Paris. Die Mitte September vorigen Jahres eingeleitete Reform des Schienengütertransports im Bereich der französischen Staatsbahn SNCF sei nicht schlecht gestartet und entwickele sich vielversprechend. Dies war der Kern der Aussage, mit der SNCF-Geodis-Chef Pierrey Blayau ein Jahr später vor der Presse eine erste Bilanz zog. Das Reformprogramm für die seit Jahren hochdefizitäre Schienenfrachtsparte verfolgt 4 Ziele: die Umwandlung des Einzelwaggon-Service in ein System "Multi-Lose/Multi-Kunden", die Entwicklung von Lang-Güterzügen im internationalen Verkehr, die Festigung der Staatsbahnposition im Kombitransport-Sektor und die Verstärkung der Präsenz im Bereich der schon bestehenden und zukünftigen privaten Schienenakteure im engeren Einzugsfeld der großen Seehäfen des Landes, "opérateurs ferroviaires portuaires" (OFP) genannt.
Das neue Einzelwaggon-Angebot, das momentan noch von einigen Bahnkunden getestet wird und offiziell ab Dezember gelten soll, ist laut Blayau inzwischen von 80 Prozent der bisherigen Klientel akzeptiert worden, darunter insbesondere dem bisher größten Nutzer, dem Stahlkonzern ArcelorMittal. Daß es auch im heimischen Kombiverkehr und bei den internationalen Lang-Zügen ("trains massifs") nunmehr aufwärts geht, belegte der SNCF-Fracht- und Logistikchef mit dem Hinweis auf etliche neue Vertragsabschlüsse. Außerhalb des Landes profitiere die Bahn von den in den letzten beiden Jahren getätigten Zukäufen, Veolia Cargo und ITL in Deutschland. Beider Aktivitäten wurden im Februar unter der Marke "Captrain" zusammengefaßt und mit den übrigen von Fret SNCF im Ausland verbunden.
Zu Hause konnte die Staatsbahn ihre Position im Kombisektor durch die im Oktober 2009 erfolgte Übernahme von Novatrans und den Mehrheitserwerb am elsässischen Waggonbauer Lorry Rail verstärken. Novatrans und die auf den Kombiverkehr zwischen den Haupthäfen und industriellen Ballungszentren spezialisierte SNCF-Tochter Naviland Cargo will die Bahn im Übrigen demnächst einander annähern. Außerdem soll bis 2020 die Zahl der über die so genannten Schienenautobahnen transportierten LKW verdoppelt werden. Das Ziel lautet auf 520.000 Beförderungen pro Jahr und den Ausbau eines regelrechten landesweiten Netzes solcher "autoroutes ferroviaires". (jb)