Gefahrgut-Innovationspreis

Gefahrgut-InnovationspreisCarbon im SerienbauDie VerkehrsRundschau-Schwesterzeitschrift Gefahrgut verlieh den diesjährigen Innovationspreis an Willig Fahrzeugbau für einen Tankwagen-Querträger aus Kohlefaserverbundwerkstoff, der jetzt in Serie produziert wird. Gewicht sparen und zugleich die Stabilität des Fahrzeugs beibehalten, vielleicht sogar noch verbessern: Zwei Vorgaben, an denen sich die Hersteller von Tankaufliegern regelmäßig neu beweisen müssen. „Effizienz und Sicherheit sind die beiden großen Themen in der Branche“, weiß Andreas Gillner, Geschäftsführer des Tankfahrzeugbauers Willig in Straubing. Gemeinsam mit dem Zulieferer Becker Carbon haben die Niederbayern deshalb eine Lösung entwickelt, die beide Zielsetzungen miteinander verbindet: die Querverstrebung Willig BC+ aus kohlefaserverstärktem Kunststoff, dem sogenannten Carbon. Dafür hat das Unternehmen nun den Innovationspreis „Gefahr/gut 2012“ erhalten.Vorteil: Carbon soll nicht alternBereits im Jahre 2008 begann man bei Willig mit Verbundwerkstoffen zu arbeiten. „Wir hatten immer wieder überlegt, wie wir die Nutzlast der Auflieger erhöhen können“, erinnert sich Robert Klebensberger aus der technischen Leitung des Herstellers und ergänzt: „Wir haben uns schließlich entschieden, einen hochfesten Werkstoff in Verbindung mit Aluminium zu verwenden.“ Der Kohlefaserwerkstoff Carbon zeichnet sich durch ein geringes Gewicht bei gleichzeitig sehr hoher Belastbarkeit aus. Bekannt ist das Material deshalb vor allem aus Motorsport und Flugzeugbau. Willig nutzt seine Eigenschaften für eine neuartige Querverstrebung zwischen den Achs-Halteböcken von Tankaufliegern, die die bisher verwendeten Stahlelemente ersetzt.Das Problem dabei ist, die beiden Materialien Carbon und Aluminium sicher zu vereinen. „Wir binden das Teil formschlüssig an“, verrät Klebensberger. Dazu wird der Querträger an beiden Enden so geformt, dass er in das Alu-Anbauteil passt und dort mithilfe einer Harzmasse verklebt wird. Die drei Schrauben, die das Kohlefaserteil an die Halterung pressen, sind deshalb nur auf Zug beansprucht und übertragen keine Scherkräfte.Da Carbon nicht altert und auch keine Korrosion kennt, ist das Material deutlich langlebiger als etwa Stahl. Das erste entsprechend ausgerüstete Fahrzeug läuft laut Andreas Gillner seit mehr als zwei Jahren, hat über 210.000 Kilometer gefahren sowie erfolgreich einen Lebensdauertest und verschiedene weitere Prüfungen bestanden. Zudem spart der neue, leichte Werkstoff Gewicht: Auf insgesamt rund 200 Kilogramm beziffert Willig die Reduktion bei einem Dreiachssattel mit drei Querverstrebungen, was sich unmittelbar auf die verfügbare Nutzlast auswirkt.Der Querträger stabilisiert den TankGleichzeitig macht der Carbonträger das Fahrzeug stabiler, da die eingeleiteten Kräfte bereits im Rahmen neutralisiert werden. „Durch die extreme Steifigkeit im unteren Bereich der Konstruktion verhindern wir, dass Kräfte unnötigerweise an den oben liegenden Tank herankommen“, erklärt Christian Zankl, ebenfalls in der technischen Leitung des Herstellers beschäftigt. Die Spannungswerte, die mit der neuen Konstruktion erreicht werden, unterschritten die Werte der alten Konstruktion signifikant. Zankl: „Da ist noch einiges an Reserve drin.“Mehr Sicherheit und höhere Nutzlast haben ihren Preis: 5200 Euro kostet ein Dreiachsaggregat mit Carbonverstrebungen mehr als ein herkömmlicher Auflieger. „Aber unsere Erfahrung hat gezeigt, dass der Spediteur den Mehrpreis innerhalb von zwei, höchstens drei Jahren reingefahren hat“, sagt Gillner.Seit 1. Januar 2012 sind die neuen Modelle auf dem Markt erhältlich. Bestand die erste Serie nur aus drei und die Folgeserie aus zwölf Stück, umfasst die aktuelle Serie bereits 49 Einheiten. „Bis Ende August sind alle auf der Straße“, verspricht Techniker Klebensberger, „und es gibt schon etliche neue Anfragen“. Nachgefragt werden die Fahrzeuge besonders in Skandinavien, wo höhere LKW-Gesamtgewichte erlaubt sind und sich die Gewichtsersparnis bei den dort üblichen Vierachsaufliegern noch stärker bemerkbar macht.Momentan ist die Querverstrebung aus Carbon nur für BPW-Achsen lieferbar. Allerdings entwickelt Willig Anbindungen auch an Achsen von Mercedes Benz und SAF, um den Kunden ein größeres Portfolio anbieten zu können. Und über weitere Verwendungsmöglichkeiten des Wunderstoffs Carbon denkt man in Straubing ebenfalls nach. „Da ist das Ende noch lang nicht erreicht“, prognostiziert Geschäftsführer Andreas Gillner. ❙❚■ Rudolf GebhardtBis auf die Maserung unauffällig: der CFK-Querträger in eingebautem ZustandDas stolze Team (von links): Robert Klebensberger, Christian Zankl, Lorant Mannherz (alle Willig), Erich Wittmann (Becker Carbon), und Willig-Geschäftsführer Andreas GillnerSchickes Showstück: Der Träger als AusstellungsstückGefahrgut-InnovationspreisDas sind die neun Gewinner seit 2003:2003: Kraftwerk Mehrum2004: Spedition Hans Lechner2005: Sommer Fahrzeugbau2006: LSU Schäberle2007: Nordpack2008: Clariant2009: Container Master Project2010: Cargo Safety Systems2011: Merck

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