Finanzierung neuer Schiffe

Finanzierung neuer SchiffeDeutsche Reeder in FinanzierungsnötenAuch wenn immer mehr Reedereien enorme Probleme haben, Geld für die Finanzierung neuer Schiffe zu bekommen: Mit einem Absinken der Seefrachtraten ist kurzfristig jedoch nicht zu rechnen. Laut Bundesregierung gab es in Deutschland im vergangenen Jahr 3700 finanzierte Schiffe. Die Mehrzahl dieser Schiffe wurde von privaten Geldgebern und den Schiffsbanken finanziert. Vor allem Charterreeder gehen dabei den Weg über geschlossene Fonds: Anleger kaufen gemeinsam ein Schiff und werden als Kommanditisten Miteigentümer der Schiffe. 600 Dollar Fracht für einen ContainerDoch diese Finanzierungsquellen drohen zu versiegen. Die Banken halten sich aus Angst vor neuen Risiken zurück. Auf privater Seite ist der Finanzierungsstrom fast komplett zum Erliegen gekommen. In den ersten neun Monaten dieses Jahres wurden gerade einmal 200 Millionen Euro Eigenkapital in neue Schiffe investiert. 2007 waren es noch 3,5 Milliarden Euro.Schuld an dem Rückgang sind die enormen Überkapazitäten in fast allen Schifffahrtsmärkten. Laut dem Branchendienst Alphaliner kostet die Verschiffung eines 20-Fuß-Standardcontainers auf der Route von Asien nach Nordeuropa gerade noch etwas über 600 Dollar. Im Januar war es mehr als das Doppelte. In der Folge sind auch die Charterraten für die Schiffe abgestürzt. Bekamen die Reedereien für ein 3500-TEU-Schiff laut Branchendienst Harper Petersen im September noch 13.500 Dollar Miete pro Tag, so sind es heute gerade einmal 7400 Dollar. In vielen Fällen können die Reeder damit weder die Betriebskosten noch Zinsen und Tilgung für die Kredite bezahlen. Immer mehr Schiffsfonds geraten in Finanzierungsnöte. Das Analysehaus Deutsche Fonds Research ermittelte, dass bereits 262 Schiffe saniert wurden, weitere 64 seien derzeit in akuter Gefahr. In der Vergangenheit waren die Banken zu Zugeständnissen, wie Tilgungsaussetzungen, bereit. Doch der Wille für weitere Rettungsmaßnahmen schwindet. „Die Banken werden ohne grundlegende Änderungen nicht bereit sein, solche Fondsschiffe nach Auslaufen der aktuellen Tilgungsaussetzungen weiter zu finanzieren“, glaubt Helmut Rundshagen, Schifffahrtsexperte bei der Unternehmensberatung Ernst & Young. Erste Maßnahmen wie die Stornierung von Schiffen oder die spätere Auslieferung verschafften nur kurzfristig Luft. Willem Slendebroek von der niederländischen Beratungsfirma Dynamar rechnet damit, dass auch in nächster Zeit die zur Verfügung stehende Tonnage das Ladungsaufkommen übersteigen wird. Allein bei den Containerschiffen werde der Zuwachs rund 30 Prozent betragen. Damit dürften die Fracht- und Charterraten in den meisten Schiffsgrößen am Boden bleiben. Nicht alle Reedereien werden den Preiskampf überleben und genügend Kapital für die Sanierung der Schiffe aufbringen können. Rundshagen glaubt, dass die Konsolidierung schon begonnen hat. In Zukunft werde es vermehrt zu Zusammenschlüssen kleiner und mittelständischer Reeder kommen. „Das bringt hoffentlich größere sowie spezialisierte Reeder hervor“, meint der Experte. Diskutiert werden auch Genossenschaftsmodelle, die den Reedern bessere Einkaufskonditionen und vor allem eine stärkere Verhandlungsposition gegenüber Banken verschaffen sollen. ❙❚■ Alexander Heintze, freier JournalistAngesichts niedriger Frachtraten fehlt vielen Reedereien das Geld für den Kauf neuer Containerschiffe

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