Nachwachsende Rohstoffe

Nachwachsende RohstoffeNeue Felder zum Blühen bringenNachwachsende Rohstoffe bedeuten neue logistische Herausforderungen. Zwei Beispiele machen deutlich, wie man ihnen begegnen und positive Ergebnisse erzielen kann.Rund 211 Milliarden Dollar wurden im vergangenen Jahr weltweit in „grüne Energien“ investiert. Dabei profitierten vor allem die Windparks. An zweiter Stelle folgte die Solarenergie, Platz drei belegte mit Investitionen von elf Milliarden Dollar die Energieerzeugung aus Biomasse und Abfällen, die in den letzten Jahre dynamisch gewachsen ist. Dabei ist das Geschäft „kein Zuckerlecken“, wie Manfred und Herbert Eichhorn wissen. Die Geschäftsführer der Eichhorn Transport- und Entsorgungs GmbH, Oberaurach, beschäftigen sich bereits seit 1984 damit, Bioabfälle zu verwerten. Aus dem Bereich des Schüttgut- und Entsorgungstransports kommend, begannen sie damals mit der Kompostierung von kommunalen Bioabfällen und gründeten die Eichhorn Kompost GmbH. Mittlerweile entsorgt Eichhorn mit mehreren Kompostieranlagen in der Unternehmensgruppierung in Süd- und Ostdeutschland Bioabfälle von über 1,5 Millionen Einwohnern zu Kompostdünger und Substratmischungen. Strom fürs Netz, Wärme für die GärtnereiAus dieser Art der Verwertung entstand die dritte und jüngste Sparte des Leistungsangebots – erneuerbare Energien – die „eng mit den anderen beiden verknüpft ist“, so Manfred Eichhorn. „Ein ausgereiftes Stoffstrom-Management von der Aufbereitung der Biomasse in den Kompostanlagen bis zur optimierten Logistik der Transporte gewährleistet, dass unsere Anlagen zur regenerativen Energieerzeugung kontinuierlich mit Input-Materialien versorgt werden“, erklärt er. So erzeugen die Bioabfälle aus der braunen Tonne durch Vergärung Methangas, aus dem man Strom gewinnt. Dieser wird ins öffentliche Netz eingespeist. Die Abwärme, die in der Anlage entsteht, geht an eine benachbarte Gärtnerei. „Sie heizt damit ihre Gewächshäuser und spart so bis zu 600.000 Liter Heizöl im Jahr“, führt Eichhorn aus, der das „Abfallprodukt“ Wärme vergünstigt zur Verfügung stellt. Die Vergärungsanlage wird von Eichhorn und weiteren Gesellschaften betrieben. Ausschlaggebend für die Betriebsgründung war unter anderem der optimale Standort, der es ermöglichte, aus regionalen Bioabfällen auf kurzem Weg regenerativen Strom und Wärme zu produzieren und somit den „Umweltgedanken“ zu stützen. Hinsichtlich der Kombination, aus Bioabfällen Strom und Wärme zu erzeugen, war die Anlage eine der ersten in Deutschland. Sie wird auch heute noch von Kommunen und Ingenieurbüros besucht, die sich dort Anregungen holen.Bonus durch Optimierung erhaltenUnd noch ein Partner muss bei dem Prozess mitspielen: die Kommune. „Die Stadt Bamberg und der Landkreis Bamberg unterstützen die Verarbeitung der Bioabfälle zu Strom und Wärme“, erzählt Eichhorn. Gerne würde das Unternehmen auch an den Standorten der anderen Kompostieranlagen in Thüringen und Sachsen-Anhalt Vergärungsanlagen installieren. Konkrete Planungen stehen zurzeit allerdings noch aus. Die zweite Vergärungsanlage in Kutzenberg, an der die Firma Eichhorn beteiligt ist, beliefert mit ihrer Abwärme das Bezirksklinikum Oberfranken. Diese Anlage wird mit landwirtschaftlichen Produkten beschickt. „Das Thema ist momentan schwierig“, charakterisiert Eichhorn die aktuelle Diskussion um die Nutzungskonkurrenz zwischen Nahrungsmittel und Energieerzeugung. Insgesamt erzielen die beiden Vergärungsanlagen eine Leistung von circa 2,0 MW Strom und 2,0 MW Wärme. Bei nachwachsenden Rohstoffen entfällt ein Großteil der Kosten auf die Erntelogistik, die aus Ernte, Transport und Einlagerung besteht. Etwa 50 Prozent der Arbeitszeit werden mit Transportieren verbracht, durchschnittlich 85 Prozent auf der Straße. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft hat festgestellt, dass sich Transportkostenanteile an den Substratkosten von über 30 Prozent ergeben können. Bei großen Entfernungen und nicht angepasster Transporttechnik können allein für die Transportkosten fast 50 Prozent des Bonus für nachwachsende Rohstoff aufgebraucht werden. Um diesen Faktor zu optimieren, werden in der Region Straubing unterschiedliche logistische Konzepte entwickelt. „Man konzentriert sich hier klar auf den Aspekt nachwachsende Rohstoffe und positioniert sich entsprechend“, erklärt Andreas Löffert, Geschäftsführer der Hafen Straubing-Sand GmbH und des Zweckverbandes Industriegebiet mit Donauhafen Straubing-Sand. Mit der Dachmarke „Straubing – Region der Nachwachsenden Rohstoffe“, dem Cluster Nachwachsende Rohstoffe und entsprechenden Kampagnen betreibt man eine strategische Ansiedlungspolitik, die bereits sichtbare Früchte trägt. So haben sich entlang der Donau schon einige industrielle Leitunternehmen etabliert. Neben einem Palletwerk und der ADM-Ölmühle errichtet derzeit die Süd-Chemie eine Demonstrationsanlage für Biokraftstoffe der 2. Generation im Straubinger Hafen. Vor allem seiner Kernkompetenz Biomassenlogistik verdankt der Donauhafen seine außergewöhnliche Entwicklung. Im dritten Jahr in Folge kann er zweistellige Zuwächse bei Schiff und Bahn verzeichnen. 2010 bilanzierte er bei den Schiffsgütern, die rund 15 Prozent im Modal Split ausmachen, ein Plus von über 24 Prozent auf insgesamt 609.000 Tonnen. Auf der Bahn wurde zuletzt ein Plus von 21 Prozent erzielt, was einem Umschlag von 305.000 Tonnen entspricht. Drei Viertel aller Schiffsumschläge liegen im Bereich der nachwachsenden Rohstoffe. „Wir schlagen mit 600.000 Tonnen mehr an Raps und Rapsschrot um, als in Bayern produziert wird“, so Löffert. Green Chemistry Belt geplantFür den Rohstoffwandel in der Industrie werden Millionen Tonnen von Biomasse benötigt. Für den Hafen Straubing bedeutet dies, sich auf neue logistische Herausforderungen einzustellen und Lösungen anzubieten. „Bei der Biomasse wie Stroh, Raps und Holz ist der Energiegehalt geringer als beim Erdöl. Das muss beim Aufbau der Logistikkette beachtetet werden“, erklärt Löffert. Er arbeitet mit daran, einen „Green Chemistry Belt“ aufzubauen: „Am Rhein entlang hat sich die chemische Industrie angesiedelt. Das haben wir auch an der Donau im Blick. Hier könnte sich ein Green Chemistry Belt entwickeln, also eine neue, grüne chemische Industrie niederlassen.“ Der Grundstein für die Entwicklung einer nachhaltigeren Rohstoffversorgung der Industrie ist gelegt. Auf der Donau kann ein guter Teil der Biomasse mit dem Binnenschiff transportiert werden – vor allem nach dem Donauausbau. Doch bevor dieses Kapitel aufgeschlagen wird, hat sich der Straubinger „Green Chemistry Belt“ sicher schon zum „Speckgürtel“ der Region entwickelt. ❙❚■ Birgit BauerEichhorn: Vom Transport über die Kompostierung zur VergärungKernkompetenz Biomasselogistik – der Hafen Straubing-Sand profitiert davonNachwachsende RohstoffeWind und wasser liegen vorne2009 wurden in Deutschland 93,5 TWh Strom aus erneuerbaren Energien gewonnen, das meiste aus Wind- und Wasserkraft. 2010 wurden gesamt 621,0 TWh Strom erzeugt, der regenerative Anteil lag bei 16,5 Prozent. Die geothermische Stromerzeugung ist aufgrund geringer Strommengen grafisch nicht dargestellt. bbDie Struktur der Strombereitstellung aus erneuerbaren Energien in Deutschland 2009

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