Schnell eingecheckt

Wenige Themen sorgen in der Transportbranche für so hitzig geführte Diskussionen wie die Wartezeiten an den Be- und Entladestellen. Wie eine jüngst vorgestellte Umfrage des Bundesamts für Güterverkehr (BAG) suggeriert (siehe auch VerkehrsRundschau Ausgabe 15/2018), hat sich das leidige Problem in den letzten fünf Jahren sogar eher verschärft als entspannt. Die Hälfte der vom BAG befragten Rampenbetreiber wenden übrigens Zeitfenstermanagementsysteme an, bei denen Speditionen und Logistikdienstleister über eine Software im Voraus einen Zeitslot für die Be- und Entladung buchen. Ein perfekt organisiertes Zeitfenstermanagement nutzt allerdings wenig, wenn weitere neuralgische Punkte an der Rampe den Beteiligten das Leben schwer machen, etwa die auch in der BAG-Studie angeführten Informationsdefizite und vor allem die Internationalität der Fahrer. Letztere war auch einer der Hauptgründe, warum Rehau, ein global tätiger Spezialist für polymere Werkstoffe, seit vergangenem Jahr auf ein automatisiertes Yard Management setzt. Der Konzern betreibt allein in Deutschland elf Werke und drei Logistikzentren. Im thüringischen Triptis befindet sich neben einem Produktionsstandort auch das europäische Logistikzentrum für den Bereich Building Technology mit Produkten für den Fachgroßhandel aus dem Bereich Trinkwasser- und Heizungsinstallationen, Sanitär und Heizung. Hier wurden im vergangenen Jahr im Rahmen eines Pilotprojekts Self-Check-in-Terminals aus dem Hause OAS eingeführt. Ein Zeitfenstermanagementsystem für die rund 60 Lkw, die täglich in Triptis ein- und ausfahren, hatte Rehau bereits im Einsatz. Weil es keinen Pförtner gab, sind die Fahrer früher allerdings direkt auf die Gegensprechanlage an der Schranke zugesteuert. "Das größte Problem war hier ganz klar die Sprachbarriere - viel zu oft kam es vor, dass der Fahrer unsere Mitarbeiter nicht verstanden hat und umgekehrt. Um dieses Kommunikationschaos zu beenden, haben wir beschlossen, die Self-Check-in-Terminals einzuführen", erklärt Markus Klinger, Leiter Supply Chain Management EMEA bei der Rehau-Division Building and Infrastructure Solutions. Das eingeführte Yard-Management-System ist demnach per Schnittstelle mit dem Zeitfenstermanagement-System verbunden. Das Überwinden der Sprachbarriere - die Terminals unterstützen zehn Sprachen - ist aber nur eine Seite. "Der Fahrer wird von der Registrierung bis zum Verladeprozess inklusive Sicherheitsunterweisung in seiner Landessprache durch den kompletten Prozess geführt, das entlastet natürlich auch unsere Mitarbeiter", so Klinger. Der Fahrer bekomme zudem einen Ausdruck mit dem Plan des Werksgeländes, damit er sich, nachdem er aufgerufen wurde, auf dem Gelände zurechtfindet. Hier kommen Funkrufnetz-basierte Pager von E-Message zum Einsatz. Registrierung via QR-Code Die Automatisierung des Anmeldeprozesses ist aber noch nicht am Ende. "Mittels einer App kann sich der Fahrer per QR-Code für seinen Transportauftrag direkt am Registrierterminal anmelden, ist in kürzester Zeit registriert und steht damit in der Hofliste für den späteren Aufruf unmittelbar zur Verfügung", erklärt Klinger. Nach dem Beladevorgang werden ihm die Versanddokumente dann automatisch an einem Druckterminal zur Verfügung gestellt, nach Einwurf des Pagers in den Rückgabe-Slot öffnet sich die Schranke und der Lkw kann abfahren. "Dank der Self-Check-in-Terminals haben sich die Prozesse an der Rampe immens verbessert, alle Prozessbeteiligten haben vollständige Transparenz über die Prozessschritte von Registrierung bis Ausfahrt", resümiert Klinger. Für die Division Building and Infrastructure Solutions plant Rehau demnach die Automatisierung des Yard Managements auch auf die Standorte Brake Bremen und Viechtach in Niederbayern auszurollen. "Die Automatisierung des Yard Managements ist eines der großen Projekte im Bereich Connected Supply Chain, die im Konzern verfolgt werden", so Klinger. Den genau umgekehrten Weg in Sachen Pforte 4.0 ist der Automobilzulieferer Mahle Filtersysteme gegangen. Vom Standort St. Michael im Süden Kärntens aus beliefert er Automobilhersteller weltweit mit Filterelementen. "Täglich verkehren bei uns 100 bis 150 Lkw, die sowohl Ware liefern als auch abholen", sagt Robert Jamnig, zuständig für die Planung der Logistik bei dem Filtersystemehersteller. Bislang hat Mahle Filtersysteme die Fahreranmeldung über ein E-Kiosk-System mit einem auf HTML-Basis selbst programmierten Erfassungsportal abgewickelt. Ein Zeitfenstermanagementsystem nutzten die Österreicher jedoch nicht. Dies hat sich nun geändert, Mahle ist Entwicklungspartner und Pilotkunde von Cargoclix Terminal, einer Erweiterung des webbasierten Zeitfenstermanagement-Systems TimeSlot aus dem Hause Cargoclix. Mit der selbst programmierten Erfassung sei sein Unternehmen einige Jahre zwar ganz gut gefahren, sagt Jamnig. "Irgendwann kommt man aber an den Punkt, wo man ohne professionelles Zeitfenstermanagement nicht mehr auskommt." Obwohl das eigene Anmeldetool in die Jahre gekommen war, wollte Mahle am E-Kiosk-System prinzipiell festhalten. "So standen wir vor der Frage, ob wir unsere eigene Lösung in ein externes Zeitfenstermanagementsystem integrieren oder ein System finden, das beide Aspekte - Zeitfenstervergabe und Selbstbedienungsterminal - abdeckt", sagt Jamnig. Seit November 2017 ist nun die Cargoclix-Applikation bei Mahle im Einsatz. Mit der gemeinsam mit dem Freiburger Softwarehaus entwickelten Terminallösung ist der Zulieferer im Februar live gegangen. Aufruf per Handy Der Fahrer findet das Cargoclix Terminal in einem Container vor. Hier wird er am Touchscreen in seiner Landessprache durch den Anmeldeprozess geführt. "Wir haben versucht, dies so intuitiv und einfach wie möglich zu gestalten", sagt Jamnig. So müsse der Fahrer lediglich die am Vortag eingebuchte Cargoclix-Nummer und zwei weitere Informationen angeben: "Seine Handynummer, damit wir ihn anrufen können, sobald er aufs Gelände kann, sowie das Lkw-Kennzeichen zur Identifikation an der Werksschranke", sagt Jamnig. Durch die Umstellung auf die Cargoclix-Software sei das Anmeldeprocedere deutlich verschlankt, Falscheingaben dadurch reduziert worden. Auch mit dem nun eingeführten Zeitfenstermanagement hat Jamnig gute Erfahrungen gemacht: "Ohne eine Zeitfenstervergabe kommen die meisten Lkw erfahrungsgemäß geballt um acht Uhr morgens und stehen dann den ganzen Vormittag lang. Das Prinzip 'First come, first serve' ist in der heutigen Zeit nicht mehr tragbar, vor allem für die Spediteure." Nun profitierten alle Seiten. "Der Parkplatz ist nicht mehr überfüllt, die Lkw-Fahrer sind entspannter und unser Personal ist entspannter", sagt Jamnig. Auch das Cargoclix-System ist rund um die Uhr verfügbar. Durch die Planbarkeit und Transparenz kann Mahle besser auf Sonderfahrten reagieren, die mitunter auch am Wochenende anfallen. "Im Umkehrschluss können wir am Freitagnachmittag, wenn sich wenig Lkw angesagt haben, natürlich auch mal den einen oder anderen Mitarbeiter früher ins Wochenende schicken", resümiert Jamnig. Mehr zum Thema im Dossier Tore und Rampen www.verkehrsrundschau.de/dossiers Anbieter (Auswahl) Cargoclix www.cargoclix.deE-Cityruf www.ecityruf.deInform www.inform-software.deIxaro www.ixaro.comMetasec www.metasec.deOAS www.oas.de Paari www.paari.de