Megahub Lehrte

Megahub Lehrte15 Jahre Warten haben ein EndeÜber den Bau des Megahubs Lehrte wurde endlos debattiert. Viele hielten es kaum mehr für möglich, doch jetzt soll die Umschlaganlage doch gebaut werden. Aber nicht alle potenziellen Nutzer zeigen Interesse.Am Ende war die Bekanntgabe des Baus nur eine Frage des Zeitpunkts: Am 9. Oktober teilte Enak Ferlemann, Staatssekretär beim Bundesverkehrsminister, in Lehrte mit, dass der seit 1997 geplante Megahub nun definitiv gebaut wird. Im Mai war bereits bekannt geworden, dass Bund und Bahn sich auf die Finanzierung der 100 Millionen Euro teuren Anlage verständigt haben. Unterm Strich muss die Bahn weniger als zehn Prozent beisteuern: Das brachte den Durchbruch für den 15 Jahre alten Dauerbrenner. Auch für die Beratungsgesellschaft Hacon, die den künftigen Megahub nochmals überprüft hat, heißt das Motto „Ende gut, alles gut“ – so Geschäftsführer Marian Gaidzik. „Der Bau kommt nicht zu spät“, ist der Verkehrsexperte überzeugt. „An Technik und Konzept des Megahubs besteht heute genauso großer Bedarf wie 1997.“ Gaidzik spielt auf den grundsätzlichen Unterschied zwischen Lehrte und anderen Terminals an: Im Megahub ist ein krangestützter Containerumschlag zwischen einzelnen Güterzügen vorgesehen, was Rangierarbeiten überflüssig macht und die Bildung von Ganzzügen erleichtert. Allenfalls ein Viertel der jährlich 130.000 Ladeeinheiten ist für Schiene-Straßen-Verkehre vorgesehen. „Mit Lehrte trägt die Bahn der wachsenden Nachfrage nach Ganzzügen Rechnung“, sagt auch Rainer Mertel, Geschäftsführer von Kombi-Consult.Trotz des vorliegenden Planfeststellungsbeschlusses ist es noch ein weiter Weg bis zur Eröffnung. Allein die Bauvorarbeiten werden sich bis Ende 2013 hinziehen, sodass vor 2014 niemand mit dem ersten Spatenstich rechnet. Das Hub selbst wird voraussichtlich Anfang 2016 in Betrieb gehen. Fest stehen die baulichen Details: Geplant sind sechs Umschlaggleise mit jeweils 700 Meter Länge, drei Portalkräne, eine umfangreiche Leit- und Sicherungstechnik sowie eine vollautomatische Sortieranlage, welche die Lademittel im Kombinierten Verkehr (KV) erkennen und verarbeiten kann. Gegenüber den ursprünglichen Plänen wirkt diese Variante wie eine Light-Ver-sion (siehe Kasten Seite 35). Für das Zurückrudern gibt es gute Gründe. Mit täglich 16 bis 24 Zügen rechnen die Verantwortlichen in der Anfangsphase. Das entspricht dem Aufkommen von mittelgroßen Duss-Terminals wie Basel, Frankfurt/Main oder Mannheim. Seehäfen zeigen kein InteresseDabei war der Megahub jahrelang als Gateway nicht nur für Kontinentalverkehre, sondern auch für Hinterlandverkehre der Nordseehäfen gehandelt worden. Genau die reagieren ausgesprochen kühl auf die Bauentscheidung. In den vergangenen 15 Jahren haben vor allem Hamburg und die bremischen Häfen massiv in ihre KV-Kapazitäten investiert. Hier rächt sich die Verspätung von Lehrte. Heute fahren täglich 45 Containerzüge Bremerhaven an oder verlassen die Hafenstadt. Die weitaus meisten werden in Hamburg-Maschen sortiert. An einem zusätzlichen Knotenpunkt ist der Hafen nicht interessiert. „Für die bremischen Häfen wird Lehrte nur eine geringe Entlastungs- und Entzerrungswirkung haben“, prognostiziert Holger Banik, Geschäftsführer von Bremenports. Ähnlich argumentiert Hamburg. Die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) hat in den letzten Jahren mit der Prager Eisenbahntochter Metrans intermodale Netzwerke in Mittel- und Westeuropa vorangetrieben. Dabei setzt man vor allem auf Direktzüge. Ein Hub im nur 150 Kilometer entfernten Hannover passt nicht in die aktuellen KV-Pläne der HHLA. Andere halten das Megahub-Konzept grundsätzlich für unvereinbar mit der KV-Logistik von Seehäfen. „Bei Containerverkehren von Bremerhaven oder Hamburg aus sind immer Verspätungen einzukalkulieren“, weiß Stefan Marx, Geschäftsführer der privaten Eisenbahngesellschaft Box-Xpress. „Mit den Ganzzugplänen für Lehrte ist das nicht in Einklang zu bringen.“Spediteure warten auf das MegahubDie Duss hofft, dass die Seehäfen das Potenzial von Lehrte noch entdecken werden. „Hamburg und Bremen warten einfach ab“, ist Geschäftsführer Wolfgang Müller überzeugt. Die Operateure zeigen mehr Interesse. Für Kombiverkehr eröffnet Lehrte die Option, Sendungsmengen für kontinentale Ziele zu bündeln, welche bislang nicht von Ganzzügen angefahren werden. „Standorte wie Nürnberg oder Augsburg erhalten über das Megahub schnelle und wirtschaftliche Zugverbindungen an das nationale Direktzugnetz“, ist Kombiverkehr-Chef Robert Breuhahn überzeugt. Die Kunden weiß der Operateur auf seiner Seite. Mit Lehrte können über ein Jahrzehnt alte KV-Defizite beseitigt werden, gibt Lutz Gimbel zu bedenken. „Das Megahub muss wieder Nachtsprung-Verbindungen nach München, Nürnberg oder Stuttgart ermöglichen“, sagt der Prokurist der Spedition Köster & Hapke in Sehnde. „Seit dem Jahr 2000 schlagen wir Verkehre ab Hannover ausschließlich über die Straße um.“ Von Linden, dem derzeitigen Duss-Terminal für Hannover, gehen derzeit Richtung Süden fast ausschließlich Italien-Verkehre ab. Das stört auch Dirk Stadler. „Von den Hellmann-Zügen einmal abgesehen gibt es derzeit keine täglichen KV-Verbindungen von Niedersachsen nach Süddeutschland“, sagt der Fuhrparkleiter der Spedition Krage in Hannover. „Wir würden solche Angebote sofort nutzen.“ ❙❚■ Stefan Bottler, freier JournalistNeben den Gleisanlagen soll das Megahub Lehrte entstehen. Im Hintergrund das Güterverkehrszentrum Hannover-LehrteSchwerpunktMegahub LehrteVon zehn auf drei KräneDer Standort ist wie geschaffen für ein großes Logistikterminal: In Lehrte kreuzen Schienenanbindungen aus allen Himmelsrichtungen sowie die stark frequentierten Autobahnen A 2 und A 7. An das künftige Hub grenzt ein 4,6 Hektar großes Güterverkehrszentrum (GVZ) an, das noch viele freie Flächen hat. Dass sich der Beschluss über den Bau des Megahubs 15 Jahre hinzog, hatte im Wesentlichen zwei Gründe: Bund und Deutsche Bahn konnten sich nicht auf die Finanzierung einigen. Außerdem wurde lange Zeit die Wirtschaftlichkeit hinterfragt. Die technischen Investitionen rechnen sich nur mit einem entsprechenden Transportaufkommen, das für Lehrte anfangs völlig überschätzt wurde. 1997 plante die Bahn zwei Baustufen. Die erste sah sechs Kräne mit sechs Umschlaggleisen, die zweite weitere vier Kräne mit sechs Abstellgleisen vor. Jetzt werden lediglich drei Kräne für sechs Umschlaggleise gebaut. Lehrte löst die vorhandene Duss-Anlage Hannover-Linden ab. Das 1969 errichtete Terminal wird vor allem von regionalen Automotive - Zulieferern genutzt und schafft maximal 40.000 Ladeeinheiten im Jahr, was nicht einmal einem Drittel der geplanten Lehrte-Kapazität (130.000 Einheiten) entspricht. botIdeale Verkehrslage in Lehrte

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