Paris. Die Gütertransport- und Logistiksparte der französischen Staatsbahn SNCF Geodis will die Spedition Giraud übernehmen. Nach der in diesem Monat angekündigten Übernahme des Pariser KEP-Spezialisten Ciblex und der italienischen Bertola Servici Logistici steht nun der Vollerwerb der süd- und nordeuropäischen Aktivitäten der Gruppe Giraud International an. Das teilte Geodis auf der Internationalen Transport- und Logistikmesse SITL in Paris mit. Im Juli vergangenen Jahres hatte SNCF von Giraud schon die Bereiche Stahlindustrie und Osteuropa übernommen. Man sei mit der auf Straßengütertransport, Halb- und Voll-Ladungen spezialisierten Gruppe in Exklusivverhandlungen, heißt es. Ziel sei, den europäischen Aktionsradius der eigenen Straßentransportsparte Geodis BM nunmehr auch auf Südeuropa und hier insbesondere auf Spanien auszudehnen. Am dortigen Markt figuriert Giraud an dritter Position und ist ebenso stark präsent in Italien und Großbritannien. Mit der effektiven Übernahme nach Zustimmung der Wettbewerbsbehörden und Erfüllung personalrechtlicher Auflagen rechnet SNCF Geodis bis zur Jahresmitte. Der Umsatz von Geodis BM dürfte danach sehr bald eine Milliarde Euro überschreiten, erklärte der delegierte Geodis-Generaldirektor Jean-Louis Demeulenaere. Giraud Nordeuropa zählt 454 Beschäftigte und ist vornehmlich in den Bereichen Halb- und Voll-Ladungen sowie Charter aktiv, wofür das Unternehmen 260 eigene Fahrzeuge einsetzt. Der letzte Umsatz erreichte 76 Millionen Euro. In Südeuropa arbeitet Giraud mit 244 Beschäftigten und 353 Fahrzeugen und kam 2009 auf einen Umsatz von 105 Millionen Euro. Die aktuelle rasche Abfolge von Firmenzukäufen unterstreicht die zweigleisige Strategie von SNCF Geodis. Vorstand Pierre Blayau hat sie bei Gelegenheit des Fachsalons SITL erläutert. Sie ziele darauf ab, die Schiene in das multimodale Konzept zu integrieren und die internationale Dimension der Gruppe weiter auszubauen. Bezüglich des Bahntransports orientiere man sich dabei an den direkten Mitbewerbern DB Schenker, Kühne + Nagel und Norbert Dentressangle, die schon über ein entsprechendes Angebot verfügten oder ein solches vorgesehen hätten. „Wir wollen der Schiene einen besseren Platz im Transportangebot verschaffen", sagte Blayau und unterstrich, dass die Zukunft bei der Vermassung der Transportmengen, bei Schienen-„Autobahnen" und im multimodalen Transport liege. Nach der Zusammenlegung von Geodis und der Bahnfrachtsparte Fret SNCF zu einer einzigen operativen Einheit hat der Gütertransport- und Logistikchef diese in drei Ensembles unterteilt: die großen Kommissionäre mit Geodis und STVA im Bereich der Autoindustrie mit zuletzt 5,8 Milliarden Euro Umsatz; die Aktiva-Verwalter Ermewa, France Wagons und Akiem mit 400 Millionen Euro Umsatz, sowie als Drittes den Schienengütertransport mit 1,7 Milliarden Euro, der Fret SNCF mit den privatrechtlich organisierten Töchtern VFLI, ITL und Cap Train umfaßt und ebenso die Kombi-Unternehmen Naviland, Novatrans und Lorry Mail. Ihren bisherigen Kapitalanteil an Letzterem will SNCF Geodis in zwei Monaten von 12,5 auf 50 Prozent erhöhen. Laut Blayau kommt es im internationalen Gütertransport ganz entscheidend auf die Größe der jeweiligen Unternehmen an. SNCF Geodis arbeite momentan schon in 120 Ländern und strebe als Endziel eine weltweite Vollpräsenz auf allen Kontinenten an. Auf dem Weg dahin sind die Gewichte derzeit noch unterschiedlich verteilt. Bei Stückgut ist die Gruppe hauptsächlich im eigenen Land aktiv und beabsichtigt den Aufbau eines europaweiten Partnernetzes. Ähnlich ist die Situation im Bahnfrachtbereich, wo das französische Staatsunternehmen jedoch ebenso europäische Ambitionen hegt. Nach den jüngsten Zukäufen von ITL, Veolia Cargo und anderen Akteuren in dem Sektor sucht SNCF Geodis jetzt nach Partnern in Osteuropa, um den Transportfluß gemeinsam zu organisieren. „Freight forwarding" und Projekt-Logistik seien sowieso schon in der Tendenz weltweit ausgelegt, sagte Blayau weiter, und dies gelte ebenso für die Optimierung der „supply chain" unter dem Stichwort 4PL. Allein im Gefolge des jüngst geschlossenen Logistikvertrages mit der Computergruppe IBM habe sich für Geodis eine Präsenz in 75 Ländern ergeben. Für Pierre Blayau braucht sich die von ihm geführte Gruppe in finanzieller Hinsicht keine großen Sorgen zu machen. Der kitzlige Punkt bleibe aber das „komplexe und schwere Problem" im Bereich des Schienentransports. Sei dies gelöst, könne man dort zwischen 2012 und 2014 mit einem ausgeglichenen Ergebnis rechnen. (jb)
SNCF Geodis will Giraud ganz übernehmen

Frankreichs Staatskonzern will international zulegen: Straßentransportsparte von Geodis wird durch Übernahme gestärkt