Mobile Learning

Mobile LearningIn Pausen lernenLKW-Fahrer sind immer unterwegs und für Schulungen schwer zu erreichen. Die Spedition Bode testet nun mit ihren LKW-Fahrern ein neues „Mobile- Learning-Konzept“.I m April 2011 ist es endlich so weit. Dann fällt bei der Spedition Bode in Reinfeld der Startschuss für den Praxistest eines neuen, innovativen Mobile-Learning-Konzepts für Berufskraftfahrer, der bis Ende Oktober 2011 laufen soll. Sechs Monate lang werden dann 28 LKW-Fahrer des mittelständischen Unternehmens Bode ein mobiles elektronisches Informations- und Lernprogramm in ihren Pausen testen, das derzeit noch entwickelt wird. So viel aber stehe jetzt schon fest, sagt Ferdal Özcelik, der das Projekt beim Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IAG) maßgeblich begleitet: „Wir wollen mit dem Praxistest ausloten, ob ,Mobile Learning“ künftig eine Möglichkeit sein könnte, Berufskraftfahrer in wichtigen Themen wie Arbeitsschutz und -sicherheit sowie Gesundheit weiterzubilden.“ Fahrer seien berufsbedingt nun einmal viel unterwegs und schwer zu erreichen, sagt Özcelik. Technologische Neuerungen in der Weiterbildung böten hier interessante neue Möglichkeiten, um Fahrer zu erreichen. Ziel sei es letztlich, sie dabei zu unterstützen „ihre Leistungsfähigkeit über alle Altersgrenzen hinweg zu erhalten“.Namhafte Projekt-InitiatorenInitiatoren des neuen Weiterbildungskonzepts für Berufskraftfahrer waren die Berufsgenossenschaft für Transport und Verkehrswirtschaft, das Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IAG) und die Fern-universität in Hagen. Ebenfalls am Projekt beteiligt sind aber auch die Daimler AG, die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) und der IT-Spezialist Handylearn-Projects. Koordiniert wird das Ganze von Wissenschaftlern der Fernuni Hagen. Warum sich die BG Verkehr das Thema auf die Fahnen geschrieben hat, liegt laut Andreas Patorra auf der Hand. „Projekt ist völlig ergebnisoffen“Patorra ist Abteilungsleiter im Geschäftsbereich Prävention bei der BG Verkehr in Hamburg: „Als gesetzlicher Unfallversicherungsträger sind wir natürlich sehr daran interessiert, das Thema Prävention auch Berufskraftfahrern erfolgreich näherzubringen“, sagt er. Trotzdem sei das Projekt „für die BG völlig ergebnisoffen“, betont der Abteilungsleiter. „Für uns ist es ein Erfolg, wenn wir dank des Projekts wissen, ob über diesen Lernweg Fahrer weitergebildet werden können.“Aufgabe der Berufsgenossenschaft in dem Projekt sei vor allem „der fachlich-inhaltliche Input“, erzählt Patorra. So wähle die Berufsgenossenschaft zum Beispiel die Themen im Bereich Arbeitsschutz aus, die aus ihrer Sicht im Sinne der Prävention für die LKW-Fahrer wertvoll sein könnten. „Stress- und Konfliktmanagement“, „Handlungstipps und Tricks im Alltag“ sowie „Älter werden und fit bleiben“ – hier sieht Andreas Patorra den größten Weiterbildungsbedarf. Entsprechende Inhalte für die Weiterbildungsmodule werde die BG Verkehr deshalb beisteuern.Und was sagen die LKW-Fahrer selbst zu der Initiative? Dieter Peter ist 59 Jahre alt und seit zehn Jahren bei der Spedition Bode als Fahrer tätig. Er freue sich darauf, sagt er. „Das Projekt ist eine tolle Sache.“ Auch dass sein Arbeitgeber das Ganze unterstütze, findet er „richtig gut“. Was Dieter Peter an dem Projekt am meisten interessiert? Ganz klar: „Es ist die Möglichkeit, sich weiterzubilden“, sagt er. „Wenn man immer alleine unterwegs ist“, bestehe schon mal die Gefahr „zu verblöden“, bringt er es flapsig auf den Punkt. Interessieren würden den 59-Jährigen vor allem gesetzliche Neuerungen, die Fahrer betreffen, aber auch das Thema gesunde Ernährung, sagt er.Fahrer Peter ist kein Einzelfall. Im Gegenteil. „Als wir unsere Mitarbeiter von dem Projekt über einen Aushang informierten, meldeten sich sofort 28 Fahrer, die mitmachen wollten“, erzählt Eckhard Bode, Seniorchef des Unternehmens. Einer habe sogar gesagt: „Endlich macht jemand etwas für uns.“ Deshalb fackelte der Mittelständler nicht lange und stellt für das Projekt nicht nur seine Fahrer an diversen Samstagmorgen ab, sondern spendiert ihnen bei jedem Treffen Frühstück und Mittagessen, erzählt er. Natürlich nicht ohne Eigennutz: „Zum einen will unsere Spedition dazu beitragen, die Sicherheit von Mensch und Material weiter zu verbessern“, sagt Bode. Zudem erhofft er sich durch die Weiterbildung „weniger Ausfallzeiten, aber auch einen Motivationsschub seiner Fahrer und unterm Strich eine erhöhte Kundenzufriedenheit“.Topthema der Fahrer: Gesunde ErnährungDoch noch ist es nicht so weit. „Das Projekt ist noch lange nicht abgeschlossen“, betont Projektreferent Özcelik. Gleichwohl ist viel erreicht. So hat der 35-Jährige in enger Abstimmung mit den Bode-Fahrern inzwischen die 16 Weiterbildungsthemen identifiziert, die aus ihrer, aber auch aus Sicht der anderen Projektpartner wie BG Verkehr für die Weiterbildung in Zukunft wichtig sind.Und da kam es durchaus zu Überraschungen: „Wir hätten zum Beispiel nicht damit gerechnet, dass sich die Fahrer für gesunde Ernährung so stark interessieren“, erzählt Özcelik. Auch die Themen „Stress- und Konfliktmanagement sowie Kommunikation“ hätten auf ihrer Agenda ganz oben gestanden und seien deshalb in der nun entwickelten Testversion des elektronischen Informations- und Lernprogramms für Berufskraftfahrer entsprechend berücksichtigt worden. Alles in allem umfasst das Informations- und Schulungspaket 16 Lernthemen und reicht von der gesunden Ernährung (älter werden + fit bleiben) bis hin zu Tipps und Tricks für den beruflichen Alltag. In Form von „drei- bis fünfminütigen Videoclips“ sollen diese Inhalte nun den Bode-Fahrern vermittelt werden, führt Özcelik aus. Weitere Funktionen seien diverse Internetfunktionen wie Chatroom, E-Mail, Forum und Wikipedia. Wie, steht auch schon fest: „Aus 41 mobilen Gerätetypen wählten die Fahrer UMTS-fähige Netbooks aus, die mit einem Server als Verteilerstation verbunden sind“, erzählt Özcelik. Kostenpunkt der Lösung pro Fahrer: rund 300 Euro – allerdings nicht für Eckhard Bode. Als kleines Dankeschön dürfen seine Fahrer die Geräte auch nach Abschluss des Projekts behalten.Für Unternehmer Bode steht deshalb jetzt schon fest: Er wird das mobile Lernkonzept auch nach dem Ende der Testphase ab Ende 2011 nutzen und ausbauen. Dann aber im Rahmen des eigenen Intranets, damit seine Fahrer firmenintern und untereinander online sein können. ❙❚■ Eva HassaArbeiten für das neue Projekt Hand in Hand: Ferdal Özcelik (IAG) und Bode-Fahrer Dieter PeterEngagiert sich für ihre Fahrer: Die Spedition Bode in ReinfeldDie schleswig-holsteinische Spedition Bode aus Reinfeld ist seit über 60 Jahren im nationalen und internationalen Güterverkehr tätig und wird in dritter Generation von Kai-Jörg Bode geführt. Das Unternehmen beschäftigt insgesamt 160 Mitarbeiter an fünf Betriebsstätten und setzt 65 eigene Fernverkehrs-LKW ein. Bode verfügt über 30.000 m2 Hallenfläche – inklusive temperaturgeführter Läger (2°bis 4°; 16-18° und -25° C) – mit mehr als 10.000 Hochregal-Palettenstellplätzen. Insgesamt verfügt das Unternehmen über rund 150.000 m2 Betriebsfläche mit eigener Werkstatt und Büros.Mobile Learning

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