Gemietete Gabeln

Gemietete Gabeln Immer mehr Spediteure mieten oder leasen ihre Gabelstapler. Welche Lösungen die Hersteller von Flurförderfahrzeugen bieten.Fast alle Hersteller von Flurförder-fahrzeugen (FFZ) bieten neben dem Verkauf ihrer Produkte mittlerweile auch interessante Miet- und Leasingkonzepte, die sich aus einem Standardprogramm exakt auf die Anforderungen eines Spediteurs zuschneidern lassen. Kein Wunder, dass Logistikunternehmen wie die Fiege-Gruppe in Greven (s. Kasten auf Seite 31) verstärkt auf solche Lösungen setzen, wie die Anbieter von Flurförderfahrzeugen feststellen. 30 bis 50 Prozent ihres Umsatzes machen einige Anbieter inzwischen mit diesen alternativen Finanzierungslösungen, obwohl Miete und Leasing grundsätzlich immer teurer sind als Neukauf. Andererseits kann ein Unternehmer in Deutschland seine Leasing- und Mietkosten als Betriebsausgaben steuerlich absetzen. Außerdem muss er seinen Stapler nicht in der Bilanz ausweisen und abschreiben. Das entlastet nicht nur seine Bilanzen, sondern hilft, Steuern zu sparen. Der Kauf eines Flurförderfahrzeugs bedeutet hingegen immer die Bindung von Eigen- oder Fremdkapital sowie eine Bilanzierung mit Abschreibung. Zum Vergleich: Einen gekauften, bilanzierten und über acht Jahre abzuschreibender Stapler kann ein Spediteur zum Beispiel jährlich mit 12,5 Prozent der Anschaffungskosten steuermindernd ansetzen. Bei einem Leasing- oder Mietvertrag über fünf Jahre liegt dagegen seine jährliche Steuerminderung für den gleichen Stapler dagegen bei fast 25 Prozent der „Anschaffungskosten“.Neuer Service: Stapler mit Fahrer mietenGrundsätzlich muss im Flurförderfahrzeugbereich zwischen Angeboten für Kurzzeitmiete und Langzeitmiete unterschieden werden. Größter Vorteil der Kurzzeitmiete: Bei ungeplanten Auftragsspitzen können Spediteure ihren Bedarf flexibel kurzfristig decken. So können Stapler mittlerweile sogar auf Stunden-basis, für Tage oder Wochen gemietet werden. Ob mit oder ohne Fahrer, zu Festraten oder zu Staffelpreisen. Am häufigsten setzen Spediteure aber auf „Langzeitmiete“. Darunter fallen alle Mietservices, die ab einem Zeitraum von 24 Monaten gemietet werden. In diesem Segment erwirtschaften die Flurförderfahrzeuganbieter nach wie vor ihre höchsten Umsätze. Kein Wunder, dass sie in den letzten Jahren dafür eigene Finanzierungsgesellschaften gegründet oder enger an sich gebunden haben, zum Beispiel Toyota, Duisburg, mit der Toyota Kreditbank und Toyota Leasing, Jungheinrich mit der Financial Services oder Linde Material Handling, Aschaffenburg, mit der Linde Leasing. Grund dafür sei, so Georg Silbermann, Mitglied der Geschäftsführung der Linde Material Handling: „Kunden wünschen sich Produkte und Services aus einer Hand“, sagt er. „Herstellergebundene Finanzierungsgesellschaften können damit individuelle Lösungen anbieten, die auf den Einsatz abgestimmt sind.“Und diese Lösungen umfassen inzwi-schen längst mehr als den Ratenkauf eines Staplers. Rund 20 Prozent der Lebenszykluskosten eines Flurförderfahrzeugs sind Betriebskosten – von der Wartung über die Verschleißteile bis zur Energie. So sind bei den Finanzierungsgeschäften auch service- und einsatzbezogene Dienstleistungen gefragt. Sie sichern mit vorhersehbaren, fest kalkulierbaren Kosten die Einsatzbereitschaft der Hilfsmittel und halten sie auf dem aktuellen Stand der Technik.Zusätzlich bieten inzwischen alle namhaften Hersteller Komplettangebote, die auch Service und Wartung umfassen. „Unternehmen gliedern zunehmend Bereiche, die nicht zum Kerngeschäft gehören, aus. Dazu zählen Bereiche wie die innerbetriebliche Logistik, Werkstätten und Flottenmanagementaufgaben“, sagt Andreas Urbanski, Geschäftsführer von Jungheinrich Financial Services. „In diesen Fällen greifen Kunden auf die Kompetenz der Hersteller zurück und wählen Lösungen, die die Betreiberkosten optimieren und ‚Leerkosten’ vermeiden.“Mit so genannten Rental-P aketen binden die großen Anbieter wie Linde neben der Finanzierung oft auch den kompletten Wartungs- und Reparaturservice mit festen All-in-Raten ein. Ein offenbar begehrtes Angebot. „Der Anteil von Verträgen in der Variante ‚Leasing’ ist seit Jahren leicht rückläufig“, bestätigt Urbanski. „Der ‚Rental’-Anteil stieg hingegen in den letzten Jahren stetig an und macht derzeit 64,5 Prozent des Ratenumsatzes aus.“„ComFour“ nennt Jungheinrich Financial Services seine neue Lösung: ein Vertrag mit vier Varianten. Basis sind traditionelle Finanzierungsprodukte wie ‚,Teilzahlung‘‘‚ ,‚Mietkauf‘‘‚ und ‚,Leasing‘‘ mit und ohne Andienung des Restwertes am Vertragsende und die Komplettlösungen ‚,Rental‘‘. Vorteil von ComFour: Während der Vertragslaufzeit kann ein Unternehmer zwischen den einzelnen Varianten wechseln. „Miet- und Rentalverträge sind an Full-Service-Leistungen gekoppelt“, sagt Urbanski. Außerdem bietet Jungheinrich laut Urbanski eine In-House-Versicherungslösung. So ist ein Spediteur mit der Jung-heinrich-Maschinenbruchpauschale beispielsweise gegen Feuer, Brand, Transportschäden versichert. Außerdem verspricht das Unternehmen bei einer Flotte von zehn Flurförderfahrzeugen „Zusatzleistungen, die insbesondere die Administration und das Flottenmanagement erleichtern“ sollen. Eine Maschinenbruch-Versicherung offeriert mittlerweile auch Toyota Financial Services neben den klassischen Finanzierungsoptionen. Und Anbieter Linde bindet zudem Sicherheitsprüfungen wie die UVV nach VBG 12 ein – inklusive Prüfbücher mit Prüfbericht sowie einer Dokumentation mittels Prüfplakette.Flexible Service-LösungenStill hat hingegen mit dem Total-Flexibel-Vertrag ein Programm aufgelegt, das neben Kurz- und Langzeitmiete und Mietkauf auch das Leasing neuer oder gebrauchter Flurförderzeuge bietet. Clou: die „Dynamic-Rate“. Spediteure zahlen letztlich eine Rate, die auf der Einsatzdauer der Flurförderfahrzeuge basiert. Auch bei Still kann ein Spediteur während der Vertragslaufzeit zwischen einzelnen Vertragsarten flexibel wechseln und wählen, ob er die Full-Service-Leistungen und Maschinenpauschale darin inbegriffen haben will oder nicht, sagt Produktmanager Mertes. „Zudem stehen Optionen wie Reifen- oder Gabelzinkenersatz ex-/inklusive, Batterie-Service oder Flottenmanagement zur Wahl.“ ❙❚■ Rainer Barck, freier JournalistMittlerweile machen Anbieter 30 bis 50 Prozent ihres Umsatzes mit alternativen FinanzierungsmöglichkeitenGabelstaplerPraxislöung „Die Fiege-Gruppe hat in Deutschland 1500 Stapler im Einsatz. Für die Versorgung unserer Flotte arbeiten wir mit zwei großen deutschen Herstellern zusammen. Abgesehen von Bedarfen in Spitzenzeiten, wofür wir phasenweise gegebenenfalls kurzfristig Stapler mieten, setzen wir bei unserer Staplerflotte nicht auf Kauf, sondern ausschließlich auf mehrjährige Leasinglösungen. Dies hat mehrere Gründe. Zunächst sind Finanzierungsgeschäfte fiskalisch und finanztechnisch gesehen günstiger als Kauf und eine langjährige Abschreibung der Geräte. Für uns ist zudem wichtig, dass wir uns bei unseren Services auf die Funktionsfähigkeit der Geräte und die Technik verlassen können. Unsere Kernkompetenz ist es nicht, Stapler zu reparieren. Daher haben wir mit den beiden Herstellern für alle Geräte Full-Service-Rental-Verträge geschlossen. Wir profitieren so von einer hohen Verfügbarkeit der Flurförderfahrzeuge bei planbaren Kostenblöcken. Zudem können wir dank Rental-Verträgen die Wartungs- und Reparatur-Leistungen der Hersteller flexibler gestalten. Im Übrigen gilt es abzuwägen, ob man bei kurzzeitigem Bedarf nicht viel effizienter haushaltet, wenn man Flurförderfahrzeuge und Fahrzeugführer als Team mietet. Wir setzen zunehmend auch auf diese Optionen.“„Unsere Kernkompetenz ist es nicht, Stapler zu reparieren“Warum die Fiege-Gruppe bei Gabelstaplern ausschließlich auf Miete und Leasing setzt, sagt Rembert Horstmann, Direktor Marketing der Fiege-Gruppe in Greven.

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