Welcher transportiert am saubersten?

Euro-6-Lastwagen stoßen deutlich weniger Stickoxide aus als moderne Diesel-Pkw. Dieses Ergebnis der Studie der Forschungs-Organisation ICCT (International Council on Clean Transportation) sorgte Anfang März bei vielen branchenfremden Medien für entsprechende Schlagzeilen. Und dürfte den Lkw-Herstellern zufriedene Gesichter beschert haben. Endlich wurden Lastwagen mal nicht als rollende Dreckschleudern dargestellt. Denn dass sie das schon lange nicht mehr sind, beweisen die Ergebnisse des Umweltrankings Green Truck, in dem die VerkehrsRundschau jährlich die umweltfreundlichste Zugmaschine des vorangegangenen Testjahres kürt. Lediglich 23,7 l/100 km verbrauchte der diesjährige Sieger auf der genormten VR-Testrunde. Ein Wert, auf den sich problemlos auch mancher Pkw-SUV "hochtrinkt". Anders als diese Fahrzeuggattung, die von Modellwechsel zu Modellwechsel eher schwergewichtiger wird, speckten wir fürs Umweltranking 2017 Gewicht ab. Schließlich rollt der Großteil aller Lkw der 400- bis 490-PS-Klasse deutlich unterhalb der 40-Tonnen-Grenze über deutsche Autobahnen. Weshalb für diese Leistungsklasse die Transportaufgabe beim Green Truck ab sofort in der Beförderung unseres 25 Tonnen schweren Krone-Curtainsiders besteht. Inklusive der Testzugmaschine kommen wir also auf knapp 32 anstatt bisher 40 Tonnen Gesamtgewicht. Der neue Scania als Herausforderer 2016 war ein Jahr mit vielen Neuheiten und Facelifts, bei denen die Hersteller auch einiges nachlegten, um den Verbrauch weiter zu senken. Allen voran der neue Scania, den die Schweden auf der IAA Nutzfahrzeuge 2016 in Hannover der Öffentlichkeit präsentierten. Der neue Greif mag optisch zwar dem Vorgänger ähneln, tatsächlich handelt es sich aber um eine Neuentwicklung. Die auch mit deutlichen Verbesserungen bei der Aerodynamik aufwartet. Den Antriebsstrang, sprich den 13-Liter großen DC-13-Sechszylinder, gepaart mit der automatisierten Schaltung "Opticruise" übernahm Scania dagegen vom Vorgänger. Trotzdem soll die neue Baureihe laut Hersteller den Maßstab bei der Wirtschaftlichkeit setzen. Womit der Schwede ein heißer Anwärter auf den Titel ist. Vor allem, weil man sich im vergangenen Jahr denkbar knapp dem Mercedes geschlagen geben musste. Ins Rennen geht für Södertälje ein R 450 Highline. Eine seiner "Primärwaffen" im Kampf um die Eco-Krone: Der akkurat arbeitende GPS-Tempomat, der zuletzt um eine verfeinerte Eco-Roll-Strategie ergänzt wurde. Ähnliche Technik haben mittlerweile auch alle anderen Zugmaschinen-Produzenten zu bieten. Sowohl Hersteller Daimler als auch MAN, Iveco und Volvo spendierten ihren Baureihen mehr oder weniger umfangreiche Updates, die auch motorische Neuerungen brachten. Mercedes implantierte seinem Actros unter anderem ein neues Einspritzsystem, reibungsärmere Kolben und einen neuen, in Eigenregie gefertigten Turbolader. Alles zusammen senkt den Spritkonsum angeblich um bis zu sechs Prozent. Den Beweis soll im Green-Truck-Wettbewerb ein Actros 1845 mit der aerodynamisch optimierten StreamSpace-Kabine liefern. Bei MAN setzt man vorrangig auf das neue Efficient-Line-3-Sparpaket. Dahinter verbirgt sich unter anderem ebenfalls ein neuer Turbolader sowie reibungsärmere Kolben und eine effizientere Kühlung. Lohn der Mühe laut MAN: 6,35 Prozent Dieselersparnis, die beim Green Truck ein TGX 18.460 mit der mittelgroßen XLX-Kabine einfahren soll. Iveco tritt mit dem gelifteten Stralis an Iveco wäre am liebsten mit seinem neuen NP-Erdgasmodell der überarbeiteten Stralis-Baureihe angetreten. Weil das VR-Umweltranking aber nach einem Dieselmotor verlangt, wichen die Italiener auf den Cursor 11 mit 480 PS aus. Ebenfalls nicht unvorbereitet: Zuletzt legte Iveco intelligent gesteuerte Nebenaggregate, neue Kolbenprofile und Kolbenringe sowie die neue Smart-EGR-Abgasrückführung nach, die für eine niedrigere Verbrennungstemperatur im Zylinder sorgt. Zudem will Iveco beim ZF-Traxon-Getriebe einige Kilo rausgenommen und die Gangwechsel beschleunigt haben. Und erstmals hilft dem Italiener beim Green Truck auch ein GPS-Tempomat. Den hat Volvo mit I-See schon länger für FH und FM im Programm. Allerdings bezieht der Göteborger seine Daten aus einer Cloud, in die alle Volvo- und Renault-Lkw ihre erfahrenen Werte speisen. Und die Online-Verbindung zur "Datenwolke" war schon bei vielen Volvo-Testfahrzeugen das Problem, wodurch das GPS-System an einigen Stellen den Dienst verweigerte. Bei der Testfahrt mit dem Volvo FM 450 funktionierte I-See dagegen tadellos. Was zum niedrigen Testverbrauch von 25,2 l/ 100 km beitrug, die der "kleine" Volvo auf der Teststrecke einfuhr. Der Volvo FM ist ein Leichtgewicht Die Paradedisziplin des FM ist allerdings das Thema Gewicht. Mit 6,92 Tonnen Leergewicht blieb einzig der Göteborger im Testfeld unter der Sieben-Tonnen-Marke. Wobei aber auch erwähnt werden muss, dass der FM selbst mit der größten Globetrotter-LXL-Kabine nur bedingt für den Fernverkehrseinsatz taugt. Da wird der Fahrer lieber zum geräumigeren und damit voll fernverkehrstauglichen FH greifen, der beim Green Truck mit neuer Common-Rail-Einspritzung, samt höherer Verdichtung antrat, sich im Test aber sicherlich noch unter seinen Möglichkeiten verkaufte. Schwergewicht im Feld ist übrigens der neue Scania. Der Testwagen brachte satte 7550 Kilo auf die Waage. Zusatzpfunde, die eben auch bewegt werden müssen. Der Scania wird Green Truck 2017 Negativ wirkt sich das allerdings nicht aus, denn das von Scania im Vorfeld intensiv vorbereitete Testfahrzeug wartet mit dem niedrigsten Testverbrauch auf. Womit der R 450 mit seiner Only-SCR-Technik die hohen Anforderungen der Schweden an ihre neue Baureihe erfüllen kann und die Green-Truck-Trophäe zurück nach Södertälje holt. Dazu von unserer Seite herzlichen Glückwunsch! Beglückwünschen dürfen sich übrigens auch alle Transportunternehmen, bei denen das Thema Umwelt bereits auf der Prioritätenliste steht. Schließlich kommt ein niedriger Dieselverbrauch gleichermaßen der Firmenkasse zugute. Eine echte Win-win-Situation eben. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Green Truck www.verkehrsrundschau.de/dossiers