Stockholm/München. Der Nutzfahrzeug- und Maschinenbauer MAN kann seine Übernahmepläne für den schwedischen Konkurrenten Scania möglicherweise nur noch auf feindlichem Wege voranbringen. Dem Vernehmen nach haben die Gespräche mit dem schwedischen LKW-Hersteller und dem zweitgrößten Scania-Aktionär Investor AB bisher zu keinem Ergebnis geführt. MAN bleibt dabei, voraussichtlich noch in dieser Woche das offizielle Angebot für Scania vorlegen zu wollen. „Wir bewegen uns im Zeitplan“, sagte ein Unternehmenssprecher heute in München. Unterdessen hat die schwedische Finanzaufsicht ihre Ermittlungen gegen den zweitgrößten Scania-Aktionär Investor AB wegen Aktienkäufen bei dem schwedischen Lastwagenhersteller eingestellt. Ein Behördensprecher sagte in Stockholm, dass die zur schwedischen Wallenberg-Familie gehörende Holdinggesellschaft inzwischen von sich aus ein förmliches Verfahren bei der Aktienhandels-Aufsicht eingeleitet habe. Die Finanzinspektion war in der Vorwoche aktiv geworden, nachdem Investor beim Übernahmepoker mit dem deutschen Konkurrenten MAN die eigenen Scania- Stimmrechtsanteile von 19,3 auf 20,01 Prozent erhöht hatte. Zusammen mit weiteren Anteilen der Wallenberg-Gruppe ergab sich dabei ein Gesamtanteil von 30,6 Prozent. Dies schloss nach Meinung der Finanzinspektion die Möglichkeit ein, dass Investor das Ziel verfolgt habe, die vollständige Kontrolle über Scania zu übernehmen. Bis zum Wochenende wird derweil ein neues Übernahmeangebot von MAN für Scania in Stockholm erwartet. Die „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ hatte aus dem Scania-Umfeld berichtet, dass der Versuch eines einvernehmlichen Zusammenschlusses von MAN und Scania vorerst gescheitert sei. Sowohl das Management von Scania als auch Investor lehnten die Pläne des Münchner Unternehmens ab, hieß es. Die Vorstellungen beider Seiten lägen weit auseinander. Der MAN-Sprecher wollte dies nicht kommentieren, eine Scania-Sprecherin sagte lediglich: „Es ist in den letzten zwei Tagen nichts Dramatisches passiert.“ Bei Investor sagte ein Sprecher, man habe „Kontakte zu MAN etabliert. Nun müssen wir sehen, was dabei herauskommt.“ Auch der größte Scania-Aktionär Volkswagen lehnte eine Stellungnahme ab. Eine Sprecherin verwies auf die Beschlusslage bei VW, die noch bis zum 17. November, der VW-Aufsichtsratssitzung an diesem Freitag, weitergelte. VW hatte darin erklärt, eine einvernehmliche Lösung anzustreben, kein Gegenangebot für Scania zu unterstützen und die eigenen Scania-Aktien erst zur Verfügung zu stellen, wenn MAN dadurch 90 Prozent erreiche. „Mehr gibt es dazu nicht zu sagen“, sagte die Sprecherin. VW ist auch größter MAN-Aktionär und will in eine Nutzfahrzeug-Allianz zwischen MAN und Scania sein brasilianisches Lastwagen-Geschäft einbringen. Als größter Gegner der Übernahme gilt Scania-Chef Leif Östling, der das Vorhaben von MAN-Chef Håkan Samuelsson von Anfang an als feindlich bezeichnet hatte. Zuletzt hatten am Vortag auch schwedische Gewerkschafter Widerstand gegen die Übernahmepläne angekündigt und vereinbarte Job-Garantien bei MAN attackiert. In einem Schreiben erklärten alle bei Scania vertretenen Gewerkschaften, bei einem Festhalten an der bis 2012 geltenden und von der IG Metall ausgehandelten Beschäftigungsgarantie für 7000 MAN-Mitarbeiter werde man die Zustimmung zum Zusammengehen verweigern. Spekulationen zufolge steht Östling hinter dem Schritt der Gewerkschafter. (dpa)
Scania lehnt MAN-Angebot weiter ab
MAN steuert auf feindliche Übernahme des Konkurrenten zu: Gespräche mit Beteiligungsgesellschaft Investor offenbar ohne Erfolg