Ein Kürzel macht Karriere

Rein damit: Palette bei der Beladung eines Cargolux-JetsEin Kürzel macht KarriereImmer mehr Luftfracht wird in vorgebauten Einheiten an den Flughäfen angeliefert. Der Trend zum "BUP" reduziert die Umpackvorgänge und verringert somit die Fehlerquellen.Die Spediteure freuen sich, die Cargoflieger ebenso. Nur bei den Abfertigungsunternehmen gibt es neben Gewinnern auch Verlierer. Die Rede ist von BUP. Dieses Kürzel steht für den Zungenbrecher Bulk Unitization Program, herübergeschwappt aus den USA und inzwischen weltweit benutzt. Es handelt sich um Komplettpaletten, die von Spediteuren oder Bodenabfertigern vorgebaut und den Frachtfliegern zum Abflug übergeben werden. Anliefern, rein ins Flugzeug und tschüss. So der Lauf der Dinge. "Bezogen auf die hiesigen Exporte bele-gen Komplettpaletten mittlerweile rund 50 Prozent unserer Frachterkapazitäten", sagt Reinhard Coldewe, Deutschland-Frachtchef von Emirates SkyCargo. Bei den im Rumpf seiner Emirates-Passagierflieger beförderten Sendungen machen BUPs mittlerweile etwa 20 Prozent aus. Und auch im weltweiten Netzwerk der Lufthansa Cargo waren es im vergangenen Jahr 20 Prozent, mit wachsender Tendenz. Schneller, sicherer und preiswerterVorbei scheinen damit die Zeiten, wo Packstücke lose angeliefert und in den Umschlaghallen der Cargo-Airlines in Containern oder auf Paletten verbaut werden mussten. Inzwischen kümmern sich die Spediteure, bisweilen im Verbund mit örtlichen Abfertigern, um diesen Job.Etwa die Emo-Trans GmbH, die in Stuttgart und Frankfurt fertige Einheiten baut. "Sieben bis acht Paletten pro Woche kommen so zusammen", sagt Exportsachbearbeiter Arno Wotschke aus der Stuttgarter Niederlassung der Agentur. Diese werden jeweils dienstags und freitags per LKW nach Zürich beziehungsweise nach Amsterdam gebracht, von wo sie mit Ziel Nord-amerika abgeflogen werden. "Wobei wir keine Lebensmittel, gefährlichen Güter oder Kühlwaren in BUPs verbauen, sondern ausschließlich Standardsendungen", betont Wotschke. Den Vorteil dieses Tuns fasst Emo-Trans-Geschäftsleiter Thomas Klinkhammer mit den Worten "schneller, sicherer, preiswerter und transparenter" zusammen. "Bei BUPs bleibt alles in einer Hand, nämlich in unserer eigenen", hebt Klinkhammer hervor. Weil keine losen Packstücke mehr bei den Bodenabfertigern an den Flughäfen angeliefert werden, entfällt zudem eine Schnittstelle. Weniger Umpackstellen aber reduzieren erfahrungsgemäß die Fehlerquellen. "Bei einer aus vielen verschiedenen Teilen bestehenden Sendung bleibt jetzt kein Einzelstück mehr zufällig im Lager liegen, wenn wir unsere Paletten selbst verbauen", so Klinkhammer. "Abgeflogen wie gebucht" ist die Regel. Was für den Empfänger bedeutet, dass seine Ware tatsächlich an Bord des Fliegers ist. Neben der geringeren Fehlerquote und der Vermeidung von Überbuchungen ist auch die Sicherheit ein zentraler Aspekt. So verringerten BUPs, betont Panalpinas Deutschland-Luftfrachtchef Ewald Heim, das Risiko von Diebstählen sowie Beschädigungen drastisch. Zudem sei, ergänzt Dirk Steiger, auch die Haftungsfrage klar definiert. "Es haftet der Spediteur für die Sicherheit und Richtigkeit jeder Teilsendung innerhalb der Komplettsendung und nicht die Cargo-Airline", betont der Geschäftsführer der Frankfurter Marktforschungsagentur Aviainform GmbH. Für Steiger sind BUPs die Antwort der traditionellen Luftfracht auf das Vorpreschen der Integratoren. "Damit sind die Klassiker näher dran an den Systemverkehren von FedEx, DHL und Co.", sagt Steiger. Denn nichts anderes machten die Expressdienste auch: "In deren Flugzeuge werden doch auch die fertigen Paletten und Container nur reingeschoben und anschließend zu ihren jeweiligen Drehscheiben abgeflogen." Einziger größerer Unterschied: Beim BUP-Prozess sind zwei Parteien involviert: Spediteur und Airline, während die Paketdienste voll integriert sind. Zwei oder drei ParteienBisweilen sind es aber auch drei Parteien, wie das Beispiel der Verladegemeinschaften Future und Challenge belegt. Diese bieten ebenfalls BUPs an, lassen die Einheiten aber von Abfertiger Cargologic verbauen. Die Rhenus-Tochter gehört damit zu den Gewinnern des BUP-Booms. Bei anderen Handling-Agenten herrscht indes Flaute, da immer mehr Spediteure ihre Paletten in Eigenregie zusammen-stellen. ❙❚■ Heiner Siegmund, freier Journalist

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