Brüssel. Ein Güterzug mit 13 Kesselwagen, in denen Chemikalien von den Niederlanden in nach Belgien transportiert wurden, ist in der Nacht von Freitag auf Samstag nahe der belgischen Großstadt Gent entgleist. Sechs Wagen, in denen sich unter anderem Acrylnitril zur Herstellung von Kunststoff befand, fingen sofort Feuer. Ein 64-jähriger Anwohner kam durch die giftigen Dämpfe ums Leben.
49 weitere Personen wurden zur Behandlung in umliegende Krankenhäuser gebracht. Rund 500 Menschen wurden aus ihren Häusern evakuiert. Die Feuerwehr ließ die Wagen kontrolliert ausbrennen. Der Lokführer hatte den Vorfall sofort gemeldet.
Die Unfallursache ist noch ungeklärt. Laut Zeitungsberichten soll der Lokführer eventuell zu schnell gefahren sein. Andere Quellen geben an, dass vor der Unglücksstelle eine Weiche defekt gewesen sei soll. Genaueres soll die Auswertung der Black-Box ergeben, die aus der Lokomotive geborgen wurde. Sie wird zurzeit von den Behörden ausgewertet. Kurz vor dem Entgleisen der Wagons war der Zug durch einen Baustellenbereich gefahren.
Es ist der dritte Unfall eines Güterzugs mit gefährlichen Substanzen, der sich innerhalb von zwölf Monaten in Belgien ereignet. In ersten Reaktionen stellen belgische Politiker den Transport von Gefahrgütern auf der Schiene in Frage. Auch das Katastrophenmanagement der Rettungskräfte wird kritisiert. Man habe die Bevölkerung zu spät über die gefährlichen Dämpfe informiert.
Am Montag war die Feuerwehr immer noch dabei, das mit Chemikalien verunreinigte Löschwasser aus der Umgebung des Unfallorts abzupumpen. Giftige Substanzen sind nach Angaben des Innenministeriums auch ins Abwassersystem gelangt sein. Die Aufräumarbeiten sollen eine Woche dauern. (kw)