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Schenker-Chef Thomas Lieb: "Verladerschaft kennt die Grenzkosten"

27.05.2009 11:04 Uhr
Schenker-Chef Thomas Lieb: "Verladerschaft kennt die Grenzkosten"
Thomas Lieb, Vorstandsvorsitzender, Schenker AG
© Foto: Schenker

Thomas Lieb, Vorstandsvorsitzender der Schenker AG, nimmt Stellung zu Wirtschaftskrise, Personalabbau, Preisverfall und Marktanteilen

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Thomas Lieb, Vorstandsvorsitzender der Schenker AG nimmt im Gespräch mit LOGISTIK inside Stellung zu Wirtschaftskrise, Personalabbau, Preisverfall und Marktanteilen LOGISTIK inside: Herr Dr. Lieb, hat die deutsche Wirtschaft aus Ihrer Sicht den Tiefpunkt der weltweiten Wirtschaftskrise erreicht? Lieb: Was wir bei unseren Gesprächen feststellen ist, dass hier und dort von einer leichten Bodenbildung gesprochen wird. Manche stützen diese Aussage auf das chinesische Wirtschaftswachstum im ersten Quartal 2009, das mit sieben Prozent etwas über den Erwartungen lag. Ich sage dazu aber immer, dass dort - wie bei uns in Deutschland - nationale Konjunkturprogramme wirken. Wenn wir dagegen die April-Ausfuhren aus China sehen, lagen diese um 22 Prozent unter dem Vorjahreswert. Wenn also fast ein Viertel des Geschäftes wegbricht, sollte man als vorsichtiger Kaufmann nicht die Erwartung haben, dass dies morgen oder übermorgen wieder zurückkommt. Man muss also schon unterscheiden zwischen den jeweiligen Binnenkonjunkturen in dem ein oder anderen Land und einer wirklichen Besserung der weltwirtschaftlichen Aktivitäten. LOGISTIK inside: Welche Verkehrsträger sind vom Einbruch besonders betroffen? Lieb: Das Bild ist unterschiedlich. In der Seefracht ist es nicht ganz so dramatisch wie in der Luftfracht. In der Luftfracht sind wir zurückgefallen auf das Niveau vom Jahr 2006 – ein Minus von 20 bis 25 Prozent. In der Seefracht ist es etwas weniger, im Landverkehr in Europa ist es, wie mir meine Kollegen sagen, durchaus vergleichbar mit der Luftfracht. LOGISTIK inside: Wie hoch ist der Personalabbau in Ihrem Unternehmen? Lieb: Auch wir müssen weltweit die Anpassung unserer Belegschaft an die neuen wirtschaftlichen Gegebenheiten kontinuierlich überprüfen. Wir, wie jeder andere auch, müssen dies tun, um die Wettbewerbsfähigkeit des gesamten Unternehmens zu erhalten. LOGISTIK inside: In der See- und Luftfracht haben wir im vergangenen halben Jahr einen ziemlichen Preisverfall gesehen. Die Verladerschaft beschwert sich, dass viele Spediteure die neuen Preise nicht im vollen Umfang weitergeben. Ist das so? Lieb: Wenn ich mit manchen Verladern spreche, dann fragen mich diese ganz überrascht: Wie könnt Ihr nur zu diesen Preisen überhaupt noch die Leistung anbieten, wo doch jeder weiß, dass diese Raten zum Beispiel für die Reeder, aber auch die Airlines nicht mehr kostendeckend sind? Dies zeigt, dass der Verladerschaft die Grenzkosten einer Reederei oder auch einer Airline bekannt sind und genügend Markttransparenz gegeben ist. LOGISTIK inside: Besteht aufgrund der sehr niedrigen Raten die Gefahr, dass einzelne Carrier die Krise nicht überleben werden? Lieb: Diejenigen, die ihre Hausaufgaben gemacht haben und solide Finanzen haben, die leiden sicherlich, aber werden gestärkt aus der Krise hervorgehen. Ich erwarte nicht, dass jetzt größere Reedereien oder renommierte Luftfrachtgesellschaften Opfer dieser Krise werden. Das mag passieren mit dem ein oder anderen kleineren Anbieter, der eben die Hausaufgaben nicht gemacht hat und finanziell angeschlagen ist. LOGISTIK inside: Liegt in der Krise nicht auch eine Chance, Marktanteile zu gewinnen? Lieb: Ja, eine strukturelle Verbesserung - aber auch Verschlechterung - der Marktposition ist eigentlich immer nur möglich in Zeiten der Krise. Dort ist es einfacher zu gewinnen, aber auch zu verlieren. Unternehmen sollten die Zeit nutzen, um sich auf die nächste Welle des Wachstums - die kommen wird – vorzubereiten. LOGISTIK inside: Ist Wirtschaftskrise unter dem Gesichtspunkt des Ausbaus der deutschen Verkehrsinfrastruktur nicht ein Glücksfall für die Logistik? Durch die Konjunkturpakete werden in diesem und im kommenden Jahr jeweils zwei Milliarden Euro mehr investiert, als ursprünglich geplant. Lieb: Ja, paradoxerweise kann man sagen, dass der Masterplan Logistik und damit auch die Verkehrsinfrastruktur in der Tat von dieser Krise profitieren. Das Interview führte Andre Kranke, stellv. Chefredakteur LOGISTIK inside.

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