Frankfurt. Bei einer Niederlage im Streit um das geplante Nachtflugverbot am Frankfurter Flughafen will die Lufthansa-Frachttochter Cargo stärker in Leipzig und München wachsen. „Erhalten wir so viele Ausnahmegenehmigungen vom Nachtflugverbot, wie wir benötigen, werden wir in Frankfurt in ein neues Logistikzentrum in der Cargocity Nord investieren“, sagte Lufthansa-Cargo-Chef Carsten Spohr. Ansonsten finde die Expansion woanders statt. „Entweder in Leipzig, wo wir mit unserem Partner DHL bereits auf eine kritische Masse kommen, oder in München, wo die Frachtkapazität vieler Passagierflüge zusammenkommt.“ Eine Verlagerung des wichtigsten Drehkreuzes Frankfurt an einen anderen Flughafen schließt Spohr allerdings auch für den Fall aus, dass Lufthansa Cargo die Nachtflüge vor Gericht nicht durchsetzen kann. „Niemand bei uns denkt darüber nach, alle 19 Frachtflugzeuge nach Leipzig oder München zu verlagern.“ Ohne eine ausreichende Zahl von Nachtflügen würde sich das Wachstum in Frankfurt allerdings automatisch begrenzen, die anderen Standorte würden dann schneller wachsen. „Und je weniger wir in Frankfurt wachsen, desto weniger brauchen wir dort ein neues Frachtzentrum“, sagte Spohr. Lufthansa Cargo hat bereits seit längerem Pläne für ein neues Frachtterminal in der Schublade. Dieses soll den alten, 60.000 Quadratmeter großen Bau ersetzen. Der Lufthansa-Konzern fordert für sich alleine 42 Nachtflüge. Genehmigt sind nach bisherigem Stand nur 17 für alle Fluggesellschaften zusammen. „Das bringt uns nicht die Planungssicherheit, die wir für eine solche Investition brauchen, die sich sicher auf 200 bis 300 Millionen Euro beläuft“, sagte Spohr. Lufthansa Cargo wolle das System mit dem Hauptdrehkreuz Frankfurt nach Möglichkeit beibehalten und ausbauen. „Luftfracht wächst mit vier bis fünf Prozent pro Jahr, und wir wollen mindestens mit dem Markt wachsen“ sagte der Vorstandschef. Dies bedeute allerdings, dass auch Frankfurt beim Frachtvolumen so stark zulegen müsse. „Dafür brauchen wir Umschlagkapazitäten, aber auch entsprechende Flugzeugbewegungen.“ Trotz der Zurückhaltung will das Unternehmen an diesem Mittwoch zusammen mit dem Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport und dem Investor Ardi Goldman den Startschuss für den Bau des Lufthansa Cargo Service Centers im Süden des Flughafens geben. Mit 20.000 Quadratmetern erweitert es die Hallenfläche der Lufthansa Cargo in Frankfurt um ein Drittel. (dpa)
LH Cargo: Nachtflugverbot hemmt Investition in Fraport
Ohne Nachtflüge will die Frachttochter der Lufthansa sich weg von Frankfurt nach Leipzig und München orientieren