Interview: Achtung: Die Chinesen kommen

Sie bieten Verkehre von und nach China per Bahn an. Ist das ein boomender Markt? Es ist eine Dienstleistung, die stark nachgefragt wird, weshalb man sie anbieten muss. In der Außendarstellung wird dieser Markt jedoch überschätzt. Das Volumen auf der Seidenstraße mit derzeit jährlich 340.000 TEU ist im Vergleich mit der Seefracht ein kleiner Markt. Auch in Zukunft wird es trotz Wachstum ein Randprodukt bleiben, denn die Gesamtkapazität auf der Seidenstraße liegt laut einer Studie des internationalen Eisenbahnverbands UIC bei 670.000 TEU - insbesondere aufgrund der limitierten Eisenbahnstruktur in Europa. Was kostet ein Container von Deutschland nach China? Die Preise variieren stark. Das hängt vom Zielort in China ab. Eine weitere Einflussgröße sind die Subventionen durch die chinesischen Regionen, die unterschiedlich hoch ausfallen. Auch die Auslastung der Züge spielt eine Rolle. Daher schwanken die Preise zwischen 1500 und 4000 US-Dollar pro 40-Fuß-Container. Mit welchen Bahnen arbeiten Sie zusammen? Den Großteil wickeln wir über unser Schwesterunternehmen InterRail ab. Aber wir gehen auch auf Züge, die andere Operateure anbieten. Aus einer von M&M in Auftrag gegebenen Studie geht hervor, dass chinesische Unternehmen verstärkt den Weltmarkt erobern und damit zunehmend aus China die weltweite Logistik gesteuert werde. Gehen die europäischen Dienstleister leer aus? Es wird zumindest schwieriger. Hinter der Seidenstraßen-Initiative steckt ja viel mehr als nur Güterzüge zwischen Asien und Europa. China will sich damit Zugang zum Hinterland verschaffen. Die Versorgung der Bevölkerung soll sichergestellt werden wie auch der Zugang zu Rohstoffen und Energie. Zudem will man einen Absatzmarkt für die Produktion schaffen. Hier sehe ich ein großes Potenzial für diejenigen europäischen Logistiker, die es schaffen, an die chinesischen Verlader heranzukommen. Werden umgekehrt mehr chinesische Logistikdienstleister in Europa aktiv werden? Ich gehe davon aus, dass in den Ländern, die an der One-Belt-One-Road-Initiative angebunden sind, verstärkt chinesische Logistikdienstleister aktiv werden. Wenn sie dort Fuß gefasst haben, werden sie als Nächstes den Schritt gen Westen machen. Das wird nicht kurzfristig passieren, aber in den nächsten fünf Jahren rechne ich schon mit einer Bewegung. Das heißt, es kommen auch chinesische Logistikdienstleister nach Europa? Ja, ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die Chinesen in Europa Firmen aufkaufen werden und sie dann bei uns Netze betreiben, die unter ihrer Führung agieren. Der Antrieb werden zunächst internationale Verkehre sein, aber irgendwann ist auch die erste oder letzte Meile ein Thema.