Hochregallager aus Holz

Hochregallager aus HolzEin Herz aus HolzKaufmann Bausysteme baut Hochregallager aus Holz statt aus Stahl. Bedenken bei den Themen Brandschutz und Belastbarkeit hält das österreichische Unternehmen für unbegründet. Etwa 27 Meter ragt das Hochregal-lager der Offsetdruckerei Schwarzach in den österreichischen Himmel. Doch nicht etwa die Höhe ist das Ungewöhnliche an der Lagerkonstruktion, sondern der Baustoff. Denn sie besteht aus Fichtenholz und nicht wie üblich aus Stahl. Das Hochregallager ist damit laut dem verantwortlichen Generalunternehmer Kaufmann Bausysteme das höchste Lager aus Holz. Nur eine Handvoll ähnlicher, jedoch kleinerer Projekte gibt es bisher.Das Lager in Schwarzach ist 56 Meter lang, 23 Meter breit und hat eine Kapazität von 10.450 Palettenstellplätzen, die auf 16 Ebenen verteilt sind. Auf den Paletten wird seit Juni 2010 verpackte Fertigware gelagert. Insgesamt hat das Unternehmen rund sieben Millionen Euro für das Projekt vom Bau bis hin zur Intralogistik ausgegeben. „Am Ende hat es vom Preis her keinen Unterschied gemacht, ob wir das Lager nun aus Stahl oder Holz gebaut hätten“, sagt Eduard Fischer, Geschäftsführer Verkauf & Marketing bei der Offsetdruckerei Schwarzach. Der Preis der beiden Rohstoffe habe in der Planungs- und Bauphase so stark geschwankt, dass es sich am Ende die Waage gehalten hätte. Holzkonstruktion nicht immer teurerEinen generellen Vor- oder Nachteil beim Preis hat Holz im Vergleich zum Stahl nicht. „Wenn der Palettenstellplatz Gewichte über 1000 Kilogramm tragen muss, ist eine Konstruktion aus Holz im Normalfall billiger“, erläutert Christian Kaufmann von Kaufmann Bausysteme. Ansonsten sei ein Vergleich angesichts der schwankenden Stahlpreise schwierig. Wenn der Stahlpreis niedrig ist, kostet ein vergleichbares Lager aus Holz etwa 15 Prozent mehr. „Viele sind inzwischen aber aus ökologischen Gründen bereit, ein paar Prozent mehr in ein grünes Lager zu investieren“, fügt Kaufmann hinzu. Das war auch bei der Offsetdruckerei der Fall. „Ein Lager aus Holz statt aus Stahl passt zum ökologischen Konzept unseres Unternehmens“, begründet Fischer die Entscheidung für den unüblichen Baustoff. Für das Lager wurden rund 800 Kubikmeter Fichtenholz aus der Region verbaut. „Durch dieses Material haben wir im Vergleich zum Stahl den Ausstoß von 800 Kubikmetern CO2 gespart“, sagt Fischer. Größerer Wettbewerb bei Stahlregalen Einen dagegen rein praktischen Grund, sich für den Baustoff Holz zu entscheiden, hatte der Salzproduzent Salinen Austria in Ebensee, Österreich. Da das Salz den Stahl angreift, kam dieser für die Konstruktion nicht in Frage. Deshalb wurden hier im Gegensatz zum Lager der Offsetdruckerei Schwarzach nicht nur die Regalsteher aus Holz angefertigt, sondern auch die Querträger und deren Verbindungen. „Für Salinen mussten wir in aufwendiger Arbeit alle statischen Details selbst entwickeln und anfertigen“, berichtet Regalbauer Kaufmann. Deshalb sei das Projekt etwas teurer geworden, da keine vorgefertigten Stahlprodukte verwendet werden konnten, die stangenweise erhältlich sind. In der größeren Zahl der Anbieter und der damit verbundenen Preisvielfalt sieht deshalb auch Ralf Hoffmann, Pressesprecher des auf Logistikprojekte spezialisierten Beratungsunternehmens Miebach Consulting, den Vorteil von Stahlkonstruktionen.Ob ein Holzregal auch für die mit strengeren Auflagen behaftete Lagerung von Lebensmitteln zulässig ist, kann Kaufmann nicht sagen. „Ein entsprechendes Projekt haben wir bisher noch nicht betreut“, sagt er. Er könne sich aber vorstellen, dass durch eine entsprechende Beschichtung eine Verbreitung von Keimen im Holz verhindert werden könne.Auch die Bedenken, dass ein Holzregal die Brandschutzauflagen nicht erfüllt, kann Kaufmann aus dem Weg räumen. „Ein Regal aus Stahl deformiert sich im Gegensatz zu Holz im Brandfall durch die Hitze“, erläutert er. „Stahl ist bei Feuer unberechenbar. Bei Holzkonstruktionen kann die Feuerwehr dagegen wesentlich besser einschätzen, wie es sich im Brandfall verhält und wann es in sich zusammenfällt“, ergänzt er. Bei Holz sei eine Hitzebeständigkeit von bis zu 60 Minuten erreichbar. Das Thema Feuchtigkeit hält Kaufmann ebenfalls für unproblematisch. Der Feuchtigkeitsgehalt des Holzes gehe nach der Fertigstellung des Regals zurück, durch eine ständige Klimatisierung der Halle könne kein Schimmel oder Fäulnis entstehen. Auch bei der Belastbarkeit muss das Holzregal den Vergleich mit dem Baustoff Stahl nicht scheuen. Bei einer höheren Traglast sei ein Holzregal sogar stabiler, betont Kaufmann. Dagegen liegt die technische Grenze des Holzregallagers bei einer Höhe von 30 Metern, während es wesentlich höhere Stahlregallager gibt.Generell müssen laut dem Entwickler für Intralogistiksysteme LTW Intralogistics bei Regalbediengeräten (RBG) in Verbindung mit Regalen in Holzbauweise keine Besonderheiten beachtet werden. Bei der Offsetdruckerei Schwarzach kommen beispielsweise drei ganggebundene Regalbediengeräte mit LTW-Shuttletechnik zum Einsatz, die die mehrfachtiefen Kanäle im Regal bedienen. Bei Salinen Austria waren hingegen aufgrund sehr hoher Korrosionsschutzanforderungen spezielle Adaptierungen nötig: Für den Warenfluss sorgen sechs feuerverzinkte und zusätzlich dreifach beschichtete LTW-Regalbediengeräte. Auf den Einsatz von Aluminium wurde gänzlich verzichtet – so sind zum Beispiel die Wartungsleitern an den Regalbediengeräten aus Holz. Zusätzlich ist die Schleifleitung zur Stromversorgung der RBG zum Schutz gegen herabfallendes Salz mit speziellen Abdeckungen versehen.Ob Regale aus Holz im Markt eine Zukunft haben, ist bisher nur schwer abzuschätzen. „Wenn es mehr Anbieter und damit mehr Wettbewerb auf dem Markt gibt, kann ich mir vorstellen, dass das Thema Perspektive hat“, prognostiziert Hoffmann von Miebach Consulting. ❙❚■ Annika BinderKomplett aus Holz: ZumKorrosionsschutz bestehen sogar die Verbindungen aus dem BaustoffDas Lager von Salinen Austria ist 25 Meter hoch und hat 11.300 PalettenstellplätzeHochregallager aus Holz

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