München/Stockholm. Das am Donnerstag vorgelegte offizielle Übernahmeangebot für den schwedischen LKW-Bauer hat weiterhin ein Volumen von rund 10,3 Milliarden Euro. Da MAN eine Annahmequote von 90 Prozent anstrebt, hat das Angebot schon angesichts der Ablehnung durch den zweitgrößten Aktionär Investor AB derzeit keine Aussicht auf Erfolg. Die Annahmefrist für das Angebot von MAN beginnt am 20. November und endet am 11. Dezember 2006. MAN behält sich aber vor, die Frist zu verlängern. Die Entscheidung der EU-Kommission über die Zulässigkeit der geplanten Übernahme, mit der MAN zum größten Lastwagenhersteller Europas aufsteigen will, wird für 6. Dezember erwartet. Pro Scania-Papier bietet der Münchner Konzern weiter 475 schwedische Kronen oder 51,29 Euro und damit insgesamt rund 10,3 Milliarden Euro. MAN will den Übernahmepreis zu rund 80 Prozent in bar und zu 20 Prozent in eigenen Aktien begleichen. Bei vollständiger Annahme würden die bisherigen Scania-Anteilseigner 15,36 Prozent an MAN halten. Scania und Investor lehnten das Angebot als unzureichend ab. MAN-Chef Håkan Samuelsson unterstrich abermals die Markt- und Wachstumschancen beider Nutzfahrzeughersteller bei einem Zusammenschluss. Das industrielle Konzept der Übernahme habe breite Unterstützung, sowohl von den Aktionären beider Unternehmen als auch von unabhängigen Analysten und Branchenvertretern, sagte MAN-Chef Håkan Samuelsson. Alle bisherigen Versuche, sich mit dem Management des schwedischen LKW-Herstellers und dem Aktionär Investor zu einigen, sind fehlgeschlagen. Noch aber hofft der Münchner Konzern darauf, sich gütlich mit Scania und Investor einigen zu können. Mit dem Angebot werde den Aktionären ein 50-prozentiger Bonus im Verhältnis zum früheren Scania-Aktienkurs vor Bekanntgabe der Offerte geboten, hieß es. Investor, eine Finanzholding, die von der Wallenberg-Familie kontrolliert wird, hält nach einer Aufstockung 20,01 Prozent an Scania. Zusammen mit Anteilen der Wallenberg-Familie ergeben sich 30,6 Prozent. Größter Scania-Aktionär ist VW mit 34 Prozent der Stimmrechte und 18,7 Prozent des Kapitals. Volkswagen will eine starke Stellung in einem fusionierten Konzern, in den auch Teile des eigenen Nutzfahrzeuggeschäfts eingebracht werden könnten. Bereits seit Bekanntgabe des Angebotes im September hatte es immer wieder Spekulationen über eine mögliche Gegenofferte von Scania für MAN gegeben. Dazu sagte Investor-Sprecher Lindgren: „Jeden Tag gibt es neue Gerüchte. Wir sind immer für alle Optionen offen gewesen, und das gilt auch jetzt.“ Im Umfeld der von der Familie Wallenberg kontrollierten Finanzholding wurde diese Möglichkeit teils als „nicht ganz unlogisch eingestuft, weil Scania der produktivere und ertragreichere Partner im Verhältnis zu MAN sei. In anderen Branchenkreisen hieß es dagegen: „Seit Wochen wird das erzählt, aber es gibt überhaupt keine Fakten dazu.“ Als entscheidend für den weiteren Fortgang des Übernahmepokers gilt eine Aufsichtsratssitzung des größten Scania-Aktionärs Volkswagen an diesem Freitag. VW hatte erklärt, eine einvernehmliche Lösung anzustreben, kein Gegenangebot für Scania zu unterstützen und die eigenen Scania-Aktien erst zur Verfügung zu stellen, wenn MAN dadurch 90 Prozent erreiche. Am Donnerstag wollte sich der Autobauer nicht zu den aktuellen Entwicklungen äußern. In Stockholm herrschte derweil Unsicherheit über die Pläne von VW. „Wir haben wirklich keine Ahnung, was bei VW laufen soll. Es ist eine komplizierte Situation“, verlautete aus unternehmensnahen Kreisen.
MAN legt offizielles Scania-Angebot vor - Gegenwehr aus Schweden
MAN lässt sich bei seinen Übernahmeplänen für Scania auch durch den massiven Widerstand aus Schweden nicht zu einem höheren Preis drängen.