Moskau. Die Frachtdivision der russischen Fluggesellschaft hat die Verträge mit sämtlichen ihrer europäischen Luftfracht-Vertriebsagenten aufgekündigt. Stattdessen hat sie ihren bisherigen General Sales Agents (GSA) angeboten, unter veränderten Bedingungen weiterhin Cargo in ihrem Auftrag zu vermarkten. Die von Aeroflot verlangten neuen Konditionen sehen vor, dass die GSAs nur Sendungen von jenen Verladern akquirieren dürfen, die kein Cass-Mitglied sind.
Dem haben nur die in Spanien und Italien ansässigen bisherigen GSAs von Aeroflot zugestimmt. Andere Vertriebsagenten, wie der holländische Dienstleister Active Airline Representatives BV oder die New Ways Airlineservices haben die Unterzeichnung der von Aeroflot Cargo vorgelegten Vereinbarung abgelehnt. „Bei uns in Österreich sind 99,9 Prozent aller Spediteure Cass-akkreditiert, weshalb das Aeroflot-Angebot für uns keinen Sinn macht“, so Peter Kubin, der Leiter von New Ways Airlineservices. Zugleich verwies er auf hohe Risiken für sein Unternehmen, sollte es die von Aeroflot geforderten Bedingungen erfüllen. „Falls eine fest gebuchte Sendung ihren Flug versäumen würde, hätten wir eine Strafzahlung an Aeroflot unabhängig von der Frage leisten müssen, wer für die Verspätung verantwortlich ist.“ Ähnlich argumentiert Inhaber Ton Smulders vom der niederländischen GSA Active. „In dem Entwurf ist die Rede von acht verschiedenen Vertragsstrafen, in die wir hätten einwilligen müssen.“
Unternehmen sprechen von Knebelverträgen
Aufgrund dieser von den Firmen als Knebelverträge zurückgewiesenen Papiere haben beide GSAs ihre Geschäftsbeziehungen zu Aeroflot mit Wirkung 1.1.2013 beendet. Smulders bezweifelt, dass die russische Fluglinie mit ihrer neuen Vertriebspolitik Erfolg hat. Diese sieht als Kernelement vor, dass alle Cass-registrierten Spediteure ihre Aeroflot-Sendungen ausschließlich online bei der Airline buchen. Damit entfällt auch die Betreuung bei der Verladung der Packstücke durch die GSA. Zudem wird laut Smulders die Weiterleitung von Sendungen über Moskau hinaus zu Enddestinationen in Russland oder den GUS-Ländern deutlich erschwert. „Wir haben unseren lokalen Partner immer die Ankunft der Waren angekündigt, die sich dann um die Zollfreigabe vor Landung der Flieger bemüht haben“, so Smulders. Auch dieser Service wird durch die Online-Buchungen obsolet, was zu erheblichen Zeitverzögerungen von Transitfrachten führen kann.
Das vom Airline-Verband Iata eingeführten Cargo Account Settlement System (Cass) ist ein automatisches Inkasso-System. Die Iata bucht darüber die monatlichen Transportleistungen der Frachtfluglinien direkt von den Cass-Konten der Spediteure ab und reicht die Gelder dann anteilig an die Airlines weiter. Agenten, die sich bei der Iata für das Cass-System akkreditieren lassen wollen, müssen eine Reihe finanzieller Vorleistungen erbringen. (hs)