Der Ramsauer ist es also geworden – unser neuer Bundesminister für Verkehr, Bau und Wohnungswesen. Herr über den drittgrößten Haushaltsetat von rund 27 Milliarden Euro. Geboren in München, verwurzelt in Traunwalchen östlich vom Chiemsee – ein echter Bayer und damit Albtraum vieler Verkehrspolitiker jenseits des Weißwurst-Äquators.
Insbesondere die norddeutschen Länder fürchten, dass der CSU-Mann die knappen Investitionsmittel des Verkehrsetats stark Richtung Süden lenken wird. „Wir stellen uns auf einen harten Verteilungskampf ein“, das haben die zuständigen Minister der Küstenländer in den letzten Tagen deutlich gemacht.
Ein Albtraum ist Ramsauer auch für jeden Logistiker – zumindest für die Fraktion der „Wir-brauchen-einen-Fachmann-als-Verkehrsminister“. Denn Ramsauer hat von Transport, Spedition und Logistik momentan sicherlich genauso viel Ahnung, wie seine Vorgänger zu Beginn ihrer Minister-Ära besaßen.
Doch Peter Ramsauer hat auch Potenzial – Potenzial, sich zum Traum der von über 60.000 Mittelständlern geprägten Logistikwelt zu entwickeln. Denn mit dem gelernten Müllermeister und promovierten Betriebswirt übernimmt erstmals ein Unternehmer die Führung im Verkehrsministerium. Ramsauer ist Inhaber einer kleinen, seit fast 500 Jahren in Familienbesitz befindlichen Wassermühle in Traunwalchen, die Strom erzeugt. Als Politiker kämpft Ramsauer seit vielen Jahren für mittelständische Betriebe – so hat er sich stets gegen eine zu scharfe Erbschaftssteuer gestellt. Ob Ramsauer wirklich zum Traum unserer Branche avanciert, hängt letztendlich davon ab, ob er auch ernsthaft für den Logistikstandort Deutschland kämpfen will, oder der Ministersessel nur Sprungbrett für höhere Posten sein soll – wie leider bei vielen seiner Vorgänger.
Andre Kranke, stellv. Chefredakteur VerkehrsRundschau