Steigende Pegelstände

Steigende PegelständeNach dem Flautejahr 2006 ist der Fährverkehr über den Bodensee wieder auf Kurs: Immer mehr LKW-Fahrer nutzen das Schiff – und sparen damit Zeit und Kosten.Sie sind bis zu 60 Meter lang und über 20 Meter breit, fahren täglich von 5.40 bis 21.20 Uhr und können neun LKW- Züge oder 40 PKW aufnehmen: Im deutsch-schweizerischen Grenzverkehr sind die drei Bodenseefähren zwischen Friedrichshafen und Romanshorn seit Jahrzehnten eine feste Größe. Jetzt haben die Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) GmbH in Friedrichshafen und die Schweizerische Bodensee Schifffahrtsge-sellschaft (SBS) in Romanshorn, welche die Fährverbindung gemeinschaftlich betreiben, besonderen Grund zur Freude: In den ersten sechs Monaten 2007 nutzten rund sechs Prozent mehr LKW als im Vorjahreszeitraum die Fähre, Tendenz weiter leicht steigend. Erstmals seit fünf Jahren gibt es wieder Wachstum im LKW-Transit. „Wir haben offenbar die Talsohle durchschritten“, hofft Manfred Weixler, Leiter Fähre der BSB.Die Zahlen rutschten nach unten Bis Anfang 2003 war der Fährbetrieb ein echter Umsatzbringer. Vor fünf Jahren überquerten noch rund 22.000 Nutzfahr-zeuge im Jahr den See, BSB und SBS durften sich jedes Jahr über Zuwächse zwischen zehn bis 15 Prozent freuen. Dann jedoch kam der Einbruch, die Zah-len rutschten zweistellig nach unten. 2006 wurden nur noch 10.000 LKW auf den Fähren gezählt. Die Verkehrspolitik der umliegenden Staaten machte den beiden Betreibergesellschaften schwer zu schaf-fen. So schaffte Österreich Anfang 2004 die Ökopunkte ab, sodass Transitfahrten durch den Alpenstaat trotz der Maut wie-der attraktiv wurden. Wer das jeweils an-dere Bodenseeufer auf kürzestem Weg über die Straße erreichen will, muss bei Bregenz 15 bis 20 Kilometer über öster-reichisches Staatsgebiet fahren. Zuvor hatte die Schweiz die pauschale Schwerverkehrsabgabe PSVA durch die leistungsabhängige Variante LSVA er-setzt, die für alle Straßen des Alpenstaats abhängig von der Kilometerzahl bezahlt werden muss und außerdem Gesamtge-wicht und Fahrzeugemissionen berück-sichtigt. Außerdem wurden Ausnahme-genehmigungen für Grenzregionen abge-schafft. Wer grenznahe Städte wie Ror-schach oder St. Gallen erreichen wollte, musste in jedem Fall zusätzlich zur Fähr-gebühr in Höhe von rund 80 Euro auch die LSVA zahlen – vielen Speditionen und Transportunternehmen wurde die „schwimmende Brücke über den Boden-see“ zu teuer. Außerdem verlor manches Unternehmen infolge der daniederlie-genden Konjunktur Aufträge für die Ost-schweiz. „Vor wenigen Jahren nutzten wir ein- bis zweimal täglich die Fähre“, bestätigt Hans-Jörg Leinsle, Inhaber der gleichnamigen Spedition in Buchloe (All-gäu). „Heute fallen zwei bis drei Fahrten in der Woche an.“Wieder wettbewerbsfähig Mittlerweile hat sich der Wind jedoch ge-dreht. Sowohl Österreich als auch die Schweiz haben die LKW-Gebühren kräftig erhöht. So fordert Wien seit Anfang Juli durchschnittlich 26,9 Cent statt bisher 22,7 Cent pro Autobahnkilometer. Bereits 2005 hatte Bern die LSVA von umge-rechnet einem Cent pro Kilometer auf 1,6 Cent aufgestockt, ab 2008 sind sogar 1,8 Cent vorgesehen. „Die Bodenseefähren können im Preis wieder mithalten“, freut sich Weixler. Dazu mag auch die deutsche Autobahnmaut beigetragen haben. Wer ostschweizerische Destinationen nicht in festen Zeitfenstern anfahren muss, kann anstelle der A 7 (Ulm-Füs-sen) und A 96 (München-Lindau) auch die – allerdings sehr dicht befahrene – B 30 (Ulm-Friedrichshafen) nutzen. Am Südufer des Bodensees verbindet eine neue Autostraße Romanshorn direkt mit dem schweizerischen Autobahnnetz, sodass eine schnelle Fortsetzung der Fahrt möglich ist. Ansonsten hoffen BSB und SBS auf die neuen Lenk- und Ruhezeiten: Rund 45 Minuten dauert die Überfahrt – genauso lange muss ein LKW-Fahrer seine Fahrt nach spätestens 4,5 Stunden unterbrechen. Das macht die Fähren auch für überregionale Verkehre interessant. Mit Interesse vermerken die Betreiber, dass neuerdings auch tschechische Speditionen oder Branchenriesen wie Betz den Seeweg wählen. In jedem Fall verkürzen die Fähren den Landweg um rund 70 Kilometer - zusätzlich zu den Straßengebühren spart der Nutzer auch Treibstoffkosten. Dabei sind die Tarife, die sich an der Fahrzeuglänge orientieren, nahezu unverändert geblieben: Für einen 17 Meter langen Sattelzug werden 78,20 Euro berechnet, ein 19 Meter langer Zug ist mit 87,40 Euro dabei, Mehrfachnutzer können Rabatte in Form von Pauschalpreisen nutzen. Die frei verkäuflichen Mehrfahrtenkarten machen die Überfahrt um 18 bis 25 Prozent günstiger, Stammkunden können wesentlich mehr aushandeln. „Im Schnitt nehmen wir pro LKW 50 bis 55 Euro ein“, schätzt Weixler. Einschränkungen gibt es keine: Fahrzeuge mit Gefahrgut werden ebenso transportiert wie solche mit Überlänge; lediglich bei Schwer-transporten mit Polizeibegleitung empfiehlt der Fährchef vorherige Anmeldung. „Die Achslast sollte in diesen Fällen zwölf Tonnen nicht überschreiten.“ Auch längere Wartezeiten über eine Stunde sind selten und fallen nur dann an, wenn mehr als neun Züge gleichzeitig die Fähre nutzen wollen. Während der Rush-hour am späten Nachmittag kann dies schon mal vorkommen. In jedem Fall reicht die Zeit für die Zollverfahren. Auf deutscher Seite nehmen Schenker Logistics, auf der schweizerischen Seite die Speditionen Gerlach AG, Gondrand und Nordwest AG Verzollungen vor. Zollabfertigung in MinutenschnelleFür die eigentliche Zollabfertigung sind vier Beamte in Friedrichshafen und zwei in Romanshorn verantwortlich. Was an anderen Grenzübergängen zwei bis drei Stunden in Anspruch nimmt, wird in den Fährhäfen häufig in Minutenschnelle er-ledigt. Für viele Verkehrsunternehmen ist dies das stärkste Argument für den Seeweg. „Einfach, unkompliziert und schnell“, nennt Leinsle die Zollabfertigung. Und für Paul Gächter, Geschäftsführer der Asta AG im schweizerischen Arbon, sind die Fähren sogar „der schnellste Weg nach Deutschland“. Der Mann muss es wissen: Jeden Werktag fahren zwei bis drei LKW der Werkspedition über den See. ❙❚■ Stefan Bottler, freier JournalistHafeneinfahrt bei Konstanz am Bodensee: Vielen Speditionen wurden die „schwimmenden Brücken“ zu teuer, mittlerweile hat sich der Wind wieder gedrehtTrotz eines jährlichen Aufkommens von 70.000 LKW steht die Fähre Konstanz-Meersburg im Schatten des großen Bruders Friedrichshafen-Romanshorn. Vor allem Verkehrsunternehmen aus Oberschwaben und angrenzenden bayerischen Gebieten nutzen den zweiten Fährweg über den Bodensee für Fahrten in die Westschweiz. Die knapp 20-minütige Überfahrt kostet abhängig von der Fahrzeuglänge 15 bis 17 Euro pro LKW. Vielfahrer können Rabatte bis 30 Prozent in Anspruch nehmen. Die Stadtwerke Konstanz als Betreiberin hofft auf eine wachsende Nachfrage infolge der Lenk- und Ruhezeitenregelung. Auch eine 20-minütige Unterbrechung wird auf die gesamte Tour angerechnet.Betreibergesellschaften setzen auf die neuen Lenk- und RuhezeitenDank höherer LSVA in der Schweiz, der deutschen Autobahnmaut und neuen Lenk- und Ruhezeiten sind die Bodenseefähren wieder konkurrenzfähig.SChwimmende BrückenBSB und SBS setzen auf die Lenk- und Ruhezeiten: Fähre zwischen Meersburg und Konstanz„Schwyzerdütsch“: Kurse über den Bodensee

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