London. Die meisten Reedereien haben die angekündigte Tariferhöhung für Januar auf den Asien-Europa-Strecken verschoben, nachdem japanische Reedereien ihre Besorgnis über eine Kapazitätserhöhung ausgedrückt hatten. Laut der Londoner „International Freighting Weekly" (IFW) hatten 90 Prozent der Reedereien die für den 1. Januar vorgesehene Erhöhung der Tarife von 250 auf 300 US-Dollar (rund 187 bis 225 Euro) zunächst auf den 14. Januar verschoben.
Trotzdem erhöhten sich die Spotraten um rund 56 bis 75 Euro pro TEU am 1. Januar. Danach fielen sie unerwarteter Weise am 7. Januar laut Shanghai Containerised Freight Index (SCFI) im Vergleich zur vorherigen Woche um rund 15 Euro auf der Schanghai-Europa-Linie und rund 13 Euro zwischen Schanghai und dem Mittelmeer. Industriebeobachter hatten erwartet, dass der Shanghai Index durch den Anstieg der Bunkerpreise und der geplanten generellen Tarifsteigerungen sowie akzeptabler Nutzungsgrade zunehmen würde. Daher wurden gemäß des britischen Freight Investor Services (FIS) Zuschläge von 15 bis 23 Euro in den Markt eingeführt. Stattdessen fielen die Raten aber um rund 15 Euro. Laut FIS denken nun einige Reedereien daran, die Tarife nicht vor Ende des ersten Quartals zu erhöhen.
Jamie Cramer, Direktor der British Freight Forwarder IFE Global Logistics schätzt, dass einige Reedereien durch die Verzögerung der Tariferhöhungen ihren Marktanteil zu vergrößern versuchen. Das Scheitern der Tarifanhebung zu Jahresbeginn ist die Folge der Warnung durch die japanischen Reedereien MOL und NYK, dass die Tarife durch die sich vergrößernde Kluft zwischen Angebot und Nachfrage unter Druck geraten könnten. „In diesem Jahr erwarten wir, dass viele neue Schiffe in den Markt eingeführt werden und es ist schwierig entspannt bei den erwarteten Marktbedingungen zu bleiben – besonders, wenn man die künftige Angebots-Nachfrage-Balance für Schiffe mit einbezieht", sagte Koichi Muto, Präsident von MOL.
„Dadurch weitet sich der Graben zwischen Nachfrage und Angebot weiter aus. Darauf müssen wir uns in den nächsten Jahren vorbereiten", warnte Yasumi Kudo, Präsident von NYK. „Jeder aggressive Schritt könnte die Tarife dramatisch einbrechen lassen und zu einer Situation für die Reedereien wie in 2008/09 führen", sagt der FIS-Bericht. „Allerdings dürften die Tarife viel stärker sinken und die Reedereien würden immer noch profitabel bleiben, da die Kosten im Vergleich zu vor zwei Jahren viel niedriger liegen." (rup)