Interview der Woche

Frank Idengeboren 1966. Iden hatte diverse Management-Positionen inne, etwa bei TNT Express oder Deutsche Post DHL, bevor er Geschäftsführer der Prime-Mail wurde. Seit 2011 ist er Deutschland-Chef der Hermes Logistik Gruppe.Nachgefragt beiInterview der WocheSchafft Hermes jetzt das Boten-Modell ab?Sie sind seit Oktober 2011 Vorsitzender der Geschäftsführung der Hermes Logistik Gruppe – mitten in einer Zeit, in der Ihre Firma wegen ihres Umgangs mit ihren Subunternehmern massiv kritisiert wurde.Es mag angenehmere Zeitpunkte geben, um die Führung einer Firma zu übernehmen, aber wir konnten die kritisierten Aspekte ja einordnen. Zudem haben wir uns in den letzten Monaten aktiv mit den Beschäftigungsverhältnissen auf der letzten Meile auseinandergesetzt. Dafür sprachen wir mit Unterstützung der Beratungsfirma Systain mit Hunderten Zustellern und initiierten eine schriftliche Vollbefragung bei unseren 450 Generalunternehmern mit ihren bis zu 13.000 Beschäftigten. Besonders erfreulich finde ich die Rücklaufquote von 97 Prozent. Gibt es laut dieser Studie eine systematische Ausbeutung der Hermes-Boten? Nein, natürlich gibt es die nicht. 70 Prozent der Befragten vergaben für ihre Zufriedenheit mit der Arbeit Schulnoten von 1 bis 3. Zudem würden 60 Prozent den Job Freunden empfehlen. Das zeigt: Die Arbeit mit und für uns kann nicht so schlecht sein. Uns wurden aber über 100 Fälle sogenannter Sub-Sub-Arbeitsverhältnisse bekannt. Diese sind zwar völlig legal, wir lehnen sie aber ab, weil sich Beschäftigungsketten dadurch kaum mehr nachvollziehen lassen. Also müssen sie beendet werden. Ab welcher Entgelthöhe für Ihre Boten ist die Dumping-Grenze für Sie überschritten?Sittenwidrig sind Entgelte, die ein Drittel unter dem ortsüblichen Branchenlohn liegen. Nach unserer Umfrage verdienen die meisten der im Hermes-Auftrag tätigen Zusteller zwischen 7 und 8 Euro. Unter 7 Euro halten wir für kritisch und streben folglich ein Monatsentgelt von 1300 Euro brutto an. Was tun Sie darüber hinaus, um die monierten Missstände zu beheben?Ganz ausschließen lassen sich Einzelfälle nie, wenn man mit Partnern zusammenarbeitet. Wir haben aber einen Ombudsmann eingesetzt, an den sich die Zusteller anonym und vertraulich wenden können. Zudem entwickelten wir einen Verhaltenskodex mit verbindlichen Sozialstandards, an den sich unsere Generalunternehmer halten müssen. Geprüft wird das mittels eines Zertifizierungsverfahrens der SGS-TÜV Saar, das künftig alle Generalbetriebe durchlaufen. Stellen wir Verstöße gegen Gesetze oder unseren Verhaltenskodex fest und keinen nachprüfbaren Veränderungswillen, trennen wir uns sofort von diesen Firmen. Hermes ist aktuell in vier Städten selbst als Generalunternehmer tätig. Schafft Hermes jetzt das Boten-Modell ab?Natürlich nicht. Schließlich ist es ein Erfolgsmodell, das bundesweit viele Arbeitsplätze schafft. Wir treten in München, Dresden, Köln und Düsseldorf nur deshalb als Generalunternehmen auf, weil wir die Organisation weiter optimieren wollen. Eigene Erfahrungen helfen da enorm. Eine Erkenntnis war: Wir müssen die Tourengebiete für unsere Boten sinnvoller zuschneiden. Auch durch eine bessere Vorsortierung der Pakete können wir diese entlasten. ❚■ Eva HassaHermes Logistik Gruppe Die Hermes Logistik Gruppe, Tochter der Otto Group, ist im Paketgeschäft groß geworden und bietet mittlerweile entlang der Handels-Wertschöpfungskette alle Services. Der Umsatz stieg 2011 um 4,7 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro. Zum Umsatz in Deutschland macht das Unternehmen keine Angaben. Derweil halten die Vorwürfe seitens Verdi gegen Hermes wegen angeblicher Dumping-Entgelte für die eingesetzten Boten weiter an. ehum was es geht

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