Ein Netz für Europa

Ein Netz für EuropaMit dem neuen EU-Standard ETCS soll die Basis für einen durchgängigen grenzüberschreitenden Bahnverkehr gelegt werden.Für die Güterschiene bringe das einheitliche elektronische Sicherheitssystem "erhebliche Vorteile", verspricht die EU-Kommission. Ergänzt durch einige flankierende Maßnahmen soll das Gütervolumen auf bestimmten Korridoren um 55 Prozent steigen bei Verkürzung der Transportzeiten um ein Fünftel und Steigerung der Zuverlässigkeit um 26 Prozent. Die Bahn werde damit "zu einem attraktiven und sicheren Verkehrsträger für die Güterbeförderung". Ein Dorn im Auge waren der Kommission von jeher die über zwanzig verschiedenen nationalen Signalsysteme, die einen reibungslosen Schienenverkehr quer durch die Union torpedierten. Ziel ist deshalb ein länderübergreifend kompatibles Bahnbetriebssystem, dem man nun mit einer Änderung der EU-Norm für Signalgebung und Geschwindigkeitsüberwachung wesentlich näher kommt. Ohne Halt über die GrenzenMit dem neuen Standard des Europäischen Sicherungs- und Steuerungssystems ETCS werden von der Strecke aus Daten an einen Computer im Zug übermittelt. Er errechnet danach das jeweils zulässige Höchsttempo und bremst den Zug bei Bedarf automatisch ab. Diese Digitaltechnik ist Bestandteil des elektronischen Europa-Verkehrsleitsystems ERTMS, mit dessen Hilfe die internationale Passfähigkeit (Interoperabilität) des Bahnbetriebs und damit ein grenzüberschreitender Nonstop-Verkehr erreicht werden soll. Das ERTMS führt nach Ansicht der EU-Behörde zu weniger Transportkosten bei mehr Sicherheit und Pünktlichkeit der Züge, deren chronische Verspätungen der internationale Dachverband des Kombinierten Verkehrs UIRR immer wieder als größtes Qualitätsmanko im Frachtverkehr kritisierte. Das neue System trage dazu bei, die Schiene zu einer "wettbewerbsfähigeren Alternative gegenüber dem Straßen-, Luft- und Seeverkehr" werden zu lassen, so die Kommission. Darüber hinaus sei es "ein Schlüsselelement für mehrere vorrangige Projekte des Transeuropäischen Verkehrsnetzes (TEN)". Der ETCS-Standard sei nach zehn Jahren intensiver Forschung und Entwicklung zwischen 2000 und 2007 rechtsgültig gemacht und gleichzeitig in der Praxis erprobt worden. Ab 2005 habe man die Spezifikationen verfeinern müssen, um von einer lokal begrenzten Anwendung auf die Interoperabilität aller europäischen Vorhaben überzugehen, informierte die Unionsbehörde. Mit ihrer jetzigen Entscheidung werde "das Risiko ausgeschlossen, dass wegen Unklarheiten inkompatible Strecken entstehen". Zudem werde gesichert, dass Züge mit ETCS-Ausrüstung jede mit diesem System ausgestattete Europa-Strecke befahren können. Heute sind nach EU-Angaben bereits 2000 Schienenkilometer ETCS-tauglich. Im Jahr 2012 sollen es mehr als 11.000 Kilometer sein. Für EU-Verkehrskommissar Jacques Barrot schafft das jetzige Vorhaben "die Voraussetzungen für eine von Rechtssicherheit und Interoperabilität geprägte Zukunft des europäischen Eisenbahnnetzes".❙❚■ Dieter Wahl, Korrespondent in Brüssel

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