Sicherer Stahltransport

Thorsten Ludwig, Leiter der Fachgruppe Ladungssicherung bei TÜV SÜD, weiß genau, was ihn bei seiner täglichen Arbeit motiviert: "Wir finden auch versteckte Mängel und machen das Leben auf der Straße damit sicherer." Welche Vorgaben man beim Stahltransport generell berücksichtigen muss, regeln die VDI-Richtlinien (siehe Infokasten). Ludwig fasst wichtige Hinweise zusammen - Dinge, denen er in seiner 15-jährigen Berufslaufbahn immer wieder begegnet ist und die häufig falsch gemacht werden: 1. Antirutschmatten Die Widerstandsfähigkeit von Antirutschmatten, die beim Stahltransport verwendet werden, ist ein wichtiger Punkt, damit sie nicht durch das scharfkantige Material zerschnitten oder zerdrückt werden. "Stahl ist schwer und wird häufig so beladen, dass wenig Aufstandsflächen entstehen", betont Ludwig. "Für die Auswahl der richtigen Antirutschmatte muss daher der Antirutschmatten-Lieferant detailliert über das Gewicht und die Aufstandsfläche des transportierten Stahls informiert werden." Geeignete Lösungen können laut dem Experten sehr dicke Antirutschmatten oder spezielle Schwerlastmatten aus Vollgummi sein. 2. Einsteckrungen Wer für den Stahltransport Fahrzeuge mit entsprechenden Einsteckrungen eigene Einsteckrohre (Einsteckrungen) anstelle der vom Hersteller vorgeschriebenen verwendet, geht ein Risiko ein. Denn die Testreihen für dieses Fahrzeug wurden eventuell mit speziellen Stahltypen durchgeführt, sodass andere Einsteckrungen die Kräfte gegebenenfalls nicht aufnehmen können. Die mangelnde Kompatibilität kann zu großen Gefahren führen, wie Ludwig berichtet: "Wer nicht die für das System vorgesehenen Einsteckrungen verwendet und glaubt, damit tonnenschwere Stahllasten sichern zu können, hat ein trügerisches Sicherheitsgefühl. In unseren Testreihen zeigt sich, dass bei zu hoher Kraft die Einsteckrungen entweder brechen oder, wenn die Anbindung im Chassis nicht stimmt, dass die Rungenlager durch die Einsteckrungen umgebogen werden - wie mit einem Brecheisen." 3. Gurte Die Scharfkantigkeit von Stahl stellt zudem eine Gefahr für Zurrgurte dar. Während der Fahrt droht das Material die Gurte durchzuscheuern. "Häufig begegnet uns in der Praxis eine vermeintliche Lösung für dieses Problem, die auf keinen Fall angewendet werden sollte: die Verwendung von Gummi- oder Feuerwehrschläuchen", weiß Ludwig. Denn das Gummimaterial bewirkt einen schlechten Übertragungswert von links nach rechts - und eine optimale Verteilung der Kräfte will man ja mit Zurrgurten explizit erreichen. Entsprechend sollten Kantenschutzwinkel für die Zurrgurte eingesetzt werden. Zumal bereits der Riss von einzelnen Gurtfasern dazu führt, dass weniger Kraft übertragen wird. "In unserer Prüfanlage können wir darstellen, dass bereits extrem viel Sicherungskraft verloren geht, wenn der Gurt nur etwas angeschnitten ist", ergänzt Ludwig. 4. Querhölzer Wenn für den Transport von Stahlbunden oder anderen Stahlmaterialien Querhölzer für die Anwendung von Hebegeschirr zum Einsatz kommen, setzen viele auf quadratische Hölzer. "Das Problem dabei ist, dass diese Hölzer bei einer Beschleunigung rollen", erklärt Ludwig. Die Lösung: rechteckige Hölzer, deren Auflagefläche breiter ist als ihre Höhe. "Außerdem muss man beim Einsatz von Antirutschmatten daran denken, dass diese sowohl zwischen Fahrzeugboden und Auflageholz als auch zwischen Auflageholz und Stahl gelegt werden", ergänzt der Experte. "Man muss wie in Zwiebelschichten denken." 5. Formstabile Ladeeinheiten Die beste Ladungssicherung bringt nichts, wenn die Ladung nicht gut verpackt ist. "Wenn etwa ein Stahlbund aus kleinen Rohren mit einem falsch gewählten oder falsch angebrachten Stahlband umreift ist, kann die Ladungssicherung plötzlich ins Leere laufen, wenn dieses platzt und die Sicherungskräfte, zum Beispiel von Spanngurten, nicht mehr greifen können", erläutert Ludwig. Was für jeden Verlader gilt, gilt auch im Bereich Stahl: Vorrangig ist die Herstellung einer formstabilen Ladeeinheit, gerade bei Bunden, die durch einen Gurt oder Ähnliches belastet werden, bei denen die Kraft auf die Verpackung des Stahlverbunds wirkt. Bei allen grundsätzlichen Vorgaben und Empfehlungen: Jeder Transport ist anders. "Wenn es um detaillierte Fragen geht wie um die Anzahl der benötigten Gurte, die Größe der Kantenschutzwinkel oder die Frage, welche Antirutschmatte die richtige ist, unterstützen wir bei TÜV SÜD gerne durch Fahrversuche und individuelle Ladungssicherungs-Konzepte", so Ludwig. VDI-Richtlinie In den VDI-Richtlinien 2700 ff. ("Ladungssicherung auf Straßenfahrzeugen"), die für Lkw mit und ohne Anhänger gelten, werden verschiedenste Verladebeispiele beschrieben. Stahltransporte findet man in der VDI 2700, Blatt 19, Ladungssicherung auf Straßenfahrzeugen - Gewickeltes Band aus Stahl, Bleche und Formstahl. TÜV SÜD Ansprechpartner TÜV SÜD Auto Partner GmbHThorsten LudwigLeiter der Fachgruppe LadungssicherungTel.: +49 178 863 8939E-Mail: thorsten.ludwig@tuvsud.com

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