Tablets oder Smartphones sei, dass man sie überall mit hinnehmen könne, so Nulens. "Das erleichert nicht nur oft die Kommunikation zwischen Fahrer und Disponent." Portable Consumer-Geräte eigneten sich damit auch für Tätigkeiten außerhalb des Fahrzeugs, zum Beispiel für die Dokumentation von Schäden oder das Scannen von Barcodes. Industrielle Lösungen seien gegen den groben Umgang im LKW allerdings besser geschützt und kämen in der Regel auch besser mit Schmutz, Feuchtigkeit, Stößen und extremen Temperaturen zurecht. "Ein fest eingebauter Bordcomputer lässt sich zudem nicht so leicht klauen", sagte der Fachmann von Transics. "Wer ein Festgerät nutzt, kann darüber hinaus davon ausgehen, dass die Software immer auf dem aktuellen Stand ist, denn es aktualisiert sich automatisch", erklärte Nulens. Negativ bewertete er auch die Akku-Laufzeit der Mobilgeräte. Darüber hinaus bestehe die Gefahr, dass der Fahrer diese für private Zwecke nutze. Consumer-Geräte können mithalten Anderer Meinung ist Bernd Schoob, Gesellschafter des auf Apps spezialisierten Telematik-Anbieters Spedion: Fast alle seiner rund 100 Kunden setzen Sieben- oder Acht-Zoll-Tablets von Samsung mit Android-Betriebssystem ein. Und diese eigneten sich durchaus für industrielle Anwendungen, so Schoob. "Handelsübliche Tablets überleben es etwa, wenn sie mal herunterfallen." Für diese Art von Mobilgerät spreche zudem der Preis von rund 200 Euro, sagte Schoob. Seine Anbindung an das Fahrzeug schlage bei einer Spedition mit 290 Euro zu Buche. Dazu kämen bei Bedarf noch einmal 150 Euro für ein Navigationssystem. Im Vergleich zum fest eingebauten Bordcomputer könne ein Unternehmen also Geld sparen. "Seit 2011 haben unsere Kunden ihre Tablets jetzt schon ohne Ausfall im Einsatz - unter anderem sogar im Baustellenverkehr", erklärte Schoob. Inzwischen gebe es auch abschließbare Halterungen, um aus einem mobilen Gerät bei Bedarf ein fest eingebautes Gerät im LKW zu machen und es zu sichern. "Damit hat man eine kontinuierliche Stromversorgung und Diebstahlschutz." "Und wir müssen die Mitarbeiter der Kunden nur selten schulen, was für die einfache Bedienung spricht", sagte Schoob. Auch das Vorurteil, der Fahrer könne ein Tablet oder Smartphone unkontrolliert für private Zwecke nutzen, ließ der Spedion-Vertreter nicht gelten: "Das lässt sich blockieren", sagte er. Expertentipp: Erst Nutzen, dann Kosten Für die Kaufentscheidung komme es darauf an, was das Telematik-System könne und welche Funktionen ein Unternehmen suche, waren sich beide Referenten einig. Dazu sagte Nulens: "Die wichtigste Frage, die sich ein Flottenbetreiber vor der Anschaffung stellen sollte, lautet: Welche Daten benötige ich heute und was brauche ich morgen?" Die Kosten- und die Gerätefrage sollten aus seiner Sicht an zweiter und dritter Stelle stehen. Sein Fazit: "Suchen Sie sich einen Anbieter aus, der mitdenkt, Projekte begleitet und auch in den nächsten Jahren noch alle Informationen, die im Geschäftsalltag helfen, aus einer Hand liefern kann." Online-Check Welcher Telematik-Typ sind Sie? Test Sie es im Internet! Sie mögen es eher klassisch und robust? Oder bevorzugen Sie eine flexible Lösung, die in die Hosentasche passt? Finden Sie heraus, welches Telematik-System am besten zu Ihren Bedürfnissen passt. Mit dem kostenlosen Online-Check unter: www.transics.com/de/feste-vs-mobileloesungen/