Das Ziel vor Augen

"Bis 2025 wollen wir unsere CO2-Effizienz im Stückgut sowie allen anderen Transportservices um 50 Prozent gegenüber 2007 verbessern ", kündigt Antje Huber an. Sie ist Vice President Marketing und Strategie bei DHL Freight und verantwortet dort "Green Logistics". Um dieses Ziel zu erreichen, sagt Huber, "müssen wirklich alle an einem Strang ziehen: unser Unternehmen, unsere Frachtführer, die Nutzfahrzeugindustrie und die Infrastrukturanbieter. Und natürlich unsere Kunden, die diesen Service entsprechend honorieren." Das neue Premiumprodukt "Eurapid" für Stückgut (LTL), das DHL Freight im August gestartet hat, sei ein wichtiger Schritt, aber erst der Anfang. So sollen ab sofort alle über Eurapid gebuchten Services zu 100 Prozent klimaneutral sein - in 25 Ländern Europas. Verfügbar sind eine taggleiche Abholung, eine Lieferung-vor-12 für mehr Postleitzahlengebiete sowie eine Lieferung-vor-10 Uhr. "Alle durch Eurapid-Sendungen verursachten CO2-Emissionen werden wir über anerkannte Klimaschutzprojekte vollständig kompensieren, und Kunden erhalten ein Zertifikat für ihren klimaneutralen Transport", erklärt sie. Mit dem DHL Active Tracing Tool erhalten Versender zudem Carbon Reports. Zusätzlich können sie mit dem Online-Rechner DHL Carbon-Calculator vorab sämtliche Emissionen für die Abwicklung ihres Auftrags berechnen einschließlich der vorgelagerten Emissionen für die Energiebereitstellung. Bislang alles ohne Aufpreis für den Kunden. Wann DHL Freight ein solches klimaneutrales Produkt auch im Standard-Stückgutgeschäft Kunden hierzulande und in Europa bieten will, sagt Huber noch nicht. "Wir diskutieren das", verrät sie nur. Ein Pilotprojekt laufe schon erfolgreich in Finnland. Die Kompensation von CO2-Emissionen kann aber nur ein erster Schritt sein, das weiß auch Huber. "Wir haben uns aber bewusst für eine Kompensationslösung entschieden, weil der Markt jetzt schnell ein grünes Produkt braucht", begründet sie das Vorgehen. Im nächsten Schritt arbeite DHL Freight daran, den CO2-Ausstoß noch weiter konsequent zu reduzieren. "Das wird natürlich anspruchsvoll", räumt Huber ein. Auch am Thema Verlagerung vom Lkw auf die Bahn arbeite man, sagt Huber, "Für unsere Linehaul-Verkehre macht das Sinn". Die Bahn nutze DHL Freight ja seit Langem, etwa im Hauptlauf mit dem Parcel-Intercity in Deutschland. Weitere Ausbau-Optionen prüfe man derzeit. Abholung und Zustellung von Stückgutverkehren seien aber nur bedingt Schienen-affin. Mehr zum Thema finden Sie unter #Grüne Logistik www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Durch die Corona-Pandemie droht das Thema Klimaschutz wieder von der Agenda vieler Unternehmen zu verschwinden. Eigenen Angaben zufolge hält DHL Freight aber an seinen CO2-Reduktionszielen fest. Durch Kompensation. CO2-Sparmaßnahmen sind in Planung. "Eine solche Verkehrswende passiert nicht von heute auf morgen" DHL Freight will klimaneutral werden - auch im Stückgut. Welche neuen Anforderungen kommen damit auf Ihre Frachtführer zu?Wir fordern von unseren Partnern heute schon Mindest-Standards in puncto Nachhaltigkeit, etwa im Schwer-Lkw-Bereich den Einsatz der Euro-6-Abgasnorm, die Nutzung von rollwiderstands-reduzierten Reifen, bestimmte Features in der Telematik sowie Leerlauf-Abschaltung. Darüber hinaus ist es vorstellbar, dass wir unsere Frachtführer in Sachen Klimaneutralität künftig zertifizieren - analog wie dies unsere Schwester DHL Global Forwarding im Luft- und Seefrachtbereich schon umsetzt. Da gibt es Ideen, aber noch ist keine spruchreif.Und in welchen Lkw-Antrieb sollten Ihre Transportpartner nun investieren, um mit Ihnen ins Geschäft zu kommen?Bei DHL Freight laufen zu diesem Thema etliche Pilotprojekte, etwa für E- und LNG-Lkw. Noch weiß aber keiner, welcher Antrieb wirklich grün ist und sich als Standard durchsetzen wird. Wir wissen nur, dass der E-Lkw auf weiten Distanzen für uns nicht die Lösung ist. Dieser eignet sich eher für den Nahverkehr. Wahrscheinlich ist Wasserstoff die Zukunft.Welche Art von Fahrzeugen fordern Sie also? Die Betriebe brauchen ja Planungssicherheit für ihre Investitionen.An einem solchen Fahrplan arbeiten wir im Moment. Die Frachtführer müssen also nicht fürchten, dass wir ihnen eine Lösung überstülpen. Dies entsteht vielmehr im Dialog. So gewährleisten wir die nötige Planungssicherheit für alle Parteien. Solch eine Verkehrswende passiert aber nicht von heute auf morgen. Das wird noch ein paar Jahre dauern.Fest steht aber heute schon: Klimaneutralität wird teuer. Wie werden Sie Ihren Transportdienstleistern die Mehrkosten honorieren?Das diskutieren wir ebenfalls derzeit intern. Da gibt es diverse Optionen. Vorstellbar ist zum Beispiel, dass wir mit Nutzfahrzeugherstellern im Einkauf Rahmenverträge für unsere Frachtpartner vereinbaren. Letztlich sind bei alledem auch unsere Kunden gefragt: Qualität und Umwelt haben in der Tat ihren Preis.ehAntje Huber, Vice President Marketing und Strategie sowie Verantwortliche "Green Logistics" bei DHL Freight in Bonn

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