Hamburg/Brunsbüttel. Die in den vergangenen Wochen heftiger gewordene Kritik an der Hafenentwicklungspolitik des CDU-geführten Hamburger Senats zieht jetzt Konsequenzen nach sich. Europas größte Kupferhütte, die Norddeutsche Affinerie (NA), wird ihren Kupfererzumschlag von jährlich rund 1,3 Millionen Tonnen ab Januar 2007 im Unterelbehafen Brunsbüttel abfertigen. Das kündigte NA-Vorstandschef Werner Marnette am Montag dieser Woche in der Hansestadt an. Mit der dortigen Hafengesellschaft Brunsbüttel GmbH (HGB) schloss die NA jetzt einen über 20 Jahre laufenden Logsitikvertrag. Langjährige Kooperationen mit den Hamburger Verkehrsdienstleistern Carl Robert Eckelmann AG und Buss-Gruppe laufen Ende 2006 aus. Der Entscheidung zu Lasten Hamburgs, wo die Hauptproduktionsstätte des Industrieunternehmens seit 140 Jahren ist, sei deshalb gefallen, weil es trotz 14-monatiger Verhandlungen mit dem Amt für Strom und Hafenbau nicht gelungen sei, ein neues, kostengünstigeres Logistikkonzept in Hamburg umzusetzen. Statt des teuren Umschlags – Seeschiff ins Binnenschiff, Weitertransport zum Werk (5,5 Kilometer) und wieder Umschlag – wollte die NA vom mittleren Freihafen ein Großförderband bis ins Werk bauen. Geplantes Investment: 50 Millionen Euro. Während die Hamburger Umweltbehörde das Vorhaben begrüßte habe das zur Wirtschaftsbehörde gehörende Amt für Strom und Hafenbau (künftig: Hamburg Port Authority) der NA immer neue Hürden in den Weg gestellt. Er habe das Gefühl gehabt, in ein „Räderwerk“ der Bürokratie hineingezogen worden zu sein. Das im schärfsten internationalen Wettbewerb stehende Unternehmen sei auf unbedingte, langfristige Planungssicherheit angewiesen. Daher habe er jetzt nicht anders entscheiden können. Marnette räumte ein, dass diese Entscheidung „ein Schlag ins Gesicht“ für den Industrie- und Hafenstandort Hamburg sei, den das Amt für Strom und Hafenbau zu verantworten habe. Die NA-Entscheidung hat ein großes Echo ausgelöst. So freut sich Schleswig-Holsteins Verkehrs- und Wirtschaftsminister Dietrich Austermann von einem „dicken Fisch“ für das Land und „einem Aufbruchsignal für die gesamte Westküste“. Die SPD-Fraktion in der Hamburger Bürgerschaft spricht von einer „mittleren Katastrophe für den Industriestandort Hamburg“. Hamburgs Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU) „bedauert“ die Entscheidung. (eha)
Norddeutsche Affinerie kehrt Hamburger Hafen den Rücken
Kupfererzumschlag erfolgt künftig im Unterelbehafen Brunsbüttel