Frankfurt/Main. Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport will künftig verstärkt Immobilien- und Infrastrukturprojekte wie zum Beispiel Autobahnen entwickeln. „Die Geschäftsaktivitäten der Fraport AG haben sich über die letzten Jahre weiterentwickelt und gehen bereits heute über die Tätigkeiten eines reinen Flughafenbetreiber hinaus“, sagte der Vorstandsvorsitzende Wilhelm Bender heute während der Hauptversammlung des MDAX-Unternehmens in Frankfurt. So entwickelt der Flughafenbetreiber derzeit in Frankfurt mehrere Gewerbeansiedlungen, darunter ein 100 Hektar großes Logistikgebiet und eine eigene Büro- und Geschäftsstadt. Zudem hatte Fraport bereits Interesse am Betrieb einer Autobahn in der Türkei bekundet, wo das Unternehmen schon am Flughafen Antalya aktiv ist. Zwar komme dieses Projekt inzwischen nicht mehr infrage, allerdings sei weiter der Betrieb anderer Autobahnen oder Maut-Brücken im In- und Ausland denkbar, sagte ein Unternehmenssprecher. Die Aktionäre stimmten mit 99,99 Prozent der Stimmen einer Änderung der Satzung zu, wonach Infrastruktur und Immobilien im In- und Ausland künftig explizit Teile der Geschäftsaktivitäten sind. „Wir entwickeln gemeinsam mit öffentlichen und privaten Partnern einige der spannendsten Immobilien in Rhein-Main“, sagte Bender. Er wies zugleich Kritik aus der Einzelhandelsbranche zurück, die in den Expansionsplänen eine Konkurrenz sieht. „Der Flughafen will und wird nicht mit dem lokalen Einzelhandel konkurrieren - und erst recht nicht mit den Einkaufszentren im Rhein-Main-Gebiet“, sagte Bender. Vielmehr werde den Fluggästen, deren Begleitern und den Beschäftigten ein zusätzliches Einkaufs- und Unterhaltungsangebot gemacht. Aber auch im Flughafengeschäft will der Konzern weltweit expandieren. „Wir sind ständig auf der Suche nach attraktiven Möglichkeiten“, sagte Bender. So liege inzwischen die Genehmigung der chinesischen Regierung für die Beteiligung am chinesischen Flughafen Xi'an vor. Man stehe weiteren Engagements in den Boommärkten China und Indien offen gegenüber. In Fernost habe auch Vietnam großes Potenzial. „Auch hier untersuchen wir derzeit die Möglichkeiten, an dieser rasanten Entwicklung teilzuhaben.“ Am Heimatflughafen Frankfurt - mit zuletzt 54 Millionen Passagieren im Jahr der mit Abstand wichtigste Flughafen von Fraport - behindert das Unternehmen derzeit die fehlende Kapazität. „Unser zu eng gewordener "Anzug" am Flughafen Frankfurt bremst unser Wachstum schmerzlich“, sagte Bender. Er rechne in diesem Jahr mit einem Passagierplus von ein bis zwei Prozent. Bis zur Inbetriebnahme der geplanten neuen Bahn 2011 soll unter anderem durch größere Flugzeuge die Abfertigung von bis zu 58 Millionen Passagieren pro Jahr möglich sein. Bender bekräftigte, die neue Landebahn solle spätestens zum Winterflugplan 2011/2012 in Betrieb genommen werden. Fraport will in die Landebahn und ein neues Terminal bis 2015 vier Milliarden Euro investieren. Weitere drei Milliarden sollen unter anderem für die Erneuerung bestehender Anlagen ausgegeben werden. Für das laufende Geschäftsjahr bekräftigte der Vorstand seine bisherigen Ziele. So soll der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) höher ausfallen als ein Jahr zuvor. Der Umsatz - zuletzt gut 2,3 Milliarden Euro - dürfte wegen des Verkaufs einer Tochtergesellschaft für Sicherheitskontrollen jedoch sinken. Die Aktionäre beschlossen eine Dividende von 1,15 Euro pro Aktie, dies entspricht dem Niveau des Vorjahres. (dpa)
Fraport auf Expansionskurs
Der Flughafenbetreiber setzt auf die Entwicklung von Immobilien und Infrastruktur