Wie groß muss klein sein?

Maxi oder Mini: Der Fiorino wirkt eine Nummer kleiner – bietet aber überraschend viel Platz Wie groß muss klein sein?Wem der neue Renault Kangoo zu groß geworden ist, für den könnte der kompakt-quadratische Fiat Fiorino eine preis- und verbrauchsgünstige Alternative sein. Er erreicht fast die Größe des alten Kangoo und punktet vor allem in der Stadt – der Renault über Langstrecke.Der Fluch der guten Tat ereilt den Renault Kangoo beim Einparken in der engen Verlagstiefgarage: Nur mit Mühe und unter Bangen um die weit abstehenden Außenspiegel zwängt man sich mit dem gesamt 2,13 Meter breiten Auto in den verfügbaren Normparkraum neben einer Betonsäule. Gleiche Lücke, anderes Auto: Der Fiat Fiorino, der unterhalb des Kangoo frech eine neue Klasse eröffnet hat, zwirbelt sich flott und mühelos ins gleiche Parkfeld. Eine symptomatische Szene und Beweis für das ständige Größenwachstum der jeweiligen Nachfolgegeneration. Wohlweislich hat Renault den alten, 1,61 Meter schlanken Kangoo im Programm gelassen. Doch da sind der Fiat Fiorino und seine Zwillingsbrüder Peugeot Bipper und Citroën Nemo die fahrwerktechnisch und karosserieseitig deutlich modernere Alternative.Vor allem, was die Karosseriequalität betrifft, hat sich in den knapp zehn Jahren seit Einführung des Kangoo I fertigungstechnisch viel getan. Der Fiorino glänzt also mit hochsteifer Karosse und daraus resultierend kompakt-agilem Handling. Auch mit dem Testballast von knapp 400 Kilo kommt der Lastzwerg gut klar, geht heckseits kaum in die Knie und fegt fast rechtwinklig um die Ecken. Allerdings ist der fast voll ausgestattete Testwagen mit dieser Fracht auch schon ausgeladen: Die Waage zeigte in diesem Fall satte 1300 Kilo Leergewicht, deutlich mehr als der Hersteller auf dem Papier versprach. Doch enttäuschend im wahrsten Sinne ist auch der Kangoo: Nur 50 Kilo mehr dürften im Falle des Testwagens mit, bis die 1918 Kilo Gesamtgewicht erreicht wären. Nichts war's mit der Papierangabe von 1326 Kilo Leergewicht und den knapp 600 Kilo Zuladung. Zudem geht der weich abgestimmte Kangoo II unter der Last sichtbar in die Knie. Und auch aufs Fahrgefühl wirkt sich Ballastierung aus: Die Lenkung wirkt noch synthetischer und gefühlloser als ohnehin schon, die ganze Fuhre fühlt sich schaukelig an. Subjektiv verkauft sich das vom Van Scenic abgeleitete Fahrwerk schlecht. Denn objektiv bietet es hohe Fahrsicherheit und ordentliche Reserven bei im Prinzip satter Straßenlage. Dass das immerhin optional erhältliche ESP eingreift, muss man mutwillig provozieren. Die ASR-Komponente hat erstaunlicherweise mehr zu tun: Beladen ist die Traktion, etwa beim Gasgeben nach Abbiegen, ziemlich dürftig. Da hat der "wie ein Einser" aufrecht gehende Fioriono keine Prob-leme. Kehrseite des aufrechten Gangs ist eine extrem steife Federung, der kleine Italiener hoppelt wie ein Hase über Kanaldeckel oder Querfugen. Lange Wellen pariert der Winzling ganz passabel. Die bessere Traktion mag aber auch am extrem müde antretenden 1,3-Liter-Multijet-Diesel liegen. Erst bei 2000 Touren wacht das Aggregat richtig auf und entwickelt südländisches Temperament. Drehfreudig und nachdrücklich beschleunigt der kettengesteuerte 1,3-Liter-Common-Railer die 1700-Kilo-Fuhre. Wobei das Klangbild nach oben raus sehr kernig wird und im Stand ein wenig an einen Dreizylinder erinnert. Auch Vibrationen im Lenkrad und der dürren Fiat-Uno-Pedalerie unterdrückt der Italo-Diesel nicht so effektiv wie der französische Feingeist im Renault. Dem hochelastischen, ansatzlos aus dem Drehzahlkeller ziehenden und gut am Gas hängenden DCI fehlt eigentlich nur eines zum Glück: eine so effektive Geräuschdämmung wie im gut isolierten Fiorino. Denn gerade beim Autobahnvernunfttempo 130 dröhnt der 1,5-Liter lautstark. Auch der Fiat-Motor lässt ein Rumoren hören, allerdings viel dezenter.Vom Autobahntemperament schenken sich die Aggregate nichts, auch der Fiat-Antrieb ist immer gut für Marschtempo 130 km/h und Berge werden nicht zur Qual. Beim Kangoo fällt in diesem Terrain eine trotz stämmiger Spur und sattem Gewicht ausgeprägte Seitenwindempfindlichkeit auf. Da behauptet sich der kleine Fiat fast besser im Wind. Zumal er einem mit der straffen Straßenlage und mit steigendem Tempo definierter werdenden Lenkgefühl stets das Gefühl gibt, Herr der Situation zu sein. Schade für den Kangoo, denn federungstechnisch wäre er klar der bessere Langstreckler: Komfortabel und erwachsen pariert er jede Unbill. Die Wind- und Abrollgeräusche sind aber im Kangoo mit seinem großräumigen Resonanzkörper aufdringlicher als im kompakten Fiorino, bei dem leise rasselnder Rollsplit aus Richtung der hinteren Radkästen auf Einsparmaßnahmen schließen lässt. Am Testwagen nervten zudem die Pirelli-Winterreifen mit propellerartigem Störgeräusch. Auch bremstechnisch manifestiert sich beim Kangoo II wie beim Fahrwerk der Fortschritt zu Nummer I. Die vier großen Scheiben verzögern die 1,9-Tonnen-Fuhre auch aus hohem Tempo nachdrücklich und ohne jedes Verziehen, sind darüber hinaus gut dosierbar. Da kann die konventionellere "Hinten-Trommel-vorne-Scheiben"-Anlage des Fiorino nicht mithalten, obwohl sie bei niedrigerem Tempo einen ganz ordentlichen Job macht. ESP wird es im kleinen Laster wohl erst mit den Panorama-Versionen etwa ab Herbst optional geben. Ebenso wie übrigens einen Rußpartikelfilter, den aber auch Renault nur im Topmodell (dann Serie) anbietet, nicht aber in der völlig ausreichenden 86-PS-Massenmotorisierung. Etwas widersinnig. Im reinen Stadtverkehr mit viel Kurzstrecke kann der viel zitierte Filter aber ja ohnehin eher problematisch sein.Doch die Frage, ob's auch der Kleine tut, wird vor allem bei den Kosten spannend. Und da setzt der Fiorino wie erwartet eine Marke: Fast einen Liter sparsamer als der Kangoo kam der Fiat über die VR-Testrunde mit 5,76 l/100 km. Die 6,64 l/100 km gehen für das stämmige Format des Segment-Pioniers in Ordnung, stellen aber zum Vorgänger einen Rückschritt dar. Das "Original" brauchte mit identischem 1,5-Liter-DCI (82 PS) 6,07 l/100 km. Kostenvorteile erarbeitet sich der Fiorino auch durch ein zeitgemäßes 30.000-km-Serviceintervall. Der Kangoo patzt mit schwachen 20.000 km. Selbstredend knausert der Italiener auch beim Preis: 10.850 Euro in der Diesel-Basis, wenig Geld für 2,5 Kubik. 0,5 Kubik mehr im Kangoo 86 DCI kosten bei Renault jedenfalls 2200 Euro. Da denkt man schon über eine Nummer kleiner nach. Oder eben über den alten Kangoo als Campus ab 11.180 Euro ... ❙❚■ Johannes ReichelVierzylinder-Diesel-Reihenmotor, vier Ventile pro Zyl., Common-Rail-Direkteinspritzung, Turbolader, LLK, Euro 4, Steuerkette; Hubraum: 1248 cm3; Leistung: 75 PS (55 kW) bei 4000/min; max. Drehmoment 190 Nm bei 1750/min; Service: 30.000 kmman. Fünfgang-Schaltgetriebe, Vorderradantrieb vorn: Einzelradaufhängung, Stoßdämpfer, Stabi; hinten: Verbundlenkerachse, Schraubenfedern; Reifen: 185/65 R 15; ABS, EBD; Scheibenbremsen vorn innenbelüftet/Trommel hinten LxBxH: 3864x1716x1721 mm; Radstand: 2513 mm; LxBxH (Laderaum): 1523(2500 bei gekl. Beif.sitz)x1473x1181 mm; Ladevol.: 2,5(2,8) m3; BxH Schiebetür: 570x1041; B zw. Radkästen: 1046 mm; Ladekante: 527 mm; Wendekreis: 9,9 m; Leergew. Testwagen (Vollausst.): 1300 kg; Nutzlast: 400 kg; zul. GG: 1700 kg; Achslast v/h: 900/950 kg; Anhängelast: 600 kg; 45-l-TankVerbrauch Test (223,4 km; Winterreifen): 5,76 l/100 km; Vmax 157 km/hFiat Fiorino 1,3 MJ Kawa Basis: 10.850,- Version SX: 12.030,- Serie: ABS, Airbag (F.), 6 Zurrösen, Trenngitter; zusätzl. SX: Schiebetür re., elektr. verst./beh. Spiegel, elektr. FH, ZV, Lenkrad verst. in Höhe+Reichw., Fahrersitz höhenverst. + Armlehne, 15-Zoll-R.; Extras: Klima 850,- 2. Schiebetür 250,- Beif.klapps./Drehgitter 100,- Sidebags 150,- Fiat-Händler in D: 449; Garantien: 24 Mon. Werksgar. o. km-Begr., 8 J. Durchrostg., 3 J. Lack, Mobilität 2 J., Ersatzteile: Stoßfänger vo. 258,- Scheinwerfer vo./Rücklicht 126,- Blinker vo./hi. 8,- Außenspiegel 55,- Frontscheibe 175,- Keilriemen 43,- Steuerkette 48,- Lichtmasch. 165,- Anlasser 105,- Motor (AT) 3492,- Turbol. 474,- Zyl.kopfdtg. 46,- Getriebe (AT) 2368,- Kupplung 109,- Bremsscheiben vo./Trommel hi. 103/79,- Bremsbel. vo./hi. 67,- Stoßdämpfer vo./hi. 80/63,- Auspuff k. A. Temperamentvoller Motor, günstig in Verbrauch, Preis, Wartung, gute Raumnutzung, Handling agil, steife Karosserie, Platz in Kabine, gute Übersicht Mäßige Nutzlast bei Testwagen, hoppeliges Fahrwerk, kein ESP, Motor unkultiviertVierzylinder-Diesel-Reihenmotor, zwei Ventile pro Zyl., Common-Rail-Direkteinspritzung, Turbolader, LLK, Euro 4, Zahnriemen; Hubraum: 1461 cm3; Leistung: 86 PS (63 kW) bei 3750/min; max. Drehmoment 200 Nm bei 1900/min; Service: 20.000 kmman. Fünfgang-Schaltgetriebe, Vorderradantrieb vorn: Einzelradaufhängung, Stoßdämpfer, Stabi; hinten: Verbundlenkerachse, Schraubenfedern, Stabi; Reifen: 195/65 R 15; ABS, BAS, EBV; Scheibenbremsen vorn innenbel./hinten; ESP OptionLxBxH: 4213x1829x1805 mm; Radstand: 2697 mm; LxBxH (Laderaum): 1731(2500 bei gekl. Beif.sitz)x1510x1181 mm; Ladevol.: 3,0(3,5) m3; BxH Schiebetür: 636x1130; B zw. Radkästen: 1218 mm; Ladekante: 558 mm; Wendekreis: 10,5 m; Leergew. Testwagen (Vollausst.): 1470 kg; Nutzlast: 480 kg; zul. GG: 1918 kg; Achslast v/h: 1080/1070 kg; Anhängelast: 1050 kg; 60-l-TankVerbrauch Test (223,4 km; Winterreifen): 6,64 l/100 km; Vmax 159 km/hRenault Kangoo II Rapid Basis 1,5 DCI: 13.090,- Version Extra: 13.690,- Serie: ABS+BAS, Airbag (F.), 6 Zurrösen, Trenngitter, Lenkrad höhenverst., ZV inkl. Fernbed.; zusätzl. Extras: Schiebetüre, Ab-lagegalerie, Hecktüren verglast, Laderaumboden; Extras: ESP 420,- 950,- Klima 850,- 2. Schiebetür 290,- Beif.klapps./Drehgitter 260,- Sidebags 210,- Renault-Händler in D: 1375; Garantien: 24 Mon. Werksgar. o. km-Begr., 12 J. Durchrostg., 3 J. Lack, Mobilität lebenslang, Ersatzteile: Stoßfänger vo. 268,- Scheinwerfer vo. 164,- Rücklicht 115,- Außenspiegel 176,- Frontscheibe 259,- Keilriemen 20,- Zahnriemen 118,- Lichtmasch. 521,- Anlasser 327,- Motor neu 3782,- Turbol. 1230,- Zyl.kopfdtg. 42,- Getriebe neu 3180,- Kupplung 245,- Bremsscheiben vo./hi. 206/289,- Bremsbel. vo./hi. 67,- Stoßdämpfer vo./hi. 115/119,- Auspuff 377 Kultivierter, kraftvoller Motor, guter Federungskomfort, exzellente Bremsen, ESP erhältlich, sichere Straßenlage, variabler Laderaum Mäßige Nutzlast und Übersicht, wuchtige Breite, laute Fahrgeräusche, gefühllose Lenkung

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