Noch im vergangenen Jahr schien es so, als gehörten die ideologisch verbrämten Verlagerungsstrategien endgültig der Vergangenheit an. Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee ließ keine Gelegenheit aus, zu betonen, dass kein Verkehrsträger bevorzugt und jeder seinen Stärken gemäß eingesetzt werde solle.
Das war einmal, ab sofort verfolgt die Bundesregierung „das Ziel, deutlich mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen“. Entsprechend lang ist die Liste der Bahnvergünstigungen im jüngst vorgestellten Masterplan Güterverkehr und Logistik. Unter anderem soll eine progressive Bemautung geprüft werden, will heißen: je länger die Strecke, desto höher der Mautsatz. Lange Strecken per LKW dürften sich dann kaum noch lohnen.
Noch merkwürdiger liest sich das Vorhaben, Transitverkehre einzuschränken. Derlei protektionistisches Gedankengut wird in der Europäischen Union auf wenig Gegenliebe stoßen, umso mehr wird es dem Image der Deutschen schaden.
Mehr Verkehr auf die Schiene und Deutschland den Deutschen mag im Wahlkampf Punkte bringen, als Vision für einen modernen Logistikstandort Deutschland taugt das nicht.
Nun haftet dem an sich sehr positiven Bekenntnis der Bundesregierung zum Logistikstandort Deutschland der fade Beigeschmack des Populismus an.
Wäre die Seite nicht zu Ende, könnte man munter weiterkommentieren. 37 Maßnahmen, eine Milliarde Euro noch nicht genehmigter Zusatzinvestitionen und die Erkenntnis, dass der Versuch, es allen recht zu machen, auch diesmal nicht funktioniert hat, bieten reichlich Stoff dazu. Unter dem Strich bleibt eine Erkenntnis: Die Straße wird teurer und das letzte Wort dürfte noch nicht gesprochen sein.
Anita Würmser
Chefredakteurin