Flüssiggas – Experten sehen enormes Potenzial für Transport per Tankschiff

07.06.2006 13:11 Uhr

Für den Gas-Transport über weite Strecken könnte verflüssigtes Erdgas nach Einschätzung vieler Experten schon bald das internationale Geschäft mit dem weltweit gefragten Energieträger revolutionieren.

Amsterdam/Niederlande. "Wir stehen am Vorabend eines dramatischen Anstiegs des Einsatzes dieser neuen Technologie", betonte der niederländische Wirtschaftsminister Laurens Jan Brinkhorst in dieser Woche vor den Delegierten des 23. Weltgaskongresses in Amsterdam. Das so genannte LNG (Liquified Natural Gas) eröffnet dabei durch den Transport per Tankschiff die Chance für eine Globalisierung des bislang in weiten Teilen noch regionalen Gasmarkts. Studien gingen davon aus, dass der Anteil von LNG am Gashandel bis zum Jahr 2030 auf bis zu 50 Prozent steigen könnte, sagte Brinkhorst. Der Verzicht auf den Transport in einer klassischen Gaspipeline eröffne dabei neue Wahlmöglichkeiten sowohl für Produzenten als auch für Kunden. Auch deutsche Unternehmen wie der Marktführer Eon Ruhrgas setzen auf die neue Technologie und arbeiten an einem Einstieg in den LNG- Markt. "Dadurch können wir neue Lieferregionen erschließen", sagte Eon Ruhrgas-Chef Burckhard Bergmann auf der Konferenz. So könnten künftig etwa Erdgasvorkommen in Nordafrika oder dem Nahen Osten genutzt werden. Erste Planungen für den Bau eines LNG-Anlandeterminals in Wilhelmshaven seien eingeleitet. Weitere Standorte in Großbritannien und an der Adria würden geprüft. Neue Chancen auf dem Weg zu einer zunehmenden Globalisierung des russischen Gasriesen sieht Gasprom-Chef Alexej Miller. Mit dem Verkauf von LNG aus eigener Produktion könne das russische Unternehmen auf dem Weltmarkt etwa ab dem Jahr 2010 beginnen. In einer ersten LNG-Fabrik wolle man zunächst jedoch Erfahrungen im Umgang mit der Technologie zu sammeln. "Jeder, der sich mit diesem vielversprechenden Produkt beschäftigt, muss auf alles gefasst sein", warnte Miller. Explodierende Budgets und immer wieder verzögerte Zeitpläne bei vielen LNG-Projekten belegten die Risiken der Technologie, die um ein vielfaches höher seien als beim leitungsgebundenen Transport von Gas. Die Gasversorgung in Zentraleuropa wird nach Ansicht von Fachleuten vor allem wegen deutlich höherer Kosten für Flüssiggas aber auch künftig weitgehend über Pipelines erfolgen. Durch die Nähe zu großen Gasproduzenten werde das Pipeline-System in der Regel der billigste und wirtschaftlichste Transportweg für Gaslieferungen in die Region bleiben.

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