Swisslog entgeht mit neuem Finanzierungskonzept der Insolvenz

29.01.2004 11:26 Uhr

Der Logistikautomatisierer Swisslog hat ein Konzept zur Bilanzsanierung ausgearbeitet, dem die kreditgebenden Banken zugestimmt haben, teilt Swisslog mit. Vor der Präsentation des Konzepts war die Aktie vom Handel ausgesetzt. Mit dessen Wiederaufnahme bricht das Papier um ein Drittel ein.

Es sehe die Ablösung von Bankkrediten gegen neue Aktien und eine Fristerstreckung bei der Rückzahlung der Wandelanleihe vor. Gleichzeitig werde den bisherigen Aktionären angeboten, sich an einer zusätzlichen Kapitalerhöhung zu beteiligen. Außerdem soll der Verwaltungsrat erneuert werden. Das Sanierungskonzept bedürfe noch der Zustimmung der Aktionäre und der Anleihegläubiger. Vor der Präsentation des Konzept war die Aktie vom Handel ausgesetzt. Mit dessen Wiederaufnahme bricht das Papier um ein Drittel ein. Das Sanierungskonzept sieht vor, dass Bankkredite im Betrag von 184 Millionen Schweizer Franken verkauft werden. Im Rahmen des damit verbundenen Forderungsverzichts werden für diese Bankkredite neue Namensaktien aus einer Kapitalerhöhung zugeteilt. Der Sanierungsplan sieht zudem vor, dass die Fälligkeit der ausstehenden Wandelanleihe in Höhe von 150 Millionen Schweizer Franken von 2005 auf 2009 verlängert und die Verzinsung angepasst wird. Zudem soll eine weitere Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht stattfinden, um der Gesellschaft neue Liquidität zuzuführen. Die Bilanzsanierung des Unternehmens sei unumgänglich, weil der Mittelzufluss aus dem operativen Geschäft und den Desinvestitionen nicht ausreiche, um die ausstehenden finanziellen Verpflichtungen von rund 340 Millionen Schweizer Franken fristgerecht zurück zu zahlen, heißt es weiter. Zudem bestand ein Abschreibungsbedarf auf den Firmenwert und verschiedenen Positionen des Anlagevermögens von insgesamt 151,7 Millionen Schweizer Franken. Swisslog weise in einer zum 30. November 2003 erstellten Zwischenbilanz einen Verlust von 242,2 Millionen Schweizer Franken und eine Überschuldung in Höhe von 146 Millionen Schweizer Franken aus. Dies erfordert eine durchgreifende Bilanzsanierung, denn drohende Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung sind auch in der Schweiz Insolvenzgründe. Durch das vom Swisslog Wirtschaftsprüfer PricewaterhouseCoopers abgesegnete Finanzierungskonzept musste der Antrag aber vorerst nicht gestellt werden. Wenn die Aktionäre und Anleihegläubiger den Plänen auf der außerordentlichen Hauptversammlung und der separaten Obligationärsversammlung am 26. Februar ihre Zustimmung verweigern, bleiben Swisslog noch 60 Tage eine entsprechende Einigung mit Anteilseignern und Gläubigern zu erzielen. Gelingt dies nicht, muss Swisslog wohl doch noch einen Insolvenzantrag stellen. Das Finanzierungskonzept von Swisslog besteht im Einzelnen aus den folgenden Elementen. Swisslog hat bei Banken Geldkredite in Höhe von 184 Millionen Schweizer Franken ausstehend. Die Privatbank Lombard Odier Darier Hentsch & Cie (LODH) kauft den Banken die Kredite von nominal 184 Millionen Schweizer Franken zu einem Preis von 139 Millionen Schweizer Franken ab. Damit erleiden die Banken einen Verlust in der Höhe von 45 Millionen Schweizer Franken. Das entspricht rund 24,5 Prozent ihrer ursprünglichen Kreditforderungen. LODH verzichtet auf die Kreditforderungen in der Höhe von 184 Millionen Schweizer Franken und erhält hierfür das Recht 141,5 Millionen neue Namensaktien zum Nennwert von 0,01 Schweizer Franken je Aktie zu zeichnen. Diese Aktien verkauft LODH an neue Investoren zu einem Preis von 1 Schweizer Franke je Namensaktie. LODH verfügt bereits über feste Zusagen der neuen Investoren zur Übernahme von 141,5 Millionen Namensaktien zu diesem Preis. Bestehende Garantien auf von Kunden geleistete Anzahlungen (Garantiefazilitäten) in Höhe von 100 Millionen Schweizer Franken werden zu Marktkonditionen bis zum 30. Juni 2006 verlängert. Diese werden durch die Verpfändung des Tochterunternehmens Translogic besichert. Alle Banken haben dieser Lösung zugestimmt und die entsprechenden Verträge unterschrieben. Wer die neuen Investoren sind, will Swisslog nicht verraten. Die Laufzeit der bestehenden 2,25 Prozent Wandelanleihe 2000-2005 in Höhe von 150 Millionen Schweizer Franken wird bis zum 31. Dezember 2009 verlängert und die Verzinsung wird angepasst. Bei den Obligationären wird beantragt, auf das derzeit bestehende Pfandrecht zu verzichten und einer Besicherung der Garantiefazilitäten der Banken durch Verpfändung der Translogic sowie bestimmten Desinvestitionen zuzustimmen. Bei den bisherigen Aktionären wird an der außerordentlichen Generalversammlung beantragt, den Nennwert der bestehenden Namensaktien von 2 Schweizer Franken auf 0,01 Schweizer Franken zu reduzieren (Kapitalherabsetzung). Den bisherigen Aktionären werden mittels Bezugsrecht 22,8 Millionen neue Namensaktien zu einem Preis von je 1 Schweizer Franke angeboten. Das Bezugsverhältnis beträgt 3:2. Ein Teil der neuen Investoren hat sich zudem verpflichtet, die im Rahmen des Bezugsangebots von den bisherigen Aktionären nicht bezogenen Aktien zu einem Preis von 1 Schweizer Franke zu übernehmen. Mit dem Konzept werden 164,3 Millionen neue Namensaktien geschaffen. Das gesamte Aktienkapital besteht danach aus 179,5 Millionen Namensaktien mit einem Nennwert von 0,01 Schweizer Franken. Für die bestehenden Aktionäre ergibt sich durch die Kapitalerhöhung eine Verwässerung. Bei der außerordentlichen Generalversammlung ist eine Zweidrittelmehrheit der anwesenden Stimmen für die Annahme der relevanten Anträge nötig. Bei den Obligationären ist die Zustimmung von zwei Drittel aller ausstehenden Obligationen notwendig. Swisslog sei Zuversichtlich diese Zustimmung auch zu erhalten. Die bisherigen Verwaltungsräte, mit Ausnahme des Präsidenten Konrad Peter, treten zur außerordentlichen Generalversammlung von ihren Ämtern zurück. Als neue Verwaltungsratsmitglieder werden der außerordentlichen Generalversammlung vorgeschlagen: Hans Ziegler (designierter Verwaltungsratspräsident), Jacques Réjeange, Michael Werder (designierter Vertreter der Obligationäre), Der Name eines vierten Mitglieds, das zur Wahl in den Verwaltungsrat vorgeschlagen werden soll, wird zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben. Konrad Peter wird zur ordentlichen Generalversammlung in diesem Jahr zurücktreten. Neuer Verwaltungsratspräsident soll Hans Ziegler werden. Swisslog werde die operative Restrukturierung des Unternehmens mit der Konzentration auf die beiden Geschäftsbereiche "Warehouse & Distribution Solutions" und "Healthcare Solutions" sowie der übergreifenden Division "Consulting Services", die aus dem Tochterunternehmen Wassermann AG besteht, konsequent weiterführen. Weiterhin werden nicht zum Kerngeschäft gehörende Bereiche und nicht betriebsnotwendige Liegenschaften verkauft. Ziel sei es, im Finanzjahr 2005 ein ausgeglichenes Ergebnis ausweisen zu können.

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