Radikales Umdenken erforderlich

Trotz Bahnstreik zeigte sich der neue Messe-Geschäftsführer Stefan Rummel zufrieden mit der Transport Logistic 2015: "Die Messe wird ihrem Ruf als Weltleitmesse gerecht", verkündete er stolz bei seiner ersten Messeeröffnung am vergangenen Dienstag. Mit 2050 Austellern aus 62 Ländern erreichte die Transport Logistic wieder eine neue Bestmarke mit einem Ausstellerplus von plus 1,8 Prozent gegenüber der vergangenen Messe vor zwei Jahren. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) betonte in seiner Eröffnungsrede die Bedeutung der Themen Logistik und IT für die Volkswirtschaft eines Landes: "Wohlstand ist da, wo Logistik- und IT-Ströme funktionieren." Die auf der Münchner Leitmesse versammelte Branche dürfe deshalb mit großem Selbstbewusstsein auftreten, denn "mit ihrem Beitrag wird die Innovationsgesellschaft geschaffen", sagte Dobrindt. Mehr Investitionen in Infrastruktur Dobrindt bekräftigte vor den 300 Branchenvertretern, die Verkehrs- und IT-Infrastruktur weiter ausbauen zu wollen. Dazu werde die Investitionslinie weiter hochgefahren. Die Investitionen in Straßen-, Schienen- und Wasserwege erreichten 2018 beispielsweise die Marke von 14,5 Milliarden Euro pro Jahr, bei seinem Amtsantritt vor einem Jahr seien es nur 10,5 Milliarden Euro gewesen. Damit werde er die Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur in dieser Legislaturperiode um 40 Prozent steigern, verkündete der Minister zufrieden. Vertreter der Logistik- und IT-Branche betonten im Rahmen einer Diskussionsrunde noch einmal die außergewöhnliche Bedeutung der voranschreitenden Digitalisierung für die gesamte deutsche Wirtschaft. Google-Manager Stefan Hentschel warnte die Unternehmen davor, bei diesem Thema den Kopf in den Sand zu stecken. Bestehende Geschäftsprozesse und Produktzyklen müssten dringend überdacht werden. "Es ist ein radikales Umdenken in den Unternehmen gefordert", so der Vertreter des Suchmaschinen- und Internetkonzerns. "Es geht um Sein oder Nichtsein." Frank Rausch vom Logistikunternehmen Hermes appellierte ebenfalls an alle Logistiker, ihre Geschäftsmodelle zu überprüfen: "Bisher konnten sich Logistikdienstleister hinter hohen Markteintrittsbarrieren gut verstecken". Diese Schutzmauern fallen teilweise, warnte der Vorsitzende der Geschäftsführung und verwies auf das international tätige Vermittlungsunternehmen Uber, das derzeit im Taximarkt für Unruhe sorgt und auch Dienstleistungen im Paketbereich im Angebot habe. Dorothee Bär (CSU) vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) verwies in München auf die Chancen, die eine zunehmende Digitalisierung der Wirtschaft biete. "Vielleicht muss ein Unternehmen aufgrund der Veränderungen schließen, aber gleichzeitig nehmen vielleicht fünf neue den Betrieb auf", sagte die parlamentarische Staatssekretärin. Auch Karl Nowak vom Industrieunternehmen Robert Bosch verwies auf die großen Möglichkeiten, die neue Technologien der deutschen Wirtschaft böten: "Es ist eine historische Chance", so der Vorsitzende der Geschäftsleitung des Zentralbereichs Einkauf und Logistik. Durch die Digitalisierung könne die deutsche Wirtschaft die Effizienz ihrer Wertschöpfungsketten noch einmal deutlich optimieren und Supply Chains agiler und beweglicher gestalten. Aufregerthema Lokführerstreik Halbe Milliarde Euro Schaden durchaus möglich Es war eines der, vielleicht sogar das Aufregerthema auf der Transport Logistic: der Streik der Lokführergewerkschaft GDL. Kaum ein Gespräch zu Beginn der Messe, in dem nicht darüber diskutiert wurde. Der Tenor war fast immer der gleiche wie auch bei der offiziellen Eröffnung: Es herrschte Verständnislosigkeit über den Arbeitskampf, die verbunden wurde mit der Aufforderung an die beiden Tarifpartner, möglichst bald an den Verhandlungstisch zurückzukehren.So appellierte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) an die Verantwortlichen von GDL und der Deutschen Bahn, endlich zu einem Ergebnis zu kommen: "Kompromissfähigkeit muss eine Tugend sein, nicht nur Streikfähigkeit." Er äußerte in seiner Eröffnungsrede die Hoffnung, dass der Streik bald beendet sei. Michael Kerkloh, Vorsitzender des Fachbeirates der Messe Transport Logistic und Chef des Münchener Flughafens, befürchtet einen massiven Schaden durch den Streik. Auf die Frage, ob der dadurch verursachte wirtschaftliche Schaden eine halbe Milliarde Euro betragen könnte, antwortete Kerkloh: "Das kann schon sein." Er erinnerte während der Eröffnung der Messe an die Probleme verursacht durch den Vulkanausbruch in Island: "Das hat damals auch die Transportströme massiv beeinträchtigt." Er schloss nicht aus, dass am Ende des Streiks nicht alle Produkte im Regal stehen könnten, die der Konsument gerade kaufen möchte. cd