Scania-Chef entschuldigt sich für Blitzkrieg-Vergleich – MAN verlängert Angebotsfrist

08.12.2006 15:07 Uhr

Der Chef des schwedischen Nutzfahrzeugherstellers Scania, Leif Östling, hat sich für den Vergleich des MAN-Übernahmeangebotes mit der deutschen „Blitzkrieg“-Strategie im Zweiten Weltkrieg entschuldigt.

Stockholm. Er habe niemanden beleidigen wollen erklärte der 61-jährige Schwede am Freitag in Stockholm. Zwei Tage zuvor hatte er in einem TV-Interview das monatelange Bemühen des Münchner Scania-Konkurrenten MAN um eine Kauf in die Nähe von Nazi-Strategien im Zweiten Weltkrieg gerückt: „Der Deutsche ist Experte beim Blitzkrieg. Allerdings hat man auch etliche davon verloren.“ Sich selbst sah Östling bei diesem Vergleich ausdrücklich in der Rolle des legendären britischen Premierminister Winston Churchill, der ja auch nur Blut, Schweiß und Tränen versprochen habe. Und dann den Krieg gewann. 36 Stunden nach der von MAN in München unter „kaum zu glauben“ eingestuften Äußerung trat Östling den Rückzug in etwas gewundener Form an: Er bedaure zutiefst und entschuldige sich, falls jemand die nicht beleidigend gemeinte Äußerung doch so aufgefasst haben könnte. Während zuvor in Deutschland einhellige Empörung die Reaktionen geprägt hatte, distanzierten sich die im Clinch mit MAN liegenden schwedischen Scania-Eigner nur betont vorsichtig von Östling. „Das war eine sehr unglückliche emotionale Äußerung. Aber man muss sie auf dem Hintergrund eines seit Monaten anstehenden feindlichen Übernahmeangebotes sehen“, sagte Fredrik Lindgren von der Finanzgesellschaft Investor, nach Volkswagen zweitgrößter Eigner bei Scania. Dessen Betriebsratschef Kjell Wallin befand, dass Östling „eigentlich sonst gar nicht der Typ für so was“ sei. Aber der Konzernchef stehe nun schon sehr lange Zeit unter massivem Druck, da werde das Nervenkostüm dünner. Östling hatte seinen Ton bei der Auseinandersetzung mit dem deutschen Konkurrenten vor allem gegen Hakan Samuelsson persönlich Zug um Zug verschärft. Der MAN-Chef, der vor seiner Berufung nach München mehr als zwanzig Jahre für Scania und lange unter Östling gearbeitet hatte, sei in Sachen Übernahme „ungewöhnlich inkompetent“ vorgegangen, erklärte Östling vor wenigen Wochen. Am Tag vor dem Blitzkrieg-Vergleich hatte der Scania-Boss bei einer Attacke gegen das „rohe Vorgehen» von MAN schon einmal die «nationale Karte“ gespielt und dabei nebenbei seinem Landsmann Samuelsson verbal unter der Gürtellinie attackiert: „Ich hoffe, dass das nicht typisch deutsch ist. Es ist wohl vermutlich eher typisch Samuelsson.“ Generell entwickelt sich der Kampf um den prächtig laufenden Lkw-Konzern Scania in den Medien deutlich hin zu einer Angelegenheit mit nationalen Untertönen. Dieses „Kronjuwel der schwedischen Industrie“ wünsche er sich von Herzen weiter in schwedischen Händen, bekannte jetzt auch Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt. Die von MAN am Donnerstag verkündete Verlängerung der Angebotsfrist für die gebotenen 10,3 Milliarden Euro bis 31. Januar 2007 hat an der Haltung bei Investor nicht das Geringste geändert. „Wir wollen das gar nicht kommentieren. Wir lehnen weiter ab“, sagte Unternehmenssprecher Lindgren. Zur schwedischen Ablehnungsfront gegen MAN gehört nach wie vor auch der Scania-Betriebsrat Kjell Wallin: „Die Pläne von MAN sind doch zeitlich und überhaupt unrealistisch.“

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