Kommt automatisch in die Gänge

Fahrbericht Fiat Fiorino Benziner Kurz und gut – diesem Motto des neuen Fiat Fiorino entspricht auch seine Preisliste. Genau zwei Motoren stehen zur Wahl, Diesel und Benziner. Letzterer kostet glatt 1100 Euro netto weniger und könnte in dieser Klasse vielen genügen. Generell ist das Basismodell für 9750 Euro ein faires Angebot für soviel Auto. Und für die Ersparnis zum Diesel bekommt man ziemlich exakt die einzige Ausstattungsvariante SX, die dann Beifahrerairbag, Schiebetür, zahlreiche elektrische Helfer und 15-Zoll-Bereifung enthält. Wie auch immer, das von PSA stammende, bewährte Acht-Ventil-Otto-Aggregat wirkt beim Durchzug zwar ziemlich flügellahm und dem 1,3-Liter-Multijet weit unterlegen. Dafür tritt er ganz munter an und dreht freudig bis über 5000 Touren – ohne dabei akustisch zu aufdringlich zu werden. Doch nicht nur die gelegentlichen Drehzahlorgien dürften dazu beitragen, dass der Hersteller selbst einen recht üppigen Mix-Verbrauch von 6,9 l/100 km angibt, fast zweieinhalb Liter mehr als der Diesel. Immerhin: Beim Serviceintervall herrscht mit je 30.000 km pari zwischen Otto und Diesel. Wer gedenkt, den Kleinen trotz hoppeligem Fahrwerk auch mal auf große Fahrt zu nehmen, an Bord die 500 Kilo Nutzlast, der kommt am Multijet-Motor nicht vorbei. Der Benziner hat mit der 130-km/h-Marke schon zu kämpfen, VMAX von 157 km/h sind eher Theorie. Und wer auf die gerade auf dem Genfer Salon vorgestellte, frech gestylte Panorama-Version peilt, wird sich ohnehin einen Leistungszuschlag wünschen: Mit VTG-Lader leistet der 1,3-Multijet im Doblò schon 85 PS und stemmt 200 Nm Drehmoment. Den Fiorino soll sich übrigens ein Trupp von VWN-Leuten unter Leitung von Nfz-Chef Stephan Schaller ganz genau angeschaut haben. Gibt's bald einen Caddy Mini? jr Kommt automatisch in die GängeAuch Fiat zieht mit einem automatisierten Schaltgetriebe für den Ducato nach. Das bewies bei der ersten Tour die große Erfahrung, die die Marke mit dem Thema hat. Außerdem neu und von der VR kurz gekippt: ein Dreiseitenkipper von Bley.Man kann fast von einem Trend sprechen: Nach VW mit der Shiftmatic im Crafter und den Quickshifts in den Renault-Vans und deren baugleichen Opel-Nissan-Pendants sowie der "Agile"-Box im Iveco Daily wartet nun Fiat mit einer automatisierten Schaltung im Ducato auf. Klar, bei der Zahl an Wohnmobilkunden darf man bei diesem Komfortthema nicht passen. Und weil die als leistungshungrig gelten, gibt es "Comfort-Matic" auch nur mit 160-PS-Diesel – für stolze 1500 Euro Netto-Schaltzulage. Anders als man gedacht hätte, bedient sich Fiat nicht beim Konzerngeschwister Daily und dessen leidlich überzeugender, weil von Iveco zu sportiv abgestimmter "Agile"-Box. Man legt einen eigenen "Automaten" auf, in den aber die große Erfahrung von Fiat bei diesem Thema einfließt. Pate standen also die Äquivalente in den PKW, bei Alfa als Selespeed, bei Fiat als Dualogic bezeichnet – so genannte sequenzielle Schaltungen. Die Box im Ducato macht ihrem Namen alle Ehre: Die Gänge flutschen nach Einlegen der – etwas ungewohnt – mittig befindlichen Fahrstufe flüssig und zügig, ohne den Fahrer nach Art der alten "Sprint-shift" von Mercedes jeden Schaltwechsel abnicken zu lassen. Die Schaltpunkte liegen zwischen 2000 und 2500 Touren, gut für Verbrauch und Geräuschkulisse. Bestens stimulieren lassen sich Schaltwechsel: Entweder per – kaum spürbarem – Kick-down, falls die enorme Durchzugskraft des 160-PS-Common-Rail-Turbodiesel nicht reichen sollte. Oder auf der anderen Seite hochschalten durch leichtes Anlegen des Gaspedals. Schaltvorgänge lassen sich blockieren, indem man schnell vom Gas geht, etwa wenn Motorbremskraft gefragt ist ("Fast Off Detection"). Wobei der Schaltroboter in der City nie höher als Stufe Vier aus Sechs einlegt, was knapp unter 2000 Touren bei 60 km/h entspricht. Eine Kriechfunktion wie bei Renault gibt's nicht, doch auch so lässt sich der "automatisierte" Ducato zentimetergenau rangieren. Den Manuell-Modus vergisst man schnell – und die dezent sortierende Automatik auch. Technik ist eben dann am besten, wenn sie gar nicht auffällt. ❙❚■ Johannes Reichel Neu auf dem Genfer Salon: Fiorino Panorama

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