Tiroler Titanen

Riesenbaukasten: Individuelle Varianten und Längen sind möglichTiroler TitanenVorstellung: Die neuen Empl-Kipper mit dem Namen Titan sollen vor allem durch Qualität, niedrige Gewichte und flexible Aufbauformate punkten.Die Österreicher haben den deutschen Kippermarkt entdeckt: Nach Schwarzmüller präsentiert Empl einen neuen Baukasten, der ebenfalls über seine Qualität punkten soll. Das beginnt schon beim Leitungsbau: Obwohl alle verzinkten Leitungen gereinigt und verschlossen angeliefert werden, reinigen sie die Tiroler nach der Verlegung nochmals und versehen sie mit HD-Prüfanschluss. An exponierten Stellen verbaut man einen zusätzlichen Schutzschlauch, der mögliche Salz- und Schmutzablagerungen von den Leitungen abhalten soll. Die Neukonstruktion wurde natürlich steifer und leichter: Eine 4,8-Meter-Dreiseiten-Alumulde in der Grundausstattung startet bei günstigen 2000 Kilo. Während die Wände aus Alu oder Feinkornbaustahl bestehen, setzt man bei Boden und Stirnwand auf Hardox 450. Beim Dreiachser kommen fünf Millimeter-Paneele, beim Vierachser sechs Millimeter starke Bleche zum Einsatz. Der Unterboden besteht aus geschlossenen Profilen, die aber im Gegensatz zur Gesteinsmulde nicht durchgehend geschweißt sind. Alle Hohlräume sind grundiert und konserviert. Bei den Maßen ist man sehr flexibel: Da Empl immer nach Kundenwunsch fertigt, lassen sich (fast) alle Wünsche individuell angepasst auf das jeweilige Fahrgestell realisieren. Auch Sonderbreiten, zum Beispiel für den Containertransport, sind möglich. Runter: Aufbauhöhe und SchwerpunktDie erste und letzte Stufe der Kipper-presse sind hart verchromt. Zusammen mit der Neukonstruktion der Brücke sollen die mehrstufigen Sonderpressen die Aufbauhöhe auf ein Minimum reduzieren.Die Ausleger hat Empl breiter angeordnet, was die Stabilität beim Kippen nach hinten erhöhen soll. Der Winkel beträgt laut Konstrukteur Matthias Sandhofer zwischen 48 und 50 Grad. Außerdem sind die Fahrzeugkomponenten besser geschützt, indem die Kippkante beim seitlichen Abkippen zur Seite gewandert ist. Am Heck setzt man wie die meisten Konkurrenten auf die teureren und aufwändigeren Kugellager, die die Brücken klapperfrei halten und weniger leicht verschleißen. Vorne kommt eine geräuschgedämmte Gabellagerung zum Einsatz. Die "Über-Kreuz-Steck-Sicherung" macht ein falsches Stecken der Kippbolzen unmöglich. Die Verschlüsse sind zwar nicht selbstnachstellend. Sie sollten ab und an von Hand nachjustiert werden, seien sonst aber "äußerst wartungsarm". Auf Wunsch bietet Empl eine selbstständige Schmierung an. Montiert sind Steher und Verschlüsse serienmäßig in Palettenbreite. In geöffnetem Zustand stehen sie nicht vor. Außerdem verfügen sie über eine "Totpunktsicherung", die ein Verbiegen unterbinden soll. Auch die Heckklappe, die je nach Einsatzprofil in zwei Höhen lieferbar ist, hat Empl optimiert: Sie ist einstellbar und soll einen noch "weicheren" Bewegungsablauf als bisher gewährleisten. Womit man der "Erst nichts, dann schlagartig alles"-Problematik etwas entgegensteuern möchte. Das soll auch den Verschleiß verringern und die Sicherheit erhöhen. Wer einen Heckkran ordert, wird sich über die verringerte Bautiefe freuen. In der Brücke erleichtern Zurrpunkte an den Scharnierlagern, an der Stirnwand und an der Brückenkonstruktion die Ladungssicherung nach UVV-Vorschriften. Vollautomatisch geschweißt hält besserDie seitliche Schüttleiste hat Empl an die Radien der Bordwandscharniere angepasst. So soll ein spaltfreies Abkippen möglich sein, was vor allem beim Aufschütten von Banketten oder beim Asphaltieren von Geh- oder Radwegen relevant ist.Das Schweißen der neuen Titanen übernehmen Roboter. Gefertigt werden die Brücken momentan ausschließlich in Österreich, wo sie auch ihr Hauptabsatzgebiet haben. Dabei überstiegen auch schon ein knappes Dutzend Titanen die Alpen ins nahe Bayern, was sich aber eher "nebenbei" ergab. Bei gezielter "Marktbearbeitung" sieht Marketing-Chefin Romana Danzl einen Markt für 50 bis 80 Titanen jährlich, was aufgrund der jetzt schon ausgelasteten Kapazitäten allerdings erst mittelfristig geplant ist. Zumal ja auch das Werk in Elster ohne Weiteres mit Titan-Schweißeinrichtungen ausgestattet werden könnte. Und von Sachsen-Anhalt aus müssten die Titanen nicht mal die Alpen überqueren.❙❚■ Gregor Soller

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